Wie genau sind diese DNA-Tests, die die Herkunft bestimmen?

3 Antworten

Ein Gentest kann nichts über die Nationalitäten oder Glaubensrichtungen aussagen. "Jüdische Herkunft" ist demnach Quatsch. "Deutsch" wäre genauso unsinnig: Die Mongolen zogen vor langer Zeit durch Deutschland. Viele US-Soldaten haben hier Kinder zurückgelassen. Innerhalb von Europa gibt es viel Migration. Ein gewisser Prozentsatz der DNA stammt bei "Europäern" (womit hier nun ausnahmsweise keine Chinesen gemeint sind, dir vor 3 Generationen hier her zogen) von den Neandertalern. Sind wir deshalb alle Nordrhein-Westfalener?

Wahrheyt  20.12.2021, 19:40

Das ist richtig, da die genetische oder biologische Herkunft nicht zwingend mit der Nationalität oder dem Glauben zusammenhängt.

Es gibt einige Muslime, welche dem deutschen Volk entstammen. Es gibt auch Juden, welche nichts mit dem Judentum zu tun haben oder sogar atheistisch sind.

Genau so gibt es deutsche Staatsbürger, die ursprünglich aus Schwarzafrika oder Ostasien stammten. Der Speichel dieser Personen enthält allerdings DNA, welche Rückschlüsse auf die tatsächliche, also genetische bzw. biologische Herkunft des jeweiligen Menschen zulässt.

Die Mongolen wurden im Osten Deutschlands (in der nähe Breslaus) und im Süden Deutschlands (Wien) aufgehalten, zogen also nicht durch Deutschland, sondern wurden hier gestoppt. Allerdings hat sich auch in Deutschland ein geringer Ansatz asiatischen Blutes niedergelassen, welcher eventuell ein Überbleibsel der gelungenen mongolischen Invasionen mancher Grenzstädte des damaligen Reiches darstellt.

Jeder Mensch, der Neandertalergene in sich trägt, ist zumindest zu einem Teil europäischer Abkunft, da die frühesten Funde der Neandertaler aus Zentraleuropa stammen.

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mjutu  21.12.2021, 09:59
@Wahrheyt

Danke für die Ergänzung. Ich dachte, die Mongolen wären über die Schwäbische Alp gezogen, aber da habe ich wohl etwas verwechselt.

"Juden die nicht dem Judentum angehören" verwundert mich. Ich kenne isrealische Muslime sowie Kinder jüdischer Eltern, die den Glauben nicht übernommen haben, die sich nicht als Juden bezeichnen.

Der Punkt ist aber, dass es z.B. alleine schon in Deutschland so viele unterschiedliche ethnische Gruppen gibt, die sich seit Jahrtausenden vermischen und kreuz und quer über den Globus ziehen, dass sich genetisch eine "deutsche Herkunft" kaum bestimmen lässt. Es kommt also darauf an, ob "Herkunft" sich auf Eltern, Großeltern oder Ururururgroßeltern bezieht. Deshalb ist die Zuordnung per Gen-Test recht vage.

Seltsam klingt das Beispiel aus der Frage: Ein türkischer Islamist mit 82% "Jüdischer/Jerusalem"-Abstammung sagt, dass er kein Jude ist. Das Genmaterial sogar auf eine bestimmte Stadt zu verorten, ist Unfug. Das ein Islamist sich als Nicht-Juden bezeichnet, ist auch trivial, hat aber wiederum keine genetische Begründung nötig. Bei "82%" müssten schon Eltern und Großeltern teilweise jüdischer Abstammung gewesen sein und das hätte die Person dann nicht gewusst?! Ich denke, die Geschichte ist als Metapher gedacht: Wir sitzen alle im gleichen Boot. Die genetischen Unterschiede zwischen Individuen sind größer als die zwischen verschiedenen Ethnien. Der Rest wurde dann ein wenig ausgeschmückt.

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Wahrheyt  21.12.2021, 20:48
@mjutu

Sehr gerne. Hier muss streng zwischen der Volkszugehörigkeit oder Ethnie und der Religion unterschieden werden; es gibt sowohl das Volk, oder treffender die Völker der Juden, als auch die Religion mit ihren verschiedenen Konfessionen.

Nicht jeder Jude ist orthodox, weshalb sich auch viele Juden jüdischer Ethnie oder Volkszugehörigkeit gar nicht als solche begreifen. Andere wiederum sind Atheisten und begreifen sich sehr wohl als Juden, da ihre Eltern jüdischer Abkunft waren.

Man kann also Jude sein, ohne jemals eine Synagoge von innen gesehen, noch in der Tora gelesen zu haben. Man könnte die Juden vielleicht mit den Amisch oder den Mennoniten vergleichen, welche beide auf Grundlage ihrer Religion zu einem jeweiligen Volk verschmolzen sind.

Mit der Herkunft der Deutschen kommt es auf den Zeitraum an. Vor zweitausend Jahren lebten hier die Germanen, welche lange Zeit den Großteil des deutschen Volkes bildeten, da das Hauptsiedlungsgebiet der Germanen eben Deutschland, zu englisch "Germany", war. Diese Germanen vermischten sich im Osten mit slawischen, im Westen und Süden mit keltischen und romanischen Völkern, und lebten vor etwa zwölftausend Jahren in Skandinavien, bevor sie südwärts gen Deutschland wanderten.

