Wie ist es mit einer Phobie zu leben?
Servus,
habe mich gefragt, wie es wohl ist mit einer echten Phobie zu leben. Was ich damit meine:
Es gibt diesen Film, wo eine Dozentin über Serienkiller doziert, selbst Opfer wird und überlebt. Anschließend verlässt sie ihre Wohnung nicht mehr. Kann nicht einmal in den Flur raustreten um eine Zeitung aufzuheben.
Ich bin sicher, dass es viele Ängste gibt, die man sich irgendwann im Leben zuziehen kann. Einige davon so massiv, dass es lebensverändert sein kann. Auch wenn die Persönlichkeit eine Rolle spielt, so können Ängste einen überrollen, was nichts mit Feigheit oder Hasenfüßigkeit zu tun hat.
Doch wie lebt es sich damit? Kann man etwas dagegen tun? Helfen Psychiater/Therapien? Wie nimmt es die Umgebung auf?
2 Antworten
Es ist sehr leidvoll und sehr schwer, da rauszukommen. Ich fiel dadurch in eine schwere Depression und ging in eine Klinik, danach längere Therapie. Man muss sich sein Leben Schritt für Schritt zurückkämpfen.
Das Umfeld kann da nichts machen, außer einen zu den schwierigen Sachen begleiten, damit man da überhaupt hingehen kann, all das Nötige zu übernehmen, was man nicht mehr schafft, und einem viel Zeit zur Heilung zu geben. Aber am Ende kann man nur sich selbst heilen.
Ich bin mittlerweile wieder gesund, durch sehr sehr viel Arbeit. Eine Phobie wird man aber nie zufällig los, jeden Schritt muss man aktiv gehen.
Schön zu hören, dass du wieder geheilt bist!
Sicher, wie bei so vielen Themen, muss man selbst wollen. Aber Unterstützung ist sicher wichtig und hilfreich.
Ich wünsche Dir alles Gute!
Schlecht wird es nur dann, wenn der Betroffene und das Umfeld denken, das Umfeld könne den Betroffenen heilen. Das Umfeld sollte auf keinen Fall versuchen, die "Behandlung" selbst in die Hand zu nehmen und den Betroffenen zu diversen Konfrontationen zu bewegen. Dann lieber eine Therapie suchen.
Nein, kommen die Leute wirklich auf solch dumme Ideen?
Ich habe meine kleine Angst mit Konfrontation in den Griff bekommen - aber die ging von mir aus. Andere hätten sicherlich mehr kaputt gemacht als geholfen.
Ganz genau, da hast du einen Kernpunkt schon verstanden. 😊 Der Antrieb für Konfrontation muss von dem Betroffenen selbst kommen.
Doch wie lebt es sich damit?
Leicht, wenn man der Phobie aus dem Weg gehen kann. Wer an einer Schlangenphobie leidet, hat kaum Probleme, weil er echte Schlangen nie zu Gesicht bekommen wird. Fotos, Bilder und Filme von bzw. über Schlangen kann er abschalten oder weiterblättern.
Schwierig wird es, wenn man der Phobie nicht aus dem Weg gehen kann. Angst vor Menschengruppen wird da zum großen Problem, weil die Folge soziale Isolation ist.
Helfen Psychiater/Therapien?
Ja. Phobien lassen sich ganz gut therapieren.
Wie nimmt es die Umgebung auf?
Die bekommt davon nichts mit oder macht sich lustig darüber ("stell dich nicht so an" - "ist doch nur eine winzige Spinne, die tut dir doch nichts")
Alex
Danke. Ich hatte jetzt eher an lebensverändernde Phobien gedacht. eben wie im Beispiel. Nicht an Schlangen, Spinnen oder so. Ich stelle es mir schwer vor. Besonders falls es wirklich Angstattacken gibt.
Ich würde eher zwischen spezifischen Phobien wie vor Spinnen und Angststörungen unterscheiden. Das macht es etwas verständlicher, auch wenn es streng genommen dasselbe ist.
Siehst du - da merkt man die Ahnung bzw. die nicht-vorhandene Kenntnis. Angststörung - darauf bin ich nicht gekommen. Obgleich das Wort natürlich nicht ganz unbekannt ist.
Ob mir irgendwer Einblick geben kann bzw. will?
Ich finde es aber wirklich toll, dass du dich dafür interessierst und mehr erfahren möchtest!
Danke. Ist aber schwer, wenn man niemanden kennt der betroffen oder involviert ist. Und eben drüber sprechen will.
Ja, viele sprechen auch heutzutage immer noch nicht offen drüber, weil es so viele Vorurteile gibt und manche das nicht ernstnehmen.
