Wie komme ich aus einer sehr pessimistischen Weltansicht heraus?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Wie komme ich aus einer sehr pessimistischen Weltansicht heraus?

Schopenhauer lesen. Er war kein endgültiger Pessimist im umgangssprachlichem und alltäglichem Sinne, sondern im philosophischen Sinne.

Du hast absolut Recht, Menschen sind eigentlich auch nur Tiere. Deshalb ist es aber z.B auch wichtig, sich um seinen Körper zu pflegen und kümmern. D.h Sport machen. Viel Bewegung in den Tag irgendwie bekommen. Wandern gehen, Spaziergang machen oder morgens joggen z.B

Denn Fakt ist, dass deine Gedanken geprägt sind von deinem physischem Zustand.

Je besser das Wohlbefinden deines Körper, desto besser und dynamischer ist dein Geist.

Ich stimme dir weitestgehend zu. Der Mensch ist aber ein neutrales Wesen, weder "gut" noch "böse". Trotzdem würde ich nicht sagen, dass der Mensch nur den Eigensinn sieht, sondern es gab sehr wohl Zeiten, wo Kooperation vorherrschte statt diese blutrünstieg Konkurrenz. In der Steinzeit beispielsweise hat man keine Klassen gehabt und sich umeinander gekümmert.

Es gibt zahlreiche Studien und Untersuchungen, die belegen, dass der Mensch zu Solidarität sehr wohl fähig ist und es gar in der Natur des Menschen liegt:

Schau mal HIER oder HIER.

Du musst dir klar machen, dass das System ebenfalls Einfluss auf uns nimmt und schlechtes Verhalten fördert.

Der Kapitalismus bzw. der moderne Neoliberalismus entfremdet Menschen und führt sie in die Orientierungslosigkeit. Er produziert eine Müdigkeitgesellschaft und schafft einen pervertierten Liberalismus, wo die Ich-AG glänzt, aber auf Kosten 10 weiterer Menschen in deinem Umfeld.

Der Mensch wird zu einem gewissen Grad für dumm gehalten, sodass sich der Einzelne nicht entfalten kann.

Pumper77 
Fragesteller
 30.09.2022, 02:14

Wow danke so eine gute antwort hätte ich nicht erwartet. Ich werde Schopenhauer auf jeden Fall lesen, vielleicht ein Tipp wo ich anfangen kann ? Dein Gedanken zum Kapitalismus finde ich sehr interessant, vielleicht kannst du mich da noch auf irgendwelche Lyrik verweisen ? Zu der Sacje mit dem Sport, denkst du das nimmt so großen Einfluss auf den Geist ? Ich meine ich gehe ins fitness und das ist gut aber sonnst bewege. Ich mich halt wirklich sehr wenig.

2
Rakey269  30.09.2022, 02:25
@Pumper77
Ich meine ich gehe ins fitness und das ist gut aber sonnst bewege. Ich mich halt wirklich sehr wenig.

Fitness ist schön und gut, aber ich merke, dass es bei vielen einfach Zwang ist. Sobald es so ist, ist der Effekt nicht so gut, wie man ihn eig haben sollte bzw. er kann auch 0 sein.

Probier einfach mal Handys und alles elektronische abzulegen und schau, ob du Herr deiner Sinne bist, oder ob du evtl doch in eine gewisse Abhängigkeit geraten bist.

Und probier einfach, Zeit für dich zu gewinnen. Vielleicht einfach spontan, ohne groß zu überlegen, einen längeren Spaziergang zu machen in der Natur. Roman lesen. Sachbuch, Philosophie, was auch immer. Oder einfach in sich gehen und meditieren, brainstormen usw. usf.

Zu Schopenhauer ist ein perfekter Einsteiger sein Werk Aphorismen zur Lebensweisheit und später dann sein Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung.

Andere nennenswere Philosophen sind Slavoj Žižek, Peter Sloterdijk oder eben Byung-Chul Han. Hier mal ein Einsteiger zu letzterem. Aber auch die anderen haben viel Internetpräsent auf YT z.B

Žižek und Han sind beide ebenfalls kapitalismuskritisch/systemkritisch, wogegen Sloterdijk eher den Menschen und die Gesellschaft an sich analysiert.

0
Boomer619  26.10.2022, 23:36

Mit deiner Argumentation die direkt auf die Systemfrage abzielt, machst du es dir aber auch zu einfach. In Deutschland herrscht weder Neoliberalismus noch reiner Kapitalismus wo der Mensch zur Selbstausbeutung gezwungen wird.

Der Kapitalismus benötigt genau wie jedes andere System eine Form von sozialer Kooperation um zu überleben, weswegen man in englischen auch häufig das Wort >>Kooperation<< als Synonym für gesellschaftliche Unternehmung verwendet.

Der Mensch ist Teil der Natur und als solcher bringt er sein höchstes Leistungspotential erst unter Wahrnehmung von Konkurrenz zur vollen Blühte. Genau dieser Konkurrenzaspekt wird von Kritikern aber reflexartig fehl gedeutet, was der Sache nicht gerecht wird.