Der heutige Deutsche mit deutschen Ururgroßeltern, also ohne ausländische Vorfahren in den letzten vier Generationen, ist im Durchschnitt also eine Mischung aus germanischen, keltischen, und romanischen Völkern, wobei das germanische Element immer etwas überwiegte, und im Norden stärker als im Süden und Westen (etwas keltisch-romanischer) oder Osten (etwas slawischer) vertreten ist.

Den heutigen BRD-Bürger kann man gar nicht mehr ethnisch zuordnen, da mittlerweile unter anderem dank moderner Reisemöglichkeiten wirklich die halbe Welt in Deutschland lebt. Allerdings ist es genau deshalb für die Kontrollgruppen der DNA-Analysen verpflichtend, einen einwandfreien Stammbaum vorzulegen, welcher beweist, dass man wirklich "rein" deutscher, griechischer, spanischer oder schwedischer Herkunft ist. Anhand der DNA dieser Kontrollgruppen werden die Kunden dann verglichen, und zwar sowohl mit den Kontrollgruppen, als auch mit anderen Kunden, welche den Test erwarben. Somit können zum Beispiel auch Adoptivkinder ihre Eltern durch moderne DNA-Analysen finden.

Um auf den letzten Absatz Bezug zu nehmen: Den Fall des Fragestellers habe ich so noch nie vernommen. Genaue Städte werden bei legitimen DNA-Analysen nie angegeben; höchstens Regionen, z.B. deutsche Bundesländer oder amerikanische Staaten. Theoretisch wäre es aber auch möglich, die DNA auf eine bestimmte Stadt zurückzuführen, nur dürfte sich dies dank der thematisierten Wanderungen unserer Zeit als sehr schwierig und ungenau darstellen, es sei denn, es handele sich um eine ethnisch homogene Stadt wie z.B. Kyoto in Japan oder Abuja in Nigeria, welche Jerusalem aber keineswegs darstellt; Israel selbst ist ein stark ethnisch und religiös vermischter Staat. In dem Kontext betrachtet erscheint das Ergebnis dann schon etwas merkwürdig.

Dass die genetischen Unterschiede zwischen Individuen derselben Ethnie größer seien können als zwischen Individuen verschiedener Ethnien ist richtig; lassen Sie sich dadurch aber nicht beirren! Die Ausnahme bestätigt, wie wir alle wissen, stets die Regel. Der Regelfall ist es eben, dass sich Deutsche mit deutschen Ururgroßeltern, wie oben skizziert, genetisch untereinander eben ähnlicher sind als z.B. den Franzosen oder Polen. Somit sind auch DNA-Analysen mit Ethnizitätsschätzung möglich, denn wäre dies nicht so, so könnte man den Menschen gar keine Nationen geschweigedenn Regionen dieser Nationen zuordnen, und moderne DNA-Analysen würden nicht funktionieren.

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mjutu  22.12.2021, 09:31
@Wahrheyt

Solche Kommentare sind es, die das GuteFrage-Forum wertvoll machen. Informativ, klar und zielführend. Danke!

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Das kommt ganz auf den Anbieter an. 23andme ist relativ genau, MyHeritage eher ungenau, AncestryDNA pendelt wohl irgendwo zwischen jenem und diesem.

Dass bei den genannten DNA-Analysen mit Ethnizitätsschätzung genaue Wissenschaft hintersteckt ist zweifelsfrei der Fall; so konnte ich zum Beispiel herausfinden, dass einer meiner Großväter gar kein Deutscher, sondern Grieche war, unter anderem dadurch, dass einer meiner Cousins in Wahrheit nur mein Halbcousin ist, also nur 6.25% genetisch mit mir ident, da wir nur von derselben Großmutter statt wie erwartet auch von demselben Großvater abstammen.

Fragwürdig sind die kleinen Prozentsätze, die im englischen auch als "noise", zu deutsch ungefähr Geräusch oder treffender Störgeräusche / Rauschen, bezeichnet werden. Es kommt markant häufig vor, dass Menschen angeblich winzige Prozentsätze (0.1-0.9%) aschkenasisch-jüdische DNA besitzen, so auch mein Vater. Da alle der oben genannten Firmen von Juden geleitet werden kann hier an eine ideologische Botschaft gedacht werden; man will den Menschen eventuell suggerieren, dass sie alle etwas jüdischer seien, als sie sind. Dasselbe wurde auch schon mit afrikanischer DNA beobachtet, grade unter Skandinaviern.

Abgesehen von diesen fragwürdigen Prozenten und leichten Abweichungen bzw. Ungenauigkeiten sind diese Analysen dennoch nachvollziehbar und akkurat.

DerNeue422  20.12.2021, 22:41

Du meinst dass du in Wirklichkeit gar keine Juden als Vorfahren hast?

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DNA TESTS ERLAUBEN NIEMALS RÜCKSCHLÜSSE AUF HERKÜNFTE, sondern bestimmen nur das vorgelegte genmaterial

Wahrheyt  20.12.2021, 19:32

DNA-Analysen mit Ethnizitätsschätzung erlauben fast immer zuverlässige Rückschlüsse auf die eigene Herkunft. Das "vorgelegte Genmaterial", also der Speichel, beinhaltet die DNA, welche Rückschlüsse auf die Herkunft sowie den Phäno- und Genotypen des jeweiligen Menschen zulässt.

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