Wie haben Menschen ohne Handy gelebt?

28 Antworten

Auch wenn die Frage für einen Menschen im Alter von 50 Jahren etwas komisch an mutet, ist sie durchaus berechtigt. Ich kann Dir aber nur erzählen, wie ich gelebt habe. Ich bin nicht unbedingt repräsentativ für ganz Deutschland.

Ich habe extrem viel gelesen. Ich bin im Schnitt einmal die Woche in die Stadtbücherei gerannt und habe alte Bücher gegen Neue ausgetauscht.

Weiterhin war ich sehr viel mit meinem Fahrrad und später mit meinem Auto unterwegs.

Ich selbst (deswegen nicht repräsentativ) habe tatsächlich sehr viel mit anderen Menschen weltweit kommuniziert - und zwar über mein Hobby "Amateurfunk". Das Hobby selbst (Technik und Kommunikation) hat eine Menge meiner Freizeit verschlungen.

Zudem war ich bei den Pfadfindern aktiv, habe Jugend.- und Nachwuchsarbeit für meinen Funkverein gemacht und habe mich auch schon sehr früh mit Computern beschäftigt - in einer Zeit in welcher man noch sehr sehr komisch angeschaut wurde in einer Gruppe Gleichaltriger, wenn man davon sprach, sich einen Computer zu kaufen.

Ausserdem habe ich extrem viel meiner Leidenschaft der Musik gefrönt - sowohl in dem ich das Schlagzeug spielen erlernte, als auch in dem ich keinen Schritt ohne Kopfhörer und "Walkman" aus dem Haus getan habe.

Über Neues habe ich mich kaum informiert. Wieso auch? Wenn etwas bedeutendes geschah, erfuhr man das ja per Radio und Fernsehen. Von den Tausenden Flüchtlingen im sozialistischen Ausland erfuhr ich 1989 tatsächlich erst an dem Abend,. als die Mauer viel - weil mir schon damals meine Zeit zu schade war, um diese vor dem Fernseher zu verbringen.

Dus siehst: Im Endeffekt habe ich nicht viel anderes gemacht, als die menschen, welche akjtuell "jung sind":

Lesen, Musik hören, mich unterhalten, die Natur geniessen, meinen Hobbys nachgehen

Und tatsächlich halte ich meine Generation für die letzte, welche noch so aufgewachsen ist - ohne sich eine elektronische Leine ans Bein zu binden.

Computer gespielt, zusammen abgehangen, Musik gehört, gelesen. Eigentlich nicht viel anders als heutzutage, ich weiß noch, dass wir nach der Schule gerne bei einem Kumpel oder im Park abhingen. Wir haben was geraucht, zwei von denen waren Gitarristen, die haben dann meisten etwas geklimpert, wenn wir drinnen waren haben wir anderen entweder was gelesen, gequatscht oder, falls vorhanden was auf C64 oder NES gezockt. Eine zeitlange habe ich auch mit einer Gruppe Pen&Paper Rollenspiele gespielt. Ich war bei der Schülerzeitung, also habe ich manchmal mit einem Kumpel was geschrieben.

Was wirklich anders war, war dass man Verabredungen einhalten musste, gerade für jemanden wie mich, der gerne zu spät kam, war das ein Problem, weil die anderen wirklich sauer waren, wenn ich sie warten ließ. Als es anfing mit Weggehen in der Stadt musste man sich zudem gut absprechen, auf welche Parties will man noch, in welchen Club. Wir waren nicht immer überall zusammen also musste man mehr mit anderen Menschen auskommen, bis man dann irgendwann seine Clique gefunden hat. Außerdem kannten wir die Eltern unser Freunde und sie uns, weil man immer auf Festnetz anrufen musste um sich zu verabreden, also musste man auch ständig mit den Eltern seiner Freunde reden.

Eigentlich habe ich nie so wirklich einen Übergang bemerkt mein erstes Mobiltelefon hatte ich glaube ich mit siebzehn, das war natürlich kein Smartphone aber man konnte snake spielen. Gefühlt hat sich nicht viel verändert, es ist eher so dass ich heute zurückblicke und mir denke, verdammt, Kindern haben ja schon Smartphones. Was machen die damit? Will ich, dass mein Kind sich vergleicht mit irgendwelchen Insta Menschen? Oder irgendwelchen Dreck postet? Ich war damals so dumm... die Vorstellung alles was ich so an Schwachsinn und aus Überheblichkeit mit vierzehn oder fünfzehn abgelassen habe könnte für immer unlöschbar auf irgendwelchen Servern gelandet sein, ist eine absolute Horrorvorstellung.

Ganz gut eigentlich - wir hatten viel mehr Zeit ohne Handy und ohne Internet. Wir hatten Telefon zuhause und wir hatten Telefonzellen. Wenn wir Leute anrufen wollten, dann haben wir das gemacht. Wenn man mal nicht zuhause war, war man nicht erreichbar. Warum auch?

Selbst wenn es schon Smartphones gegeben hätte, dann hätte außer dem Telefon dort mangels Internet ohnehin nichts funktioniert.

Generell habe ich das Gefühl, dass es damals viel entspannter war - wir haben noch mit unseren Freunden gespielt. Also so draußen. Mit schmutzig werden und so.

Was haben sie gemacht wenn es ihnen langweilig war?

Was anderes.

Nen Smartphone hatte ich erst als erwachsener. Und von 16-17 bis gut 20 jahren nur ein handy mit dem man telefonieren und sms schreiben konnte.

Für gewöhnlich findet man wenn einem langweilig ist etwas zu tun. Es ist meist nur nicht vorstellbar weil eben das handy als einfache bespassungmaschiene immer so griffbereit ist.

Es dauert auch wieder etwas das wieder zu erlernen.

Aber auch schon vor den handyzeiten gab es durchaus einfach zu handhabende bespassungsmaschienen. Nannte sich z.b. zu meiner zeit fernseher. Spielkonsolen hatte man auch.

Im gegensatz zu heute wo man immer etwas zur unterhaltung im netz finden kann wenn man das will. Gab es damal natürlich auch noch zeiten in denen z.b. einfach nichts interessantes im fernsehen lief. On Demand gab es ja nicht. (Wenn man mal Videotheken aussen vor lässt)

Daher war man hin und wieder schlichtweg gezwungen sich was auszudenken was man machen möchte.

Das Handy ist traurigerweise ein Grossteil meines Lebens 

Du sagst es. ;)

Wir haben Sport gemacht, Bücher gelesen, miteinander gespielt, sind spazieren gegangen, machten Handarbeiten, sprachen miteinander und das nur manchmal am Telefon.

Ein Leben ohne Handy ist absolut möglich und muss auch nicht langweilig sein. Es kommt ganz darauf an, was man draus macht.