Menschen konkurrieren ihrer Natur nach in Gruppen gegeneinander, genau wie im Mannschaftssport. Die Gefahr von außen schweißt Menschen nach Innen zusammen.

Konkurrenz auf individueller Ebener hingegen stellt eine Pervertierung des Kapitalismus dar. Keine Kooperation kann produktiv agieren, sofern die Mitarbeiter sich in einen Konkurrenzverhalten zueinander sehen. Solche Zustände kommen meist am radikalsten in Tier 1 Unternehmen vor. In Großkonzernen, Banken und Beratungsgesellschaften herrscht ausgeprägtes individuelles Konkurrenzdenken. Das liegt daran das solche Unternehmung ihrer Marktmacht und Größe entsprechend eher wie Behörden agieren, wo politische geprägte Netzwerke oft die Karriere bestimmen und eben nicht Leistung.

Jede Mensch hat das Bedürfnis produktiv zu sein um zu spüren das er überhaupt am leben ist. Produktivität ist das Gegenteil von Destruktivität (sterben). Mit Produktivität ist nicht gemeint seinen Arbeitgeber reich zu machen, sondern sich seines eigenen Potentials voll bewusst zu werden um die hieraus entstehenden Möglichkeiten zur Lebensentfaltung voll auszuschöpfen.

Meist sind es Krieg und Katastrophen die sowohl das beste als auch das schlechteste im Menschen hervor holen.

Menschen sind ungern langfristig allein, weil wir unbewusst wissen, dass wir in Katastrophenfall allein nicht überlebensfähig wären. Evolutionsbedingt empfinden wir den Zustand von anhaltender sozialer Abgegrenztheit deswegen als psychologisch schmerzhaft. Die Natur hat das aus Überlebenstaktischen Gründen bewusst so vorgesehen.

Jedes kollektive System provoziert auf die eine oder andere Art eine Form der Entfremdung des Individuums seiner Umwelt gegenüber. Noch warten wir auf ein Utopie von System wo alles spürbar stimmig ist, ich persönlich glaube aber das dieser Tag niemals kommen wird. Es ist die Pflicht des Individuums sich unabhängig seiner Umwelt auf sich selbst zu besinnen um >>im inneren<< Frieden in sich selbst zu finden. Kein System kann diesen Kraftakt an psychologischer Anstrengung für einen selbst abnehmen.

Die Verantwortung beim System abzugeben zeugt von Unmündigkeit und Infantilität. Das soll nicht heißen, dass man fatalistischen gegenüber destruktiven Systemen agieren sollten. Viel mehr sollte man der Priorität nach, zu erst sein eigenes Haus in Ordnung haben bevor man versucht die Welt zu ändern.

Wären wir in einen sozialistischen System, würde wir uns über Bespitzelung, Konformismus und die entsprechenden fehlenden Möglichkeiten zur Ausübung von Individualität beklagen.

Wenn man Schopenhauer gelesen hat (sofern seine recht abstrakte Ausdrucksform eine nicht abgeschreckt hat), sollte man dort nicht aufhören, sondern sich jenen Autoren widmen die Schopenhauers Werke reflektiert haben.

Hier empfehle ich als Soziologen direkt Fromm, der sich auch viel mit Freud, Nietzsche, Marx und Schopenhauer usw. auseinander gesetzt hat und dessen Bücher auch nicht so trocken sind, da er nicht primär für eine wissenschaftliche Zielgruppe geschrieben hat.

0
Rakey269  30.10.2022, 14:35
@Boomer619
Mit deiner Argumentation die direkt auf die Systemfrage abzielt, machst du es dir aber auch zu einfach. In Deutschland herrscht weder Neoliberalismus noch reiner Kapitalismus wo der Mensch zur Selbstausbeutung gezwungen wird.

Es entspricht aber der Wahrheit.

Deutschland vor allem eher linksstehende Parteien haben Deregulierungen eingefüht 1998 usw, wo man sicherlich über die Notwendigkeit einzelner Maßnahmen wie Hartz4 diskutieren kann.

Fakt ist aber, dass die derzeitige Ökonomik vom Monetarismus dominiert wird. Alles gilt der Preisstabilität. Schuldenbremse ist eine Monstranz die nicht angefasst werden darf, aber dann doch irgendwie mit Krediten jeglicher Art umgangen wird usw usf.

Kooperation wurde auch in unserer Gesellschaft ausgetrieben. Mit den 68ern wurde die letzte Bastion des Urkommunismus und zwar der Haushalt und sonstige traditionelle Werte aufgelöst, was dazu führte, das alles dem Markt unterworfen wurde. Selbst die tiefste zwischenmenschlichste Beziehung unterlag plötzlich den Regeln des Marktes. Optimierungsdrang.. sei besser. Sei dynamisch. Sei du selbst. Das entspringt aus neoliberaler Denke.

