Wie sollte man gendern?

Das Ergebnis basiert auf 64 Abstimmungen

gar nicht 84%
*in (oder ähnliche) 9%
....In 3%
...../-in 2%
dahinter "(m/w/d)" 2%

17 Antworten

gar nicht

In manchen Fällen verwendet man beide Geschlechterformen, vor allem bei der Anrede. z.B. "Liebe Genossinnen und Genossen" :-))

Ansonsten gendert man nicht. Wenn man z.B. sagt "Der Beruf des Polizisten erfordert..." (irgendwelche Kenntnisse, Eigenschaften...), dann reicht die männliche Form, sonst liest sich das sehr schwer.

Von Experte earnest bestätigt

Das Thema wird kontrovers diskutiert. Es gibt sowohl Befürworter als auch Gegner. Ich habe mich selbst intensiv mit dem Thema befasst und bin zum Entschluss gekommen, dass die in Deutschland verwendeten Formen zum Gendern sinnfrei sind und nicht verwendet werden sollten. Die bezwecken das genaue Gegenteil von dem, was viele durch das Gendern erreichen wollen.

Im nachfolgenden Artikel wurde dies anschaulich dargestellt. Ich habe ein paar Auszüge zitiert, rate aber jedem zum Lesen des ganzen Artikels. Der Tagesspiegel berichtet:

Im Grunde gibt es nur ein einzig wirklich gutes Argument gegen das Gendern: Es ist leider sexistisch. Ich sage leider, denn Menschen, die Gendern sind grundsympathisch. Wer gendert, tut das in der Regel, um auf sprachliche und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Gendern ist eine sexistische Praxis, deren Ziel es ist, Sexismus zu bekämpfen.

Weitere Auszüge aus dem Artikel konkretisieren das Problem:

Die Standardvorstellung der meisten Berufsbezeichnungen ist nicht nur die eines Mannes, sondern die eines weißen, christlichen, heterosexuellen Mannes. Wenn es also eine Wortform für weibliche Berufsausübende braucht, bedarf es dann nicht genauso einer Wortform für jüdische oder schwarze oder schwule Berufsausübende mit Behinderung? Wenn es wichtig ist, ein Wort zu verwenden, das die beiden Informationen „Bundeskanzler“ und „Frau“ oder „Schriftsteller“ und „Frau“ enthält, wäre es dann nicht genauso richtig, auch die Information „jüdisch“ in das Wort aufzunehmen?
Warum fühlt sich Schriftstellerjude oder Schwarzgast so verdammt falsch an, wenn Schriftstellerin und Gästin im öffentlichen Diskurs nicht nur in Ordnung, sondern auch noch anti-diskriminierend sein sollen. [...] Wenn wir im Deutschen gendern, dann sagen wir damit: Diese Information ist so wichtig, dass sie immer mitgesagt werden muss. [...] Es ist (heute) selbstverständlich, dass beim Wort Lehrerzimmer oder Schriftstellerverband auch jüdische Lehrer und schwule Schriftsteller gemeint sind, ohne dass wir vom Schriftsteller*schwulen-Verband oder vom Lehrer*juden-Zimmer sprechen, nur weibliche Lehrer und Schriftsteller sollen extra genannt werden. Wenn wir gendern, sagen wir damit, diese Information darf niemals nicht gesagt werden. [...] Ein türkischer, ein behinderter, ein schwuler Autor, Lehrer oder Immobilienmakler kann manchmal auch einfach nur ein Mensch sein [...] Nur eine Frau wird das Frausein niemals los. Und wenn sie sich doch mal als Schriftsteller bezeichnet, erinnert sie ein Kollege. Er erinnert sie daran, dass sie aufgrund ihres Geschlechts niemals Schriftsteller sein kann, sondern immer nur Schriftstellerin
Wenn es mich nicht gerade traurig macht, kann ich einen gewissen Humor darin entdecken, wie besessen Deutschland von Genitalien ist. Denn mit wenigen Ausnahmen geht es beim Gendern um Genitalien, nicht notwendigerweise um die, die wir sehen, aber um die, von denen wir denken, dass sie da sind. Ginge es um Geschlechteridentitäten jenseits physischer Merkmale, könnten wir nicht einfach drauf losgendern, sondern müssten erst mal ein Geschlecht erfragen. Wer aber nicht explizit als trans Person gelesen wird, der wird nicht gefragt, sondern gegendert.

