Wie sieht Hiob Gott?

8 Antworten

Nachdem oder vielmehr weil Gott ihm alles nahm.

Hi 3,1-4a: "Danach öffnete Hiob seinen Mund und verfluchte seinen Tag. 2 Und Hiob begann und sagte: 3 Vergehen soll der Tag, an dem ich geboren wurde, und die Nacht, die sprach: Ein Junge wurde empfangen! 4 Dieser Tag sei Finsternis!"

Wer den Tag seiner Geburt verflucht, verflucht damit indirekt auch den der das Leben gibt - Gott.

Das ist die härteste und schärfste Gotteskritik die wir in einer Schrift eines Monotheismus' der Antike finden. Und sie ist Ausgangspunkt dafür, sich aus dem jahrtausende alten Denken eines Tun-Ergehen-Zusammenhangs zu befreien, was eines der wesentlichen Ziele dieser Schrift war.


Sogradest 
Beitragsersteller
 26.12.2024, 10:03

Ich kann die Wut auf Gott total nachvollziehen, da kein Unterschied zur Evolution besteht.

Hiob sieht Gott als allmächtig, gerecht und unergründlich, auch wenn er es nicht sofort versteht. Die Geschichte von Hiob zeigt eine krasse Entwicklung: Am Anfang zweifelt er an Gottes Gerechtigkeit, weil er so viel Leid ertragen muss, obwohl er selbst nichts falsch gemacht hat. Er verliert seine Familie, seinen Besitz und wird schwer krank. Das alles geschieht, weil Gott dem Teufel (Satan) erlaubt, Hiobs Glauben auf die Probe zu stellen.

Hiob klagt und ringt mit Gott, aber er gibt seinen Glauben nie völlig auf. Am Ende spricht Gott selbst zu Hiob, und das verändert alles. Gott zeigt ihm, wie unermesslich groß und weise Sein Plan ist. Etwas, das Hiob mit seinem begrenzten menschlichen Verstand nie komplett begreifen kann. Hiob erkennt, dass Gott souverän ist und dass er Vertrauen haben muss, auch wenn er die Gründe für sein Leid nicht versteht.

Hiobs Worte danach sind beeindruckend: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen, aber nun hat mein Auge dich gesehen“ (Hiob 42,5). Er erkennt Gott plötzlich viel tiefer, als er es vorher je konnte. Das Leid bringt ihn zu einer direkten, ehrfurchtsvollen Begegnung mit Gott.

Hiob lehrt uns also, dass Gott auch in schwersten Zeiten vertrauenswürdig bleibt, selbst wenn wir keinen Sinn sehen. Sein Plan ist größer als unser Verstehen und am Ende führt er uns zur Wahrheit und Nähe zu ihm.


Sogradest 
Beitragsersteller
 26.12.2024, 22:28

Tja aber zu Milliarden, die Unrecht ertragen müssen, spricht kein Gott. Und nun???

Hiob hat sich getraut an Gott zu zweifeln, ihn zu kritisieren und ihm dabei in die Augen zu schauen. Für mich ist er ein weitaus großerer Held als alle anderen Bibelgestalten bis auf Jesus. Aber für mich ist das auch im Durchschnitt eine Riesenbande voll Pfeifen was das Durchblicken der Wahrheit angeht. Das Beste Beispiel dafür ist Ambraham, der für einen Bund mit Gott seinen Sohn töten soll. Für die Christen und Juden ist er wegen seiner Opferbereitschaft ein großer Held, und das es durchaus ein großer innerer Kampf wahr will ich ihm nicht absprechen. Nur den eigendlichen Kampf und die Möglichkeit der Erkenntnis über den, der hier den Gott spielt hat er verpasst. Drei Fragen dazu:

1. Was ist das für ein Gott, der Opfer fordert für einen Bund den wir seit Anbeginn unseres Lebens sowieso haben?

2. Warum will er ihn zum Mörder machen wenn er dann später sagt: Du sollst nicht töten!?

3. Wie pervers muss Jemand sein, der ernsthaft für eine "Liebesbeziehung" verlangt den zweitgrößten Geliebten zu töten?

Warum ich von Abraham schreibe? Hiob ist der einzige Charak in der Bibel der sich traut Gott zu wiedersprechen. Und gegen die Meinung seiner Freunde geht die Sache gut aus für ihn und er erfährt keine Strafe sondern Lohn.

Zuerst zweifelt Hiob an Gott, seinem Plan und an seiner Gerechtigkeit. Am Ende ist er geläutert und vertraut ihm.

Kapiert hat er es dennoch nicht. Es geht um die Auseinandersetzung die in ihm stattgefunden hat und um die Herausforderungen die er gemeistert hat, und nicht das er seine "Waffen" niedergelegt hat und zu "Gott" gefunden.

In Wahrheit ist die Sache ganz anders. Du kannst Christ sein, Hindu, Moslem, Atheist oder dir deinen eigenen Glauben zusammen basteln - die Frage ist immer was du daraus machst! Im Mittelalter waren die Menschen sehr gläubig haben auf der anderen Seite zB. Kräuterweiblein und Homosexuelle bei lebendigem Leib verbrannt.

Die "Prüfungen", die uns auferlegt werden sind immer vielschichtig und bisweilen paradox, genau so wie auch unsere Persönlichkeitsanteile vielschichtig und bisweilen paradox sind. Die Auseinandersetzung mit einem vermeintlichen Gott macht dabei keine Ausnahme. In Wahrheit hat kein Gott Hiob etwas genommen oder ihn geprüft, sondern das Leben. Der Machtl, den es tatsächlich gibt da oben (zu dem ich nicht mehr Gott sage) ist vielmehr ein Dramaturk, ein Träger/Versorger/Challenger oder eine große Erdenseele und hat bis jetzt alle Götter gespielt die es bis jetzt gab.

(Es wird nie etwas von dir erwartet oder geboten - du entscheidest und brauchst keine Rechenschaft abzulegen. Wenn du das möchtest kannst du nicht nur mit Gott hadern und streiten, du kannst ihn auch schimpfen, anschreien oder mit ihm rumblödeln. Du bist es und darum geht es.)

High Five!

Der folgende Artikel ist dazu recht interessant: Buch Hiob

Er sieht ihn immer gleich. So wie er ihn davor gesehen hat, sah er ihn auch danach.


Sogradest 
Beitragsersteller
 26.12.2024, 07:33

Glaub ich nicht, denn nur ein sehr oberflächlicher Charakter vergisst seine Lieben oder hälst du sowas typisch für einen Christen/Juden?