Wie kann Elon Musk so schnell Bücher lesen und dabei verstehen?

5 Antworten

Übung. Und Techniken. Es gibt diverse Lesetechniken, Photoreading, Speedreading, SQ4R und sicherlich noch andere. Die muss man aber intensiv üben. Und je mehr man liest, je mehr man sich wirklich erschlossen hat (nicht nur gelesen und gehofft, dass man es behält), desto leichter fällt es einem auch.

Dazu kommt dann noch (Hoch-) Begabung und sicherlich auch eine gewisser Förderung einer Mythenbildung, also der Öffentlichkeit wird die Sache anders verkauft, als sie wohl in Wahrheit ist.

Jeder Mensch könnte sicherlich gebildeter sein und sich auch Wissen in Bereichen aneignen, die er in Schule und Ausbildung nicht gelernt hat, wenn er sich täglich darum bemühen würde. Dafür müsste er dann bestimmte andere Aktivitäten aufgeben.

Mache doch mal den Selbsttest: Ein Jahr lang täglich 15 min lesen: Sachbuch, allg. Fachbuch, spezielles Fachbuch. Fange mit dem an, was deine Stadtbücherei bietet, mache mit dem weiter, was deine Unibibliothek für Erstsemster bietet, gehe dann weiter zu speziellerer Literatur bis hin zu Fachartikeln. Schreibe täglich am Ende deiner Lesezeit eine kleine Zusammenfassung. Bei 15 min dürfte das eine Definition, ein Kernsatz sein.

Und dann schaue nach einem Jahr mal zurück, was du alles gelernt hast, was du jetzt besser verstehst, schneller erfassen kannst, was einfach so hängen geblieben ist. Das dürfte weit mehr sein, als du erwartet hättest oder als du unsystematisch ohne diese 15 min am Tag gelernt hättest.

Wenn das gut geklappt hat, überlege, ob du es im Folgejahr auf 30 min ausdehnst, dann auf 45 min und eventuell noch weiter, also wirklich Zeit dafür reservierst. Mit dieser Methode dürftest du ein ziemlich großes Wissen anhäufen. Die meisten Menschen haben dafür keine Lust, sie möchten sich nur mit ihren Interessen befassen und das auch nur so weit, wie es relativ mühelos möglich ist.

Jetzt überlege mal, wie viel du lernen könntest, wenn du fast deine gesamte Freizeit für solche Projekte opfern würdest. Oder 50% deiner Freizeit. Ziemlich viel! Aber natürlich wirst du einwenden, dass du Familie hast, Freunde, Hobbys, Urlaub machen möchtest, dich ausruhen möchtest, andere Freizeitprojekte hast, Hausarbeit machen musst usw. und für so etwas gar nicht täglich Zeit hast, schon gar nicht eine Stunde oder so. Menschen wie Musk setzen da halt andere Prioritäten.

Aber wie gesagt: Ich nehme an, "Marketing", bewusste Mythenbildung usw. sind auch ein Faktor!

Mal zum Vergleich: Elizabeth Barrett Browning war eine Dichterin und "höhere Tochter" im 19. Jahrhundert. Die hatte keinen Beruf und niemanden zu beeindrucken (hatte schon genug Bewunderung durch die Familie und einige Gelehrte und Schriftsteller, mit denen sie korrespondierte) und hat 1830/31 ein privates Tagesbuch geschrieben, in dem es unter anderem um ihre Beziehung zu einem Gelehrten Griechischdozenten ging und um ihre Übersetzungen und gelesenen Bücher. Da steht dann lapidar öfter mal: "300 Seiten starkes Buch anfangen und nach 2 Stunden ausgelesen". Die Frau tat den ganzen Tag fast nichts anderes, als zu lesen, zu schreiben und zu übersetzen. Das auch noch in mehreren Sprachen (Englisch, Französisch, Latein, Griechisch, Hebräisch!). "Zum Spaß" übersetzte las sie später mal die Bibel auf original Hebräisch, als Projekt gegen Heimweh.

Solche Menschen gibt es halt auch. Ihre Schwester war wohl nicht so begabt, hatte aber auch ein umfangreiches Sozialleben, hätte also für diese ganzen Lese-, Übersetzungs- und Schreibprojekte gar keine Zeit gehabt.

Das muss man auch bedenken. Der eine hat Zeit, Ehrgeiz, Interesse, Begabung und der andere hat das alles nicht im gleichen Umfang. Das ist keine Schande, nur ein anderes Lebensmodell.

Trotzdem: Die meisten von uns würden es schaffe, im Alltag etwas mehr zu lesen, lernen, denken, schaffen, wenn wir uns nur ein bisschen Zeit dafür einräumen würden, einem Plan folgen würden und entsprechenden Ehrgeiz hätten!

