Wie kann man gegen auf diese Aussage von Fridays for Future (FFF) und Grünen Gegner am besten antworten?

11 Antworten

"Hauptargument war eigentlich immer dass die Demonstranten erstmal selber ihr Lebensstil ändern müssen bevor sie Forderungen aufstellen."

Naja, dann könnte man zu Leuten sagen, die gegen die Aufnahme von Flüchtlingen sind, dass diese erstmal selber auf der Flucht gewesen sein müssten, um das beurteilen zu können, wie das ist.

Diese von Anfang an gegen die Kids von F4F verwendete Scheinargument-Methode nennt sich "Tu Quoque", also "Du (doch) auch".

Damit wird von den Sachargumenten abgelenkt und gegen die Person "ad Hominem" (schein-)argumentiert.

Diese Argumentationsart wird häufig dazu verwendet, das angreifende Argument an den Absender zurückzugeben. Dabei wird nicht seine Berechtigung angefochten, das Argument vorzubringen (wie im performativen ad hominem), stattdessen wird die Behauptung des Gegners zum Anlass genommen, um ihn selbst direkt zu tadeln und somit unabhängig von der speziellen Sachfrage zum Schweigen zu bringen.

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Einen gut zu lesenden Verriss dieser Technik bringt der Graslutscher:

https://graslutscher.de/ueber-die-klimaproteste-und-eine-generation-alter-noergler-die-gar-nichts-mehr-kapiert/

Eisenzeit  14.08.2021, 09:24

Ja, das könnte man durchaus so sagen. Möglicherweise ist es aber doch auch ganz anders und es geht eher darum eine Doppelmoral aufzuzeigen, eine Heuchelei. Denn es passt schlecht zusammen einen energieintensiven Lebensstil zu genießen und andererseits Verzicht zu predigen. "Wasser predigen, Wein trinken!"

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realfacepalm  14.08.2021, 18:13
@Eisenzeit

Du hast das mit dem tu quoque Scheinargument gegen die Person auch gelesen und verstanden?

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Meine Theorie ist es dass die Angst vor gesetzlichen Veränderungen so groß ist

Ich stimme Dir zu - ich denke auch, dass das ein Hauptaspekt ist.

Nur statt "gesetzliche Veränderungen" würde ich eher "geellschaftliche Veränderungen" schreiben. Wobei es ja eine Schnittmenge zwischen beiden Aspekten gibt.

Ansonsten zu Deiner Frage:

Ich denke, dass sich da eine Art "Trotzschleife" gebildet hat.

Ich denke, dass das "how dare you" von Greta Thunberg eine Art gegenseitigen "How dare you"-Effekt ausgelöst hat - denn jetzt denken viele Erwerbstätige:

  • "Wie kannst Du es wagen uns zu beschimpfen, wenn wir mit unserer Arbeit dafür sorgen, dass Du etwas auf dem Teller hast, sicher wohnst und medizinisch versorgt wirst?"
  • "Ihr verachtet uns und unsere Lebensweise. Aber unser Geld nehmt Ihr schon ganz gerne!"
  • "Gehst Du noch arbeiten oder protestierst Du schon?"

Hinweis: "Beschimpfen" ist im übertragenen Sinne gemeint.

Gezielte Störaktionen wie von Extinction Rebellion verstärken diesen Effekt noch weiter.

So ist eine "Trotzschleife" (ein Teufelskreis) entstanden - jede Seite wirft der anderen Seite vor, ignorant zu sein.

Aus meiner Sicht trifft hier der Begriff "Culture Clash" sehr gut. Beide Seiten können einander schlecht verstehen,, weil die Lebenssituation so unterschiedlich ist.

Ein einfaches Beispiel für einen Culture Clash sind ja schon die stark unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnisse und Wohnbedürfnisse zwischen Stadt- und Landbewohnern.

Wie können wir den Kreis von gegenseitigen Schuldzuweisungen unterbrechen und so den Culture Clash lösen?

Aus meiner Sicht kommt die Strategie aus der Konfliktlösung in Frage, den anderen in die Problemlösung einzubinden.

So könnten Klimaschützer beim Umgang mit Kritikern fragen "wo der Schuh drückt" (z.B. Lebenshaltungskosten oder Mobilitätsbedürfnisse). Da kann die Lebenserfahrung der Älteren einfließen (bitte Kampfberiffe wie "alte weiße Männer" vermeiden).