Das ist traurig, aber leider wahr. Da ich selbst ein "normaler" Mensch ohne besondere Präferenzen oder Ängsten bin, verstehe ich das Unverständnis. Doch eben nicht die Ignoranz. Und ich versuche offen zu sein, Fragen zu stellen und hoffe auf die Offenheit der anderen.
Ich habe zu danken. Nicht jeder nimmt sich die Zeit Fragen ernsthaft zu beantworten. Und Danke für das Kompliment!
Ich hatte jetzt eher an lebensverändernde Phobien gedacht (...) Nicht an Schlangen, Spinnen oder so.
Und hier fängt schon das erste Problem an. Weil du die Phobie nicht ernst nimmst ("ist ja keine richtige Phobie"). Eine Arachnophobie ist lebensverändernd. Der Phobiker kann an Veranstaltungen nicht teilnehmen, die für andere selbstverständlich sind. Picknicks, Ausflüge an den Baggersee, in die Natur usw. sind für ihn passé. Ein Haus oder Wohnung im Erdgeschoss mit Terrasse? Zu groß die Angst, da könnten Spinnen ins Haus laufen. Dazu kommt, dass er permanent von Mitschülern und dem Umfeld gehänselt und aufgezogen wird.
Eine Phobie ist eine Phobie ist eine Phobie. Sie ist immer lebensverändernd.
Dein Vorwurf trifft mich!
Kannst du dir vorstellen, dass man unglücklich formuliert? Aus Unkenntnis? Ich sehe es eben so, dass man - und das waren DEINE Worte - einigen Phobien aus dem Weg gehen kann. Anderen hingegen nicht.
Einer Schlange begegnet man in Deutschland selten. Wenn du hingegen Platzangst hast, ist die Angst häufiger im Kopf, da wir überall Aufzüge haben. Und vielleicht reicht schon das Sehen um ein zumindest unangenehmes Gefühl zu bekommen.
Falls du ein Betroffener bist: bitte sei auch du ein wenig offener. Nicht jeder, der unglücklich formuliert ist einer mit hämischen Hintergedanken!
Kannst du dir vorstellen, dass man unglücklich formuliert? Aus Unkenntnis?
Ja, und diese Unkenntnis räume ich aus. Weil du - unwissentlich - eine Phobie verharmlost, unter der Betroffene sehr leiden. Das ist das Hauptproblem, dem Menschen mit Phobien ausgesetzt sind. Dass sie keiner so richtig ernst nimmt.
Denn eine Phobie ist eine irrationale Angst. Der Phobiker hat Angst vor Dingen, die für andere zum Alltag gehören. Grundlos. Eben irrational.
Einer Schlange begegnet man in Deutschland selten.
Außer in Zeitschriften, im Fernsehen, als Scherzartikel und als Provokation von anderen, die sich über die Ophidiophobie lustig machen. Und ja, jemand der eine dingliche Phobie hat, bekommt schon Panik, wenn er das Objekt auf einem Foto sieht.
Und vielleicht reicht schon das Sehen um ein zumindest unangenehmes Gefühl zu bekommen.
Nein, das übersteigt ein "unangenehmes Gefühl" bei weitem. Versuch doch bitte mal, eine Phobie nicht ständig zu verharmlosen.
Falls du ein Betroffener bist:
Bin ich nicht. Ich habe vor nichts Angst (außer dem Finanzamt). Aber ich kenne Menschen, die sehr unter Phobien leiden, die für andere lächerlich erscheinen ("kann ja sooo schlimm nicht sein").
Jetzt verstehe ich: Du willst nur motzen ohne die Frage zu beantworten. Da stellt sich die Frage wer das Thema nicht ernst nimmt - nun eigentlich nicht, da es klar ist.
Du willst nur motzen ohne die Frage zu beantworten
Nein, ich habe deine Frage "Wie ist es mit einer Phobie zu leben?" beantwortet. Der Tenor meiner Antwort ist, dass es schwer ist, weil viele Phobien von der Umwelt nicht ernst genommen werden, obwohl der Phobiker darunter leidet. Und genau das macht das Leben als Phobiker noch schwerer.
Kannst du akzeptieren oder darauf beharren, dass es nur um "richtige" Phobien geht. Und weiterhin die "schlimmen" von den "harmlosen" Phobien unterscheiden.
Damit wirst zu zwar nie verstehen, wie es sich als Phobiker lebt - aber was soll's.
Und wie ist es heute? Halfen und helfen dir Freunde/Familie/Bekannte? Wird man eine Phobie los, was ja sicherlich was anderes ist als eine Depression?