Wie oft muss es regnen, damit keine Waldbrandgefahr mehr herrscht?

2 Antworten

Dazu kann man keine Aussage treffen.

Die Waldbrandgefahr ist von mehr Faktoren als nur dem Regen abhängig.

Wenn es in Brandenburg auf den Sandböden regnet, kann das Wasser zum Beispiel schnell versickern und am nächsten Tag in der Mittagshitze, bei gutem Wind ist die Gefahr wieder genauso wie vorher.

Einfach immer mal wieder in den Waldbrandgefahrenindex oder auf die regionalen Waldbrandwarnstufen schauen.

Da gibt es keinen konkreten Wert, keine Wassermenge und keine Regendauer.

Wenn der Wald brennt, brennt erst mal nicht der Boden. Es ist zwar richtig, dass der nach langer Trockenheit erst einmal etwas Zeit braucht, um Wasser wieder richtig aufnehmen zu können, aber entscheidend beim Waldbrand ist in erster Linie das, was oben drauf liegt: Die Streu. Oder gleich die ganze Vegetation.

Dürre Vegetation, wie etwa Gras, ist extrem gefährlich. Denn das Gras nimmt kaum Feuchtigkeit auf, wenn es wirklich verdorrt ist, und trocknet auch extrem schnell wieder. Und: Es gibt eine extrem hohe Oberfläche mit viel Luft dazwischen, was eine Brandbildung und -ausbreitung beschleunigt.
Bei Streu ist es immer eine Frage dessen, wie sie zusammengesetzt ist und wie dicht sie gelagert ist ("Lagerungsdichte"). Schon stark zersetztes Material ist feinkörniger und kann Feuchtigkeit etwas halten. Frisches Blatt- und Nadelmaterial hat oft noch die wasserabweisenden Schichten der gesunden Blattstruktur und hält das Wasser auch nicht lange. Lockere Streu brennt ebenso wieder leichter als fest verdichtete - weil Sauerstoff überall hinkommt.

Ebenso wichtig ist er Bestand darüber und damit auch die Jahreszeit.

Nadelbäume halten einen großen Teil des Niederschlags in der Krone fest, wo er gleich wieder verdunstet. Das nennt man Interzeption - dieser Teil des Niederschlags erreicht den Boden überhaupt nicht. Das heißt, es muss erst eine ganze zeitlang regnen, bevor man am Boden überhaupt merkt, dass es regnet. Es muss ja erst einmal die Krone "gesättigt" werden, bis was durchtropft. Während Nadelbäume ganz oft ihre Äste fast im 90 Grad-Winkel abstehen haben, haben Laubbäume ganz oft nach oben abstehende Äste. Wenn dazu noch eine glatte Borke kommt (Paradebeispiel: Rotbuche!), kann da das auftreffende Wasser einfach am Stamm runterlaufen. Da kommt viel mehr Wasser wirklich am Boden an - wenngleich schlecht verteilt, zugegeben.
Ein Laubbestand im Winter lässt ohne Laub sogar ganz schön viel Wasser auf den Boden. Und Waldbrandgefahr ist ja nicht nur ein Thema, das im Sommer auftritt.

Du siehst, es gibt extrem viele Faktoren für einen Waldbrand. Flächendeckende Prognosen sind daher relativ schwierig. Und die Maßnahmen, die man für eine Verhinderung von Waldbränden treffen muss, müssen schon weitaus vorsichtiger getroffen werden, als eine Prognose. Nicht umsonst ist das Entzünden offener Feuer in weitem Abstand vom Wald erst erlaubt und im Wald das Rauchen oft gar nicht oder nur dem forstlichen Fachpersonal erlaubt.

Eine eindeutige Antwort auf deine Frage gibt es leider nicht. Da ist viel Erfahrungswert mit dabei. Man muss zur Beurteilung schon entweder ein wirklich entsprechend langes Niederschlagsereignis vorliegen haben, oder mal im Bestand stehen, den man beurteilen soll. Mal die Vegetation sehen und fühlen, mal eine Handvoll Oberboden und Boden nehmen, mal unter das Moos fühlen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung