Wie Abstand von der Familie nehmen?
Hallo, ich habe mein Leben lang das Gefühl gehabt, von meiner Familie nicht ernst genommen zu werden. Ich bin jetzt 28 und wohne schon lange nicht mehr dort. Habe aber schon recht viel Kontakt! Meine Eltern haben sich getrennt als ich 18 war und es ist einfach extrem viel passiert, sodass ich meine Familie kaum vertraue! Jetzt ist wieder etwas passiert, wodurch ich wirklich einen Hass auf meine Mutter habe. Sie ist mir so in den Rücken gefallen, dass ich eigentlich absolut keine Lust mehr auf Kontakt mit ihr habe!
Ich würde mich also gerne mal einige Zeit von meiner Familie zurückziehen!
Wie geht man sowas richtig an um nicht auch noch jemanden zu verletzen? Bzw wie werde ich nicht wieder schwach, sobald mal jemand schreibt. Blockieren kommt nicht wirklich für mich in Frage! Vielen Dank für Eure Antworten.
10 Antworten
Du solltest deiner Intuition vertrauen und tun, was für dich das Beste ist. Ob du dabei jemanden verletzt, ist erstmal nicht so wichtig. Dein eigenes Wohl ist für dich am Wichtigsten, damit du ein Leben in Frieden und Freude leben kannst.
Ich persönlich finde, dass du den Kontaktabbruch klar kommunizieren solltest. Auch wenn deine Mutter für diesen Schritt kein Verständnis hat, sollte sie davon wissen. Eure Kommunikation mag bis dato sehr diffus gewesen sein, aber bei dieser Entscheidung solltest du Klartext reden. Anders könnte es sein, dass sie dich weiterhin ständig kontaktiert, weil sie wissen will, was los ist. Wenn möglich möchtest du vermeiden, dass weitere Kontaktversuche dich aus dem Konzept bringen. Deshalb solltest du deiner Mutter von deinem Vorhaben erzählen.
Erkläre ihr, dass du nicht mehr mit ihr sprechen möchtest. Die neuste Erfahrung in Kombination mit den bestehenden Verhältnissen haben dir gezeigt, dass sie offenbar kein Gespür für dein Befinden hat und demnach nicht in der Lage ist, sich in irgendeiner Weise dementsprechend zu verhalten. Du hast daher für dich beschlossen, dass du einfach nicht mit ihr umgehen kannst. Und du bist es leid, dich ihrer verkorksten Sichtweise entsprechend zu verbiegen, nur um die Kommunikationsbasis aufrecht zu erhalten. Du bist erwachsen, gebildet und selbstständig und hast einfach keine Lust, dich mit Menschen rumzuschlagen, die deine Bedürfnisse konsequent missverstehen und missachten!
Lasse dich selbst bei diesem letzten Gespräch nicht irreführen! Deine Mutter wird möglicherweise darauf beharren, dass sie die Dinge ja doch richtig interpretiert und dass sie dich sehr wohl versteht und dass das alles ja nur ein Missverständnis ist, das man doch sicher in Ruhe aufklären kann. Auch wirst du dir womöglich anhören müssen, wie gemein, feige, hysterisch, egoistisch und kindisch deine Entscheidung angeblich ist. Bleibe aber konsequent! Du hast ein Recht darauf, einem Szenario, das dir Unbehagen bereitet, den Rücken zu kehren! Du bist allein des familiären Zusammenhalts nicht dazu verpflichtet, dich mit einem Elternhaus abzumühen, das dich schlecht behandelt! Das hat nichts mit Feigheit oder Überempfindlichkeit zu tun! Du kennst deine Mutter lange genug, um zu wissen, dass es dir nunmal absolut unmöglich ist, mit ihr auf Augenhöhe zu kommunizieren und konstruktive Gespräche zu führen. Der Kontakt zu ihr ist für dich zunehmend mühsam, schmerzhaft und energieraubend. Sage ihr also ganz strikt, dass sie dich nicht mehr kontaktieren soll!
Natürlich ist es sehr schade, wenn so eine Familienkonstellation auseinander fällt. Idealerweise wünscht man sich eine Familie, die zusammenhält, auch wenn es zuweilen ernste Reibereien gibt. Man verlässt diesen Zusammenschluss nicht einfach so, sondern probiert möglichst lange, sich dort zurechtzufinden, weil man sich dort natürlich auch ein Stück weit zu Hause fühlt. Aber es gibt nunmal Familien/Eltern, mit denen der Umgang sich unverhältnismäßig schwierig gestaltet. Da einem das Ganze so vertraut ist, werden Begegnungen und Gespräche dann erst recht zu schmerzhaften Erfahrungen. So leid einem der Abschied tut, ist es daher manchmal doch nötig, dieses Umfeld hinter sich zu lassen.
Es ist verständlich, dass du diesen Schritt möglichst kurz und schmerzlos gestalten möchtest. Obwohl du die Nase voll hast, hast du nach wie vor kein Interesse daran, ernsthaften Schaden anzurichten. Trotzdem solltest du deine Sorgen diesbezüglich hinterfragen. Denn du vertauschst hier die Rollen. Deine Eltern haben dich lange Zeit nicht gut behandelt und du hast extrem darunter gelitten. Dennoch hast du Angst, sie zu verärgern oder sie zu verletzen. Das ist ein äußerst widersprüchliches und ungesundes Verhaltens- und Denkmuster, das du verinnerlicht hast. Denn du hältst dich damit selbst in Schach und gestattest dir deshalb nicht, deine Rechte einzufordern – weil du das selbst als fiesen Akt interpretierst. Obwohl es dir schlecht geht, machst du dich selber zum Bösewicht! Das ist nicht richtig! Bitte sei diesbezüglich gerecht zu dir selber! Wer dich schlecht behandelt, hat nicht verdient, dass du auch noch Rücksicht auf ihn nimmst! Niemals! Das gilt auch für Eltern! Wenn deine Mutter ständig fies zu dir ist, muss sie die Konsequenzen für ihr Verhalten tragen und notfalls verkraften, dass du die Reißleine ziehst. Da kann sie meckern und zetern wie sie will! Angebliches Nicht-verstehen oder Nicht-wissen sind keine Entschuldigung! Sie kann nicht erwarten, dass du den Quatsch ewig mit dir machen lässt! Du musste deswegen kein schlechtes Gewissen haben!
Überlege, ob es zeitweise doch gut ist, die Telefonnummer deiner Mutter zu blockieren und auch ihre Mails umzuleiten. Es geht nicht darum, dass du auf diese Art und Weise Rache ausüben und sie abstrafen willst. Es geht einfach darum, dass du ausreichend Ruhe und Abstand haben möchtest, ohne in regelmäßigen Abständen von diffusen Nachrichten oder Anrufen belästigt zu werden. Natürlich wird deine Mutter auch ihre Schwierigkeiten mit der Situation haben, aber sie ist eine erwachsene Frau, die auf sich selber aufpassen kann. Dazu bist du nicht verpflichtet!
Bitte suche aber auch Unterstützung durch einen Psychologen, der dich nach diesem Schritt auf deinem Weg der seelischen Genesung begleitet. Auch wenn es die richtige Entscheidung war, den Kontakt zu deiner Mutter abzubrechen, ist so etwas nicht leicht zu verarbeiten. Die neu gewonnene Freiheit wird dir gut tun und es wird dich glücklich machen zu erkennen, dass du tatsächlich den Mut gehabt hast, um dich zu wehren. Aber auch Trauer, Verwirrung und Wut werden sich zu erkennen geben. Daher ist es wichtig, dass du den Weg der Bewältigung nicht komplett alleine gehst. Bitte nimm deine Befindlichkeiten ernst und lasse dich unterstützen! Es tut gut zu wissen, dass man bei der Aufarbeitung solcher Dinge in guten Händen ist und dass die Gedanken und Probleme ernst genommen werden.
Ich bin sicher, dass du die Sache so gut wie möglich über die Bühne bringen wirst, auch wenn es erstmal sehr unangenehm wird. Aber hab den Mut dazu! Du weißt, was gut für dich ist, also wird das auch das Richtige sein! Du bist ein guter und umgänglicher Mensch und du hast es verdient, dich mit Leuten zu umgeben, die dies anerkennen! Kopf hoch! Viel Glück! :)
Es ist verständlich, dass du so eine Entscheidung nicht im Handumdrehen treffen kannst und willst. Lasse dir das ruhig ein paar Tage durch den Kopf gehen. Versuche deshalb aber trotzdem nicht, von der Wahrheit abzukommen oder mit der Zeit die Sache klein zu reden, nur weil du dich in ein paar Tagen wieder beruhigt hast. Das Problem besteht ja nach wie vor. Deine Eltern scheinen dich nicht besonders gut zu verstehen und sind daher für dich keine guten Ansprechpartner. Sie scheinen dich ja sogar eher im Leben zu behindern. Ein Kontaktabbruch (zumindest auf Zeit) ist da möglicherweise ein guter Weg, um mit der Sache aufzuräumen.
Was deine Oma betrifft: es gibt sicher auch andere Familienmitglieder, die du nach aktuellen Information über ihren Zustand fragen kannst – Onkel, Tante, Geschwister, Cousins/Cousinen, etc. Außerdem kannst du deine Oma einfach mal im Krankenhaus besuchen fahren. Du bist da nicht auf deine Mutter angewiesen.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!
Ja, klar kann ich sie selbst besuchen fahren! Aber dazu muss ich erstmal rausfinden ob sie drin liegt^^
Dadurch dass ich nach 2 Wochen immernoch so sauer bin und mich noch nicht beruhigt habe, zeigt es mir wieder, wie krass das war und dass ich dringend eine Pause brauche!
Ja du hast mir sehr geholfen :) Vielen Dank!
Sprich mit Deiner Mutter und sag ihr,dass du dich durch ihr Verhalten verletzt fühlst und erstmal,bis auf weiteres, keinen Kontakt mehr haben möchtest,bis du das alles verdaut hast.
Manchmal reicht es, die Handlungsweise eines anderen stückweit verstehen zu können,um selbst einen anderen Blickwinkel dazu einnehmen zu können.
Möglicherweise sieht deine Mutter auch ein,dass sie einen möglichen Fehler gemacht hat und kann dies dir gegenüber und sich selbst auch eingestehen.
Vernünftige Kommunikation kann hier echt weiterhelfen.
Alles Gute!
Gesagt habe ich es ihr, sie meinte auch dass es ihr leid tut. Aber danach kam dann ein "Ichkann auch nicht mehr als mich entschuldigen, soll ich mich jetzt vielleicht an den Galgen hängen?" Daran merke ich wieder dass sie es nicht ernst nimmt! Ich kann es nicht einfach schlucken. Das war einfach zu extrem. Und wenn ich ihr sage dass ich zeit brauche sagt sie zwar JA aber meldet sich ganz normal wie immer, obwohl ich nicht reagiere!
Deine Mutter kann wirklich nicht mehr,als sich bei Dir entschuldigen. Geschehen ist nunmal geschehen. Es liegt an Dir, ob du die Entschuldigung als solche akzeptieren kannst.
Sag Deiner Mutter,sie möge so viel Respekt vor Dir haben, dass sie erstmal Deinen Rückzug akzeptiert. Vermutlich reagiert sie so "anhänglich" aus Angst heraus,Dich zu verlieren.
Ja klar, kann sie nicht mehr als Sorry sagen. Darum gehts mir gar nicht, sie muss sich für mich kein Bein ausreissen, sowas hab ich noch nie verlangt. aber sie muss verstehen, dass ich nicht ein paar Tage später mit ihr Sonntag am Tisch sitzen kann und über ihre Nägel quatsche.
Es kommt nur irgendwie alles wieder hoch. Jedes einzelne Mal als ich nicht ernst genommen wurde. Jedes mal wo ein Problem belächelt wurde. Mein Klinikbesuch weil ich psychisch so fertig war damals usw. Mein Vater hat mir mein Studium versaut und somit bin ich jetzt nicht in meinem Wunschberuf usw. es ist zu viel jetzt. das war wie ein Tropfen der das Fass zu bersten gebracht hat.
Hi AudiA489
Ich bin gerade in einer ähnlichen Situation und mich würde interessieren, wie es bei dir weiterging und wie du das ganze aus heutiger Sicht einschätzt. Würde mich über eine Antwort sehr freuen :)
Liebe Grüße
Du wirst bestimmt jemanden verletzten, wenn Du den Kontakt abbrichst. Das macht aber nichts, manchmal muss das einfach sein.
Ich würde die Funkstille ankündigen, die Länge gleich bekannt geben, z. B. 12 Monate, dann blockieren. Und eine wirklich gute Freundin mit in Boot nehmen, an die Du Dich wenden kannst, wenn Du Gefahr läufst, den Kontakt wieder aufzuehmen.
Bleibt stark! Es kann für alle Seiten gut sein, eine Pause zu machen.
Ich habe meinen Freund der mich da sehr unterstützt! Nur leider denke ich dass meine Familie das nicht versteht und irgendwann einfach vor der Tür stehen würde (bin jetzt aber wohin gezogen wo keiner die Adresse kennt) oder in der Arbeit. Das möchte ich dann nicht!
Du kannst einen Brief schreiben, in den du alles reinpackst, was dir auf der Seele liegt. Und an all diese Worte hängst du den Nachsatz an, dass du aufgrund dieser Vorkommnisse und Erfahrungen den Kontakt von deiner Seite aus erst mal nicht mehr aufrecht erhalten willst. Wenn du dich gesammelt hast, wirst du dich wieder melden.
Zu diesem Schritt ist es aber auch nötig, den Kontakt dann wirklich nicht zu suchen oder zuzulassen. In solchen Fällen heißt es entweder - oder. Ein dazwischen Herumgeeiere bringt es nicht. Das wäre wie ein Pferdegespann nach links lenken wollen, aber rechts an den Zügeln zu ziehen.
Entscheide dich also für eine Richtung. Und die verfolge dann auch konsequent.
Das mit dem Brief ist gar nicht mal so übel! Das werde ich mir mal überlegen. Entschieden habe ich es schon, und seitdem (erst eine Woche) antworte ich gar nicht mehr. Egal auf was
Ich danke dir für deine Antwort! Ja ich merke auch, dass es oft widersprüchlich ist, wenn ich auf der einen Seite sage, dass ich keinen Kontakt mehr möchte, weil ich mich nicht mehr wohl fühle und auf der anderen Seite möchte ich sie nich verletzten. Mir wird immer mehr klar, dass ich das vielleicht doch tun muss.
Und ja es ist auch so, dass ich sie zwar nicht blockieren will, aber dennoch hab ich Angst dass irgendwann mal wieder was kommt was mich dann einfach nicht hartnäckig bleiben lässt! Ich konnte mich bisher schon immer bei ihr melden, bzw habe das getan auch wenn ich selten die gewünschte Antwort oder Hilfe bekam, das ist es was es mir auch schwer fallen lässt. Leider hab ich panische Angst, dass wenn ich Sie blockiere, dass irgendwann mal was mit meiner Oma ist (ist in letzter Zeit oft im Krankenhaus) ohne dass ich es mitkriege. Das will ich dann natürlich auch nicht :(
Ich werd mir das alles mal noch paar Tage durch den Kopf gehen lassen und dann entscheiden wie ich diesen "Abbruch" durchziehe!