Jede Mensch hat das Bedürfnis produktiv zu sein um zu spüren das er überhaupt am leben ist. Produktivität ist das Gegenteil von Destruktivität (sterben). Mit Produktivität ist nicht gemeint seinen Arbeitgeber reich zu machen, sondern sich seines eigenen Potentials voll bewusst zu werden um die hieraus entstehenden Möglichkeiten zur Lebensentfaltung voll auszuschöpfen.

Das stimmt nur halb. Ja, Produktivität ist wichtig, aber für seine Tätigkeit entsprechend belohnt zu werden, und es auch zu spüren, ist die andere Sache.

In der Arbeit erzeugt der Mensch sich selbst und in der Natur erzeugt er das Objekt seines Tätigseins. Der Mensch steht mit der Natur in der Wechselwirkung. Wenn du dem Sammler seine Werkzeuge wegnimmst. Oder das wofür er bekannt ist, entfremdest du ihn. Weil sich der Mensch wie du es auch selbst sagst über die Produktivität definiert.

Die Verantwortung beim System abzugeben zeugt von Unmündigkeit und Infantilität. Das soll nicht heißen, dass man fatalistischen gegenüber destruktiven Systemen agieren sollten. Viel mehr sollte man der Priorität nach, zu erst sein eigenes Haus in Ordnung haben bevor man versucht die Welt zu ändern.

Das ist ja ein Strohmann. Niemand will seine Verantwortung beim System abgeben. Auch halte ich nichts von dieser Dichotomie, die du hier zeichnest.

Sein eigenes Haus in Ordnung zu bringen ist wichtig. Gleichzeitig ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass das Haus, welches man auf einer Klippe baut, standfest bleibt und stabil.

Das Hausbauen unterliegt wie viele andere Dinge heutzutage gewissen Systemzwängen, welches den Menschen einschränken in den Optionen.

Ich will hier gar nicht per se gegen den Kapitalismus und den freien Markt argumentieren. Er soll dort weilen, wo es taugt, wo es auch in Ordnung ist. Nicht aber wenn es um Lebensbedingungen geht. Energie, Wasser, Essen usw usf.

Dafür braucht es eine stärkere Gesellschaftsordnung und staatliche Macht und internationale Kooperation auf globaler Ebene um Probleme eben global anzugehen.

Was bringt es dir dein Haus zu bauen, wenn es droht wertlos zu werden, weil der Wert sinkt, oder weils überflutet wird.

0

Deine Sicht auf unsere Gesellschaft ist korrekt. Es ist tatsächlich so. Zum einen liegt es daran, weil wir im Westen so ein System haben, welches eine Ellenbogengesellschaft begünstigt. Zum anderen liegt es auch an der Kultur. Wir Deutsche neigen zum Perfektionismus und Regeln und Ordnung überall zu haben.

Das ist aber nicht die Natur. Daher würde ich dir empfehlen sich mehr in der Natur aufzuhalten und ein Hobby mit Garten oder Natur zu suchen. Dann wirst du geerdet sein und erkennst auch, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt.

Wie kann ich wieder das gute in den Menschen sehen und eine positive Sichtweise haben ?

Indem du dich mit positiven Menschen umgibst. Die Macht der sozialen Ansteckung ist bewiesen und sie ist ultimativ.

Du kannst zB nur positive Menschen in dein Leben zulassen, dann ändert sich auch deine Haltung zum Leben Schritt für Schritt.

Ja ich kenne das Phänomen das du beschreibst sehr gut, es sorgt dafür das man die Welt so sieht wie sie wirklich ist. Weißt Du was arbeitende Menschen oft sagen wenn man sie zu Missständen in der Politik und Gesellschaft befragt? Sie sagen sehr oft das sie gar keine Zeit haben darüber nachzudenken, weil sie soviel arbeiten müssen. Das ist eines der größten Probleme überhaupt in der Welt. Die Menschen kommen abends nach Hause und sind grade noch aufnahmefähig genug für ihr Feierabendbier. Da hilft es auch wenig das der Fußball den Abschluß in den Abendnachrichten bildet. Wenn sie dann mal Zeit haben wirklich drüber nachzudenken, sei es durch arbeitslosigkeit oder längeren Urlaub und dann Folgendes erkennen, wundern sie sich immer wie es dazu kommen konnte.

https://www.youtube.com/watch?v=j800SVeiS5I

Das Gute kannst du wieder sehn indem du selbst Gutes tust und Anderen ein Lächeln aufs Gesicht zauberst. Das kannst du schon erreichen indem du Draußen Andere freundlich grüßt. Zum Glück gibt es da Draußen Viele wie dich die auch wieder auf eine Bessere Welt hoffen möchten. Es liegt ganz in eurer Hand, helft Euch selbst, Ihr habt Alles was ihr dazu braucht ;-)

Du hast ja auch recht

Menschen sind schlecht !