Wie groß sind die Unterschiede zwischen Ribosomen in verschiedenen Organen?

2 Antworten

ich habe mich gerade mit jemandem unterhalten, der meinte, dass die Ribosomen in Zellen verschiedener Organe sehr unterschiedlich arbeiten, also mit gleichen Gensequenzen unterschiedliche Proteine bauen.

Ribosomen stellen je nach Zellart unterschiedliche Proteine her. Das ist richtig. Eine Leberzelle hat ganz andere Aufgaben als etwa eine Skelettmuskelzelle, also sind je nach Bedarf die Genexpressionsmuster völlig unterschiedlich. Die Ribosomen haben aber alle den gleichen Aufbau und bauen einfach die Proteine zusammen. Die genetische Vorlage liefert die mRNA.

Weil das bei der Impfstoffentwicklung gegen Covid-19 anscheinend nicht beachtet wurde, soll es jetzt wohl so viele Nebenwirkungen geben bzw. soll der Impfstoff angeblich überhaupt nicht oder sogar negativ gewirkt haben.

Das ist Blödsinn. Die Impfstoffe (!) - da geht es nämlich schon los, es gibt nicht den einen Impfstoff, sondern mehrere verschiedene - sind in Studien mit sehr hohen Teilnehmerzahlen getestet worden hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Sicherheit. Hätten sie die Tests nicht bestanden, wären sie nicht zugelassen worden.

Ansonsten gilt, dass kein Impfstoff perfekt ist. Hundertprozentigen Schutz gibt es nie und kein Medikament ist frei von Nebenwirkungen. Die zugelassenen Covid19-Impfstoffe weisen aber nicht mehr Nebenwirkungen auf als jeder andere Impfstoff auch.

Sind die Unterschiede aber jetzt wirklich so groß, dass Ribosomen in unterschiedlichen Organen die mRNA-Sequenzen unterschiedlich ablesen

Nein. Unterschiedlich sind nicht die Ribosomen, sondern die Genexpressionsmuster, also die mRNAs, die in der Zelle exprimiert und durch alternatives Splicing hergestellt werden. Mit anderen Worten: jede Zelle hat die gleichen Gene, sie werden nur unterschiedlich abgelesen. Verantwortlich sind dafür epigenetische Faktoren (z. B. DNA-Methylierung oder Veränderungen der Histone), die einfach dazu führen, dass manche Gene stumm geschaltet werden, wenn sie ein Zelltyp nicht braucht, oder aber besonders stark abgelesen werden, wenn das notwendig ist.

Die Epigenetik hat auf die mRNA in der Zelle jedoch keinen Einfluss. Einen Einfluss darauf könnte höchstens die RNA-Interferenz (RNAi) haben. Mir ist aber keine Studie bekannt, wonach die RNAi die Wirksamkeit der Vaccine negativ beeinflusst hätte. Im Gegenteil, an Medikamenten zur Behandlung von Coronaviren mit kleinen interferierenden RNA-Molekülen wird intensiv geforscht, weil das ein vielversprechender Heilungsansatz ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
die Ribosomen in Zellen verschiedener Organe sehr unterschiedlich arbeiten, also mit gleichen Gensequenzen unterschiedliche Proteine bauen

Stimmt nicht. Und wenn es stimmt würde nicht Ribosomen verschieden, sondern tRNA. tRNA holt die Aminosäuren für Proteinsynthese. Ribosomen zusammensetzen nur die Aminosäuren.

Muskeln teilweise andere Proteine brauchen als z.B. die Leber

Aber das hat nichts mit Ribosomen zu tun. Es geht um Genregulation (Epigenetik). Verschiedene Gene sind in verschiedenen Organen aktiviert. Zum Beispiel, in der Leber ist das Insulin-Gen methyliert, und das Polymerase-Enzym kann es nicht lesen. Deswegen wird Insulin nicht in der Leber produziert.

Es gibt auch "alternatives Spleißen". Es bedeutet, dass Gene können auf verschiedenen Wegen geschnitten werden, und das führt zu verschiedene Proteine. Aber das ist irrelevant für mRNA Medikamente, weil das Schneiden schon passiert ist, und virale Proteine keine Spleißstellen haben.