Wie schafft ihr es, angesichts der Grausamkeiten, Ungerechtigkeiten und dem Leid dieser Welt an einen gütigen, gerechten und allmächtigen Gott zu glauben?

13 Antworten

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Die berühmte Theodizeefrage wurde schon von Epikur aufgegriffen.

Entweder will Gott das Übel beseitigen und kann es nicht, oder er kann es und will es nicht, oder er kann es nicht und will es nicht, oder er kann es und will es. Wenn er nun will und nicht kann, ist er schwach, was auf Gott nicht zutrifft. Wenn er kann und nicht will, ist er missgünstig, was ebenfalls Gott fremd ist. Wenn er nicht will und nicht kann, dann ist er sowohl missgünstig wie schwach und dann auch nicht Gott. Wenn er aber will und kann, was allein sich für Gott ziemt, woher kommen dann die Übel, und warum nimmt er sie nicht weg?

(Epikur, gr. Philosoph, 341-ca. 270 v. Chr.)

Übrigens haben sich auch die Bibelschreiber in der Hiob-Geschichte mit dieser Frage beschäftigt. Das ist aber mehr schlecht als recht gelungen, da Gott hier sogar als Mitverursacher von Leid auftritt.

Gott löst also nicht das Problem, sondern er ist Teil des Problems.

Agnos2  18.06.2023, 15:53

Da Gott nur vollkommenes schafft, aber der Mensch geprüft werden muss, ehe er Anspruch auf den himmel hat, musste ein Fall konstruiert werden, damit eine Welt mit gut und böse existiert, um sich entscheiden zu können. Entscheiden kann man sich nur, wenn es mindestens zwei Möglichkeiten gibt

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joergbauer  18.06.2023, 21:53

Ganz schlechte Idee Gott auf die Anklagebank zu zerren - jeder schaue besser auf sich und seine Sünden.

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Campeona 
Fragesteller
 18.06.2023, 22:04

Wow, danke für diese sehr interessante und fundierte Antwort!

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Bei den Antworten finde ich 2 Haupttypen.

  1. Die Natur sei "grausam". Sie erhält so das Gleichgewicht unter den Populationen und eine Population gesund. (Kategorie des "Seins"). Tiere sind im wesentlichen instinktgesteuert. Menschen sollten kraft ihres Verstandes mehr als nur ihr tierischer Anteil sein. Sie können eine Zivilisation, Ethik, "gerechte" Normen etc. entwickeln, um einer Vielzahl ihresgleichen gute Lebensverhältnisse zu ermöglichen. (Kategorie des "Sollens"). Natur und Kultur, Sein und Sollen zu vermengen, führt zum logisch falschen Sozialdarwinismus mit seinen verheerenden Folgen: Hitler war z. B. ein Sozialdarwinist. Er sagte vor seinem Selbstmord: "Wenn Deutschland nicht fähig ist, in diesem Krieg zu gewinnen, ist es nicht wert, zu überleben.!" Kolonialisten, Imperialisten und Faschisten lieben sozialdarwinistische Ideen, weil sie eine angebliche "Rechtfertigung" für die Unterdrückung anderer, "niedrigerer" Rassen bieten. Menschen ebenso wie Wildtiere gehören jeweils genetisch derselben Rasse an, nur bei domestizierten Tieren wur-den verschiedene "Rassen" gezüchtet. Das sagt die Biologie aus.

2. Gottes "Eigenschaften" werden zu Recht als unvereinbar angesehen. Wenn er all das Schreckliche auf der Welt wirklich zuließe, wäre er nicht barmherzig, sondern ein Monster. Wenn er es nicht verhindern kann, wäre er nicht allmächtig. Wenn er es nicht vorausgesehen hätte, wäre er nicht allwissend. Diese philosophische Aporie läßt sich auflösen, indem diese Eigenschaften als bloße Projektionen, Wünsche der Menschen angesehen werden. Ein ähnliches Beispiel ist der sogenannte Gottesbeweis des Anselm von Canterbury. Er meinte, das höchste denkbare Wesen, Gott, müßte existieren, was falsch ist. Im sog. unendlichen Regreß (wenn man die Ursachenkette zurückverfolgt) kommen die Theisten zur Meinung, Gott müsse unerschaffen und ewig sein, die Materialisten aber zur Auffassung, die Materie sei immer schon da, also ewig. Beide Auffassungen kann man nicht beweisen, weil sie metaphysisch und unserer Erfahrung entzogen sind.

Der Mensch ist ein Sünder und entsprechend sieht es in der Welt aus. Was muss noch alles passieren damit der Mensch einsieht Hilfe und Erlösung zu brauchen? Gott ist nicht das Problem sondern die Lösung! Die Lösung ist das biblische Evangelium im gekreuzigten Gottes Sohn Jesus Christus -

Johannes 3, 16-18: "Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes".

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – EBTC Internationale Bibelschule Berlin, Autor
Campeona 
Fragesteller
 18.06.2023, 22:36

Das hieße dann aber, dass auch ein abgrundtief schlechter Mensch, der in seinem Leben viel Böses getan hat, nicht gerichtet würde, nur, weil er an Gott glaubt.