BTW: Buch: The Barretts at Hope End: The early diary of Elizabeth Barrett Browning. In dem Tagebuch wird anfangs sehr viel über Besuche geschreiben, es liest sich sehr langweilig und vermittelt ein Gefühl für die Leere bzw. Langeweile, in der dann diese Leseprojekte ausgeführt werden konnten.

https://www.amazon.de/Barretts-Hope-End-Elizabeth-Browning/dp/0719531063/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&keywords=diary+by+elizabeth+barrett+browning&qid=1659198204&s=books&sr=1-1

Das ist jetzt hier arg teuer, aber in Unibliotheken zu finden, bei Interesse.

Ein anderes Beispiel ist die Biografie von Yehudi Menuhin (Geiger im 20. Jahrhundert). Der wurde privat unterrichtet, war nur kurz in der Schule, hat sehr viele Sprachen "nebenbei" gelernt, weil er immer die Sprache des Landes lernte, in dem die Eltern gerade waren. Der hatte von klein auf gemeinsam mit seinen Geschwistern einen sehr durchstrukturierten Tagesablauf mit Instrumentüben, Lesen, Lernen, auch Auswendiglernen. Das wurde dann für ihn halt völlig normal und er hat so viel Bildung mitgenommen. In dem Tagesablauf gab es keine Ablenkungen, fest eingeplante Spiel- und Freizeiten, und die Familie hat ihm vermittelt, dass alle sehr stolz auf ihre Bildung sind. Unter diesen Umständen war es natürlich viel einfacher, Bildung zu erlangen als bspw. in einer Familie mit viel Freizeit nachmittags, in der sich das Kind außerhalb der Hausaufgaben selbst seine Beschäftigungen gesucht hätte (Yehudi Menuhin: Unvollende Reise (Biografie)).

Vermutlich liest er nicht jedes Wort, sondern quer über die Diagonale der Seite. Er erkennt dann, wo die wichtigen Dinge sind, die er noch nicht weiss und schaut dort genauer hin.

Ich kenne das von der Mathematik. Wenn da eine Tafel voller wirrer Formeln steht, denkt man, du musst ein fotografisches Gedächtnis haben, um dir diese Tafel merken zu können. Wenn ich aber die Formeln wieder erkenne und z. B. Sehe, dass da jemand die Relativitätstheorie erklärt hat, dann reicht mir ein Blick und ich weiss, was da steht.

Ähnlich geht es einem Musiker. Er muss sich nicht jede einzelne Note merken. Er erkennt gewisse Läufe und weiss, was da sicher nicht passiert. Oder, wenn es doch passiert, fällt es ihm so ins Auge, dass er es erst recht nicht vergisst.

Kann er das, oder wird es nur erzählt? Denn man sollte wirklich nicht alles glauben, was einige so von sich geben. Und Clickbait-Videos auf youtube sind sowieso mit Vorsicht zu genießen.

Tasha  30.07.2022, 18:31

Er hat schon Videos online, in denen er behauptet, sich völlig fachfremde Inhalte durch Fachbücher angeeignet zu haben und diese Inhalte später beruflich genutzt zu haben. Inwieweit das komplett stimmt, nichts weggelassen oder übertrieben wurde, ist nicht nachzuvollziehen. Er gibt aber zu, auch Experten befragt zu haben, also nicht komplett autodidaktisch gelernt zu haben. Zudem hat er natürlich auch Experten eingestellt!

Man kann das auf jeden Fall als Anregung nehmen, mal mehr zu lesen und auch mal in fachfremde Fachbücher und Artikel zu schauen und sich damit auseinanderzusetzen!

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So schnell liest er gar nicht- sondern 'lediglich' wie ein geübter guter Leser, der eben gerne liest.

Er gibt an Als Jugendlicher Zwei Bücher am Tag gelesen zu haben- das habe ich auch gemacht. Jeder, der Lektüre hat, die einem auf irgendeine Weise zusagt, kann Bücher regelrecht verschligen . So war es für mich auch kein Problem- neben Schule und anderen Hobbies 100O Seiten am Tag zu lesen- und zwar nicht via Lesetechnik- sondern Wort für Wort.

Mit 6 konnte ich ganze Gedichtbände auswendig, nur aufgrund ich mal eben rein schaute und 'kurz' las. Lesen ist ein wundebrares Hobby was so viel bieten kann- aber auch und vor allem Wissen. :-) Davon sollte und kann man nie genug haben.

Der ist dann in diesem Bereich wohl gebildeter als du ;)