Umgekehrt sollten Kritiker lieber das konstruktive Gespräch suchen, um gezielt Problemstellungen zu besprechen. Statt zu sagen "was ihr wollt ist alles falsch" lieber sagen "ich sehe Klärungsbedarf bei X"

Nun ja, es ist halt im Prinzip nicht ganz falsch, wobei das nicht unbedingt auf jeden FFF Aktiviten zutrifft, aber das Problem lässt sich nicht auf die bösen Banken/Industrie reduzieren. Letzlich hängen am anderen Ende Konsumenten, die diese Produkte/Dienstleistungen einkaufen und so die Gewinne produzieren weswegen die Wirtschaft da investiert. Es ist bei Kreisläufen immer falsch einen einzigen Teil als schuldigen darzustellen, da hängen alle mit drin und eben auch die Gereration FFF, denn gerade solchge Dingen wie die Nutzung mobiler Daten, sind richtige Energiefresser und damit CO2 Quellen. Deswegen ist auch mal an die eigene Nase fassen. Frau Neubauer, die sich ja als Vielfliegerin sehr hervorgetan hat (ja gut, wenn man eingeladen wird muss man ja auch um die halbe Welt fliegen) zeigt ja genau diese Problematik auf. Da ist Greta deutlich glaubwürdiger unterwegs, die mit dem Zug oder Segelboot reist und damit ihren CO2 Austoß sicher deutlich reduziert.

Das heiß natürlich nicht, das die Gegenseite ohne Doppelmoral wäre, aber mit "erst mal die anderen, bei mir ist es ja nicht so schlimm" wird es definitiv nicht klappen.

Besonders ältere Menschen haben vermehrt Angst vor Veränderungen und nutzen Kritik an den Demos und Maßnahmen gegen die Klimakrise als Abwehr Mechanismus.

Leider ist jegliche Diskussion mit solchen Menschen zwecklos da sie nicht einsehen wollen das sie im unrecht sind

fb1701  14.08.2021, 15:34
Besonders ältere Menschen haben vermehrt Angst vor Veränderungen und nutzen Kritik an den Demos und Maßnahmen gegen die Klimakrise als Abwehr Mechanismus.
Leider ist jegliche Diskussion mit solchen Menschen zwecklos da sie nicht einsehen wollen das sie im unrecht sind

Vielleicht liegt da auch das Problem und die Lösung des Problems.

Ich erinnere mich eine Rede von Luisa Neubauer. Mit ihrer kraftvollen Rede hat sie die Teilnehmer motiviert, nicht aufzugeben.

Eine starke Rede von einer starken Frau.

Was ein Vorteil, aber auch ein Nachteil ist. Denn so hat sie diejenigen, die von den bevorstehenden gesellschaftspolitischen Umbrüchen verunsichert sind, noch weiter verunsichert.

Solange die Menschen Angst haben, werden sie sich nicht ändern (können).

Deshalb und sollten die Aktivisten proaktiv, ohne Schuldzuweisungen, mit den Kritikern ins Gespräch kommen und erörtern, welche Lösungsmöglichkeiten sich finden lassen. Sozusagen: "Lieber beraten, als beschuldigen".

Dieses Motto könnte man auch umgekehrt anwenden. Statt verächtlichmachung sollten Kritiker lieber konkret Beispiele aufzeigen, bei denen sie Probleme und/oder Verbesserungsmöglichkeiten sehen. Gerade im Bereich Energie und Verkehr kann da auch die (Lebens-)Erfahrung der Kritiker einfließen. Hier dann sozusagen: "Lieber beschreiben, als abblocken".

Konkretes Beispiel: Ich habe bei Gutefrage einen User kontaktiert, der besonders aktiv im Klimaschutz ist. Da er selbst einen technischen Background hat (er ist Architiekt) und ich ehemaliger ET-Ingenieur bin, würde ich gerne mit ihm einige Ideen aus den Bereichen Wohnen (Heizung), Energie und Mobilität durchsprechen. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich da ein Dialog ergibt. Gerne sind andere User dazu eingeladen, sich daran zu beteiligen.

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fb1701  14.08.2021, 15:50
Besonders ältere Menschen haben vermehrt Angst vor Veränderungen

Gerade soetwas macht den Menschen Angst:

  • "In der Öffentlichkeit ist nicht ganz rübergekommen wie kämpferisch und wütend wir uns die Straßen genommen haben"
  • "Und anstatt wegzugehen, blieben die Blockaden stabil, denn die Straße gehört uns!"

Siehe Tweet von Fridays for Future Frankfurt.

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