Die Situation in deinem zu Hause klingt leider nicht so schön. Das tut mir leid. 😔
Ich bin auch das Älteste von insgesamt 4 Kindern und auch Scheidungskind. Stiefeltern können manchmal sehr komisch sein und kleine Geschwister können einen wirklich exorbitant nerven. Leider kommt man auch nicht so ohne Weiteres aus diesem Umfeld heraus.
Es gibt ein paar Dinge, die du aber mal ansprechen solltest. Ich finde es wichtig, dass deine Mutter weiß, wie es dir geht und was deine Beschwerden sind. Selbst wenn sie nichts daran ändern kann (oder will), ist dann aber klar, dass sie davon wusste. Und auch später wirst du sagen können „ich habe dir das gesagt“. Ich glaube, das ist wichtig für dein eigenes Selbstbewusstsein und das Gefühl, dass du die Dinge für dich in die Hand genommen hast.
Ich finde, du solltest mit deiner Mutter über das Verhalten deines Stiefvaters sprechen. Wenn er dir 150,- € schuldet, muss er dir das zurückgeben und ich finde, dass deine Mutter das unbedingt wissen sollte. 150,- € sind viel Geld für einen 15-jährigen. Es kann nicht sein, dass dein Stiefvater, der eh schon blöd zu dir ist, dich auch noch um Geld verprellt. Das geht GAR NICHT!!! An deiner Stelle würde ich da auch wirklich mit Nachdruck reagieren, bis du dieses Geld hast. Deine Eltern sind berufstätig und verdienen Geld. Es kann nicht sein, dass sie dir keine 150,- € zurückgeben können! Unmöglich sowas!
Außerdem solltest du deiner Mutter mal ehrlich spiegeln, wie dein Stiefvater sich dir gegenüber verhält. Oft sind Eltern sehr blind für das Verhalten ihrer neuen Partner. Sie sind froh, dass sie wieder jemanden haben, mit dem sie sich gut verstehen und die Familie neu gründen können. Dabei übersehen sie manchmal ganz massive Verhaltensdefizite gegenüber den bestehenden Familienmitgliedern. Öffne deiner Mutter da mal die Augen! Du wohnst auch in diesem Haushalt und bist ein ebenso wichtiger Teil der Familie. Es ist einfach nicht in Ordnung, dass dein Stiefvater ständig schlechte Laune verbreitet und gemein zu den Kindern ist. Ist ja schön, dass deine Mutter sich gut mit ihm versteht, aber er hat auch die Kinder, die nicht seine eigenen sind, grundsätzlich gut zu behandeln. Vielleicht ist es nicht schlecht, dass ihr euch alle mal hinsetzt und besprecht, wie ihr euch so fühlt. Es ist ok, wenn ihr nicht allerbeste Freunde seid, aber irgendwie sollte man sich arrangieren, wenn man zusammenwohnt.
Da es dir grundsätzlich aber auch einfach schlecht geht, solltest du dich um eine Psychotherapie bemühen. Deine Schilderungen klingen stark nach Depressionen. Unter solchen Umständen sind alle weiteren Herausforderungen des Lebens deutlich schwieriger zu meistern. Deshalb solltest du dir Hilfe holen. Falls es in deiner Schule eine_n Schultherapeut_in gibt, solltest du diese Person mal befragen. Dort kannst du in akuten Situationen Hilfe bekommen und außerdem nach Anlaufstellen fragen, an die du dich wenden kannst. Außerdem kannst du auch deine/n Hausarzt/ärztin fragen, ob sie dich an eine Therapiestelle verweisen kann. In der Regel funktioniert das sehr gut. Es kann nur sein, dass du etwas auf einen Therapieplatz warten musst. Du solltest dich aber trotzdem so bald wie möglich auf eine Liste setzen lassen. Das Warten lohnt sich! Natürlich kannst du auch im Internet nach Kinder- und Jugendtherapeuten suchen und dann dort anrufen.
Besprich aber auch diesen Schritt mit deiner Mutter, denn sie ist für dich verantwortlich und sollte davon wissen, damit sie dir auch helfen kann. Sage ihr, dass du dich seit Längerem schlecht fühlst und dass du gerne Hilfe haben möchtest. Vielleicht versteht sie dein Problem nicht, aber sie versteht sicher, dass du Hilfe benötigst. Sage deiner Mutter, dass du dich mal bitte mit ihr irgendwo ruhig unterhalten möchtest. Vielleicht könnt ihr auch zu zweit einen Spaziergang machen. So seid ihr unter euch und werdet nicht gestört.
Deine Mutter muss verstehen, dass sie dich trotz weiterer Kinder nicht einfach auf einmal vernachlässigen kann. Es ist nicht einfach, mehrere Kinder zu betreuen, aber das ist nunmal ihre Aufgabe (zusammen mit deinem Stiefvater). Sie muss vielleicht daran erinnert wären, dass ihr ältester Sohn auch noch da ist und auch noch Unterstützung braucht. Es ist ihre Aufgabe zuzusehen, wie sie das alles unter einen Hut bekommt. Du solltest dich nicht zurückziehen müssen, weil du denkst, dass sie keine Zeit für dich hat. Du musst auch deinen Teil einfordern. Eltern haben für ihre Kinder da zu sein, egal ob sie 1, 2 oder 7 Kinder haben. Es sagt niemand, dass das einfach ist, aber wer sich für mehrere Kinder entscheidet, hat diese Verantwortung zu tragen!! Du bist 15 – damit bist du weder volljährig, noch mit der Schule fertig, noch in irgendeiner Weise verpflichtet, Erziehungsarbeit zu leisten. Es ist ein Unding, dass deine Mutter und Stiefvater das Babysitten deiner kleinen Geschwister, an dich outsourcen, weil es ihnen zu viel geworden ist. Tja, das mit dem ganzen weiteren Nachwuchs hätten die Herrschaften sich halt mal überlegen sollen. Aber das ist nicht deine Aufgabe!
Mach dein Ding, kümmere dich um deine Angelegenheit und lass dein Leben nicht von irgendeinem Zirkus dominieren, der nicht zu deinen Aufgaben gehört. Suche dir Situationen und Orte, an denen du wieder etwas zu dir finden kannst. Es klingt, als hättest du dich selbst bei alle dem Theater etwas verloren. Beschäftige dich mal wieder mit dir selbst – irgendwo, wo du nicht gestört werden kannst.
Kopf hoch! Du bist stark. Das wird! 🙂
Viel Glück