Widerspruch zum 2. Gottesbeweis von Thomas von Aquin?

7 Antworten

"Aber mir fällt nix für den 2. Beweis an, der besagt, dass alle Ursachen durch irgendwas verursacht wurden, außer Gott, da er als erstes da war, kann er durch nichts verursacht worden sein."

Kausalität ist kein immanenter Bestandteil des Universums. Wie jemand anderes unter dieser Frage schon angemerkt hat: Derartige Fragen entziehen sich unseren Erkenntnismöglichkeiten. Das hat auch schon Kant vor ~250 Jahren bemerkt.

Der folgende Wikipediaauszug ist diesbezüglich ganz interessant:

"Der Zeitbegriff hängt eng mit dem Kausalitäts­begriff zusammen. So betrachten wir es als selbstverständlich, dass die Ursache vor ihrer Wirkung auftritt, genauer gesagt wird jeder Beobachter von korrelierten Ereignissen den Vorgang so beschreiben, dass in seinem Modell des Vorgangs die Wirkung durch die Ursache bedingt ist. Die Vergangenheit ist unveränderlich, sie kann nicht von gegenwärtigen Ereignissen beeinflusst werden. Die Zukunft hingegen hängt von der Gegenwart kausal ab, kann also durch Ereignisse oder Handlungen in der Gegenwart beeinflusst werden.

In der Relativitätstheorie wird die zeitliche Reihenfolge mancher Ereignisse, die an verschiedenen Orten stattfinden, von relativ zueinander bewegten Beobachtern unterschiedlich beurteilt. Das ist genau dann der Fall, wenn die beiden Ereignisse nur durch ein Signal mit Überlichtgeschwindigkeit in Kontakt treten könnten. Könnte eine Wechselwirkung mit Überlichtgeschwindigkeit stattfinden, dann könnte man mit folgendem System eine Botschaft in die Vergangenheit schicken:

  1. Das Signal wird mit Überlichtgeschwindigkeit an eine weit genug entfernte Relaisstation geschickt.
  2. Diese beschleunigt konventionell vom ursprünglichen Sender weg (alternativ: sie überträgt es konventionell auf eine weitere, sich vom Empfänger weg bewegende Relaisstation, z. B. die andere Seite einer rotierenden Plattform). Dadurch wird das Absendeereignis aus der Vergangenheit in die Zukunft „verschoben“.
  3. Schließlich wird das Signal wieder mit Überlichtgeschwindigkeit zurückgesendet. Sind die beteiligten Geschwindigkeiten hoch genug, so kommt das Signal vor dem Aussenden des Ursprungssignals an.

Daher wäre das Kausalitätsprinzip verletzt. [...]"

https://de.wikipedia.org/wiki/Zeit#Zeit_und_Kausalit%C3%A4t

Das Axiom, dass alles Geschehen eine Ursache hat, die ihm vorausgeht, ist, wie Kant in der Kritik der reinen Vernunft beschreibt, eine Gesetzmäßigkeit des menschlichen Denkens, die jeder Beobachtung vorangeht. Man kann sie nicht wirklich durch Beobachtung beweisen, weil wir selbst sie in das Geschehen hineininterpretieren.

Sehr oft erweist sich dies Axiom als günstig, z.B., wenn es darum geht, Voraussagen zu machen. Aber manchmal treibt es auch zur Verzweiflung, weil wir nicht imstande sind, eine Ursache zu erkennen. Da ist es dann hilfreich (gegen die Verzweiflung), der "Ursache" wenigstens einen Namen zu geben: Gravitation etwa, oder auch Gott.

" Da könnte man natürlic die Evolutionstheorie von Darwin einbringen und behaupten, dass alles innerhalb von mehreren Millionen Jahren sich angepasst hat"

Und man könnte dem entgegenstellen, dass diese Entwicklung von Gott gewollt war oder Gott einfach nur das Universum erschaffen hat.

Das Thema "Gott" ist meist ja wenig spezifisch und schon gar nicht wissenschaftlich; daher wird man da mit Wissenschaft kaum weit kommen; man könnte allenfalls sehr genaue, wörtliche Aussagen unter den üblichen Bedingungen auf den Prüfstand stellen oder Dinge historisch in Kontext setzen.

"Fällt euch hierfür irgendeine Idee ein"

Wir leben in unserem Alltag natürlich in einer kausalen Welt, aber wie diese Welt und die damit verbundene Kausalität entstanden ist, ist nicht nachprüfbar, da wir nur kurz bis nach den Urknall rekonstruieren können.

Umgekehrt heißt das natürlich auch nicht, dass es eine elementare Ursache gegeben haben muss; das Universum könnte natürlich auch ohne kausle Ursache entstanden sein; das ist zwar schwierig für uns nachzuvollziehen (vielleicht tendieren deshalb manche zu "griffigeren" Erklärungen), aber wenn man sich z.b. mal die Quantenmechanik anschaut wird man auch recht schnell Probleme bekommen, sich gewisse Dinge vorzustellen.

Unsere Vorstellung ist halt evolutionä geschult und sicher nicht das absolute Maß der Dinge.

Das Problem liegt in unserem Denken. Menschen versuchen Gott in ihre Denklogik unterzubringen, wie sie als Mensch sind und wie sie als Mensch die Welt sehen und erfahren.

Ein Fisch, der die Aufgabe hat, einen Vogel und die Welt der Vögel zu beschreiben, wird eine realistische Beschreibung nie schaffen, weil die Welt des Fliegens außerhalb der Erfahrungswerte der Fische ist. Diese Welt ist ihm unverständlich. "Aus ihrer Sicht ist ein Lügner der Fisch, der behauptet, dass Lebewesen (Fische?) viele Kilometer weit fliegen können, ohne den Kopf unter Wasser zu haben. Es ist einfach fischunmöglich. Die Fischbeweise geben ihm Recht."

So sehr ich auch überlege, lieber NameNochGesucht, ich kann Dir nicht helfen.

NameNochGesucht 
Fragesteller
 23.09.2019, 18:23

Das war ein schönes beispiel, vielen dank

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Naja es ist eine These, die er da aufstellt, die sich meiner Meinung nach nicht wirklich beweisen lässt. Wir existieren. Ob nun Gott alles in die Wege geleitet hat, oder ob schon immer etwas da war, was man als Universum (bzw. dessen Form vor dem Urknall) bezeichnen kann, spielt da vielleicht primär keine Rolle. Letzteres wäre im Grunde ja auch eine Ursache.