Im angelsächsischem Raum wird ganz anders gegendert:

Während die Deutschen sich für das permanente Benennen von Geschlechterunterschieden entschieden haben, haben die Briten sich entschieden, das Anzeigen von Geschlechtlichkeit so weit wie möglich zu vermeiden. [...] Die scheinbare sprachliche Maskulinität von generischen Berufsbezeichnungen wirft ein Henne-Ei-Problem auf: Sind die Berufsbezeichnungen inhärent männlich und brauchen daher eine parallele weibliche Form, oder sind sie inhärent generisch und wirken nur deswegen männlich, weil sie historisch nur von Männern ausgeführt werden durften? [...] Mit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts 1928 und spätestens ab 1979, als Margaret Thatcher Premier wurde, wurde das Wort "Prime Minister" faktisch generisch, konnte Männer und Frauen bezeichnen und wird mit jedem weiblichen PM immer generischer, wobei zur vollen Gleichheit noch einige Dutzend weibliche "Prime Ministers" fehlen. [...] Hätte Deutschland den angelsächsischen Weg der Geschlechtergerechtigkeit eingeschlagen, dann gäbe es im Jahr 2020 sechsjährige Kinder, für die das Wort Bundeskanzler in erster Assoziation ein weibliches ist, weil sie es noch niemals erlebt haben, dass ein Mann Bundeskanzler ist. Durch die Verwendung der beiden unterschiedlichen Wörter „Bundeskanzler“ und „Bundeskanzlerin“ haben wir uns um diesen Sprachwandel gebracht.

Das Problem ist also nicht das Gendern, sondern das Problem ist die Art und Weise wie wir gendern. Aktuell sind wir auf dem Holzweg.

Auch eine Mehrheit der Deutschen lehnt das Gendern ab. Medien berichten:

In Deutschland wächst die Ablehnung einer geschlechtergerechten Sprache. Hielten im vergangenen Jahr 56 Prozenten der Deutschen nichts von einer stärkeren Berücksichtigung unterschiedlicher Geschlechter in der Sprache, so sind es gegenwärtig 65 Prozent der Bevölkerung. Das ergab eine Umfrage, die Infratest Dimap Mitte Mai exklusiv für diese Zeitung erhoben hat. Diese 65 Prozent lehnen Formulierungen wie „Zuhörende“ statt „Zuhörer“ und die Nutzung des großen Binnen-I („WählerInnen“) oder des Gendersternchens in der Schriftsprache ebenso ab wie eine Kunstpause vor der zweiten Worthälfte („Pendler_innen“) in der gesprochenen Sprache.
*in (oder ähnliche)

Im schriftlichen finde ich das angemessen, verkürzt die Sache ungemein. Beim Sprechen finde ich es unangenehm wenn diese seltsame Sprechpause eingefügt wird. Da kann man dann auch sowas wie Schüler und Schülerinnen ausprechen, ist ja kein Umstand. Ansonsten einfach nicht gendern, mit dem maskulinen Plural ist eh jeder gemeint.

gar nicht

Wenn es denn schon sein muss eine Bezeichnung für beide Geschlechter zu verwenden, das kann man auch "Studenten und Studentinnen", "Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen" schreiben. Jedes einigermassen brauchbare Schreibprogramm hat eine Autokorrektur die aus "StudIn" "Studenten und Studentinnen" machen kann. Das stört den Lesefluss erheblich weniger als irgendwelche * oder : mitten im Wort.

Aber wer fragt schon nach Hirn wenns um Dogmen geht :(

Ich würde ehrlich gesagt am ehesten mit Umschreibungen und Partizipien gendern, daher: Studierende, Lehrkräfte, Feuerwehrleute. Oder, um auf des Beispiel in der einen Antwort einzugehen: der Polizeiberuf erfordert... / für eine Anstellung bei der Polizei wird ... benötigt.

Ganz im Notfall würde ich auf das Sternchen ausweichen, für Professor*innen zum Beispiel habe ich noch keine schöne Lösung gefunden.