Und ein Ungläubiger, der nur vergleichsweise kleine "Sünden" begangen hat, würde dann nicht erlöst werden?

Das einzige Kriterium ist dann also der Glaube? Nicht, wie ein Mensch gelebt und gehandelt hat?

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wrkp1608  04.03.2024, 18:21
@Campeona

Paulus, der das Gesetz nicht halten konnte (was er selbst zugab), verabsolutiert den Glauben, in dem er Rechtfertigung zu finden glaubte, Jakobus als jüdischer Traditionalist dagegen die Werke. Aber - Glaube ohne Werke ist unglaubwürdig, und Werke ohne ethische Grundhaltung bloß pharisäisch. Beides zusammen ist notwendig.

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joergbauer  05.03.2024, 21:55
@wrkp1608

Rechtfertigung im Glauben an das Erlösungswerk von Jesus aus Gnade - das ist was Paulus lehrte und glaubte.

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Da Gott nur vollkommenes schafft, aber der Mensch geprüft werden muss, ehe er Anspruch auf den himmel hat, musste ein Fall konstruiert werden, damit eine Welt mit gut und böse existiert, um sich entscheiden zu können. Entscheiden kann man sich nur, wenn es mindestens zwei Möglichkeiten gibt

Woher ich das weiß:Hobby – Wo nicht weiser Rat ist geht das Volk unter Sprüche 11, 14
Campeona 
Fragesteller
 18.06.2023, 22:11

Aber wäre das denn nicht ein ziemlich grausames "Experiment"?

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Agnos2  18.06.2023, 22:14
@Campeona

Die Frage ist, gäbe es eine andere Möglichkeit und dabei seine Entscheidungsfähigkeit beizuhalten.

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wrkp1608  04.03.2024, 18:35

Das war nur die Meinung von bibelschreibenden Priestern im Alten Testament (siehe Buch Hiob). Noch bei Jesaia steht: "Ich, Jahwe, schaffe das Gute und das Böse. Ich allein, Jahwe, bin es, der das schafft." Spätere Generationen von Priestern ertrugen es nicht, dass auch das Böse von Gott stammen sollte, und erfanden den Streit im Himmel, der mit dem Sturz Luzifers in die Hölle geendet habe. Schon daraus sieht man, dass die Bibel Menschenwerk ist, und neben dem angeblich von Jahwe befohlenen Genozid an den Amalekitern auch Wei-ses enthält.

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wrkp1608  25.03.2024, 18:54

Nein das stimmt einfach nicht. Lies mal Jesaia 45, 6 f.: "Ich bin Jahwe, und sonst ist keiner, der.......Heil wirkt und Unheil schafft." Weil es spätere Priesterschaften nicht ertrugen, dass auch das Böse von Jahwe ausgehen sollte, erfanden sie die story mit der Revolte im Himmel durch Luzifer und den Engelsturz in die Hölle (die Jehovas Zeugen leugnen). Lies dazu das Buch von Heinrich Haas über den Teufel.

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Ich denke, die Menschen sollten sich weniger fragen, warum Gott Leid zulässt. Ich finde, wir sollten uns eher fragen, warum die Menschen Leid zulassen.

Menschen sind an Leid schuld, nicht Gott. Es ist die Schuld einiger Menschen, dass andere z.B. hungern. Im Krieg hungern z.b. Menschen, aber den Krieg haben die Menschen begonnen. Auch wenn sich die Regierung eines Landes nicht genug um die eigene Bevölkerung kümmert, kann es zu Armut und Hunger kommen. Daran sind dann also auch Menschen schuld.

Wenn alle Menschen nach der Nächstenliebe handeln würden, so würde es keinen Krieg geben und alle Menschen würden satt werden.

Ich bin Christ. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.

Campeona 
Fragesteller
 18.06.2023, 22:24

Ich persönlich frage mich ja auch nicht, warum Gott das zulässt. Aber ich würde mir diese Frage stellen, wenn ich an ihn glauben würde.

Ansonsten bin ich aber zu 100 Prozent bei dir.

Nächstenliebe ist mir auch sehr wichtig Und die Werte, die der (historische) Jesus vertreten und selbst gelebt hat, haben für mich bis heute nichts an ihrer Gültigkeit und Bedeutung verloren.

Für mich persönlich ist es völlig sekundär, ob Menschen an einen Gott glauben oder nicht, so lange sie in ihrem realen Leben diese Werte praktisch umsetzen

Was für den einen zum Beispiel die 10 Gebote sind, sind für den anderen eben die universellen Menschenrechte.

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wrkp1608  04.03.2024, 18:27

An vielen negativen Vorkommnissen sind Menschen schuld - nicht jedoch an Naturereignissen wie Vulkanausbrücke, Erdbeben, großen Überschwemmun-gen oder den sehr seltenen Einschlägen großer Metoriten, die die Dinosaurier auslöschten (was auch uns einmal drohen könnte).

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wrkp1608  25.03.2024, 18:56

Stimmt leider nur zum Teil: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis schafft kein Mensch, vielmehr sind diese Dinge bereits in der Schöpfung begründet. Damit hat nicht einmal der Teufel was zu tun.

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