Weshalb gibt es hässliche Menschen?

7 Antworten

Selbstverständlich ist Attraktivität bei der Evolution ein wesentlicher Faktor. Und selbstverständlich haben sich äußere Phänotypen ausgehend davon bei verschiedenen Spezies durchgesetzt - beim Menschen genauso wie bei allen anderen Tieren, die sich geschlechtlich vermehren.

Bei vielen Vogelarten zum Beispiel, wie beim Fasan oder als Extrembesipiel beim Pfau, hat sich die Attraktivität des Gefieders stets als Selektionsvorteil erwiesen. Das Männchen, welches die ausgeprägtesten Schmuckfedern vorweisen konnte, war gleichzeitig auch das stärkste mit den höchsten Überlebenschancen: Trotz der Einschränkungen, die durch den langen Federschwanz einhergehen, konnte sich dieses Männchen nämlich gegenüber seinen Konkurrenten durchsetzen - und seine Gene an die nächste Generation weitergeben. So hat sich über die Generationen hinweg das Merkmal des bunten Federschmucks immer weitervererbt.

Beim Menschen ist es nicht anders. So wirken auf Männer seit jeher große Brüste und ausgeprägte Hüften besonders attraktiv, da sie eine hohe Wahrscheinlichkeit eines gesunnden Nachwuchses mit sich bringen. Die Brüste der Frau haben sich als optisches Attraktionsmerkmal vor allem aufgrund des aufrechten Ganges durchgesetzt: Die Blickrichtung des Männchens verschob sich, sodass nun nicht mehr wie bei anderen Affen das Hinterteil, sondern die Brust Auswahlkriterium Nummer Eins wurde. Deshalb haben Menschen unter allen Menschenaffen und überhaupt allen Affen die größten Brüste, ein Pavian steht dagegen mehr auf den hübschen roten Hintern der Paviandame.

Für Frauen zählen äußere Merkmale allerdings eher sekundär, denn wie auch beim Pfau kommt es ihnen bei ihrer Auswahl darauf an, die Gene des möglichst "Fittesten" abzubekommen. Gutaussehende, kräftige und sportliche Männer lassen auf körperliche Überlegenheit, aber vor allem auf Gesundheit schließen. Hinzu tritt bei der Partnerwahl aber auch die nötige Versorgung mit Ressourcen, und die ist nicht nur an Äußerlichkeiten verbunden. Der bestaussehendste Typ geht also eher einsam durchs Leben, wenn er ein Pleitegeier und Sozialversager ist, während ein äußerlich eher unattraktiver Mann mit einem stattlichen Vermögen und einem hohen Selbstbewusstsein dagegen weitaus mehr beim anderen Geschlecht punktet.

Die Details dessen, was wir schön finden, wandeln sich aber im Laufe der Zeit und sind natürlich auch von Region zu Region völlig anders. In unserer heutigen Überflussgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland gilt ein sportlicher und schlanker Körper zum Beispiel als besonders attraktiv, weil er das geringste Risiko beim Partner vermuten lässt, dass dieser an einer einschränkenden Krankheit leidet. Übergewicht ist heute dagegen out, genauso wie es heute eher abstoßend wirkt, wenn jemand blass wie eine Kalkwand ist. Ein gebräunter Teint zeugt ebenfalls von Gesundheit, aber auch von Vermögen - denn der Gebräunte kann es sich sicher leisten, sich ab und zu einen Urlaub zu gönnen und muss nicht ständig nur ackern ackern ackern, was eher einen niedrigen sozialen Status bedeuten würde.

Das sah in anderen Zeiten aber ganz anders aus: Vor nicht einmal 50 Jahren wäre ein heutiges Supermodel (wie z.B. Kate Upton) als mager und dürr kein Schönheitsideal gewesen, eine "richtige" Frau brauchte zumindest einen kleinen Bauchansatz (wie z.B. Marilyn Monroe), genauso wie "Hämpflinge" und "Sofities" (wie z.B. Robert Pattinson) auch nicht als hübsch gegolten hätten - ein Mann brauchte damals schließlich kräftige Muskeln und vor allem Bauch- und Brusthaare (z.B. wie Sean Connery).

Noch weitere 50Jahre zurück galt es zudem auf keinen Fall attraktiv, wenn man gebräunt war. Ein Bürger von Stand hatte es schließlich nicht nicht nötig, draußen auf dem Feld zu schuften - das erledigten nur die "armen" Bauern. Bräune brachte man mit harter Arbeit und geringem sozialen Stand in Verbindung, sodass der "gutaussehende", egal ob Mann oder Frau, einen sehr hellen Teint haben musste. Und natürlich auch einen ordentlichen Bauchansatz, denn wer Geld hatte, konnte es sich auch leisten, was ordentliches zu Futtern!

Das Schönheitsideal wandelt sich also viel zu schnell, als das sich irgendein Detailmerkmal über die Generationen hinweg hätte durchsetzen können - dazu waren immer wieder völlig verschiedene Stereotypen gefragt und nicht gefragt.

Woher ich das weiß:Hobby – Die Beschäftigung mit der Urzeit ist seit Jahren mein Hobby.
Lilyatchy 
Fragesteller
 23.05.2018, 20:40

Danke für die Mühe. Endlich mal eine kompetente Antwort!

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MarkusPK  23.05.2018, 21:30
@Lilyatchy

Vielen Dank! Aber du musst schon verstehen, dass du mit dieser Frage polarisierst. Schließlich spielen hier auch Ethik und Moral mit hinein.

Menschen aufgrund ihres Äußeren als hübsch oder hässlich zu bewerten und sie für uns als attraktiv oder unattraktiv in Schubladen einzusortieren machen wir alle, das ist nur natürlich - so funktioniert nunmal unser Sextrieb. Aber da Schönheit im Auge des Betrachters liegt und auch die Geschmäcker verschieden sind, hält man seine persönliche Meinung besser zurück und im Privaten.

Man kann andere Menschen leicht damit brüskieren, ja sogar verletzen. Und wer sich aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes dann auch noch erlaubt, einen Menschen auch als Person abzuwerten oder zu verurteilen, der stößt dann zu recht auf Kritik - denn so etwas ist wirklich charakterschwach.

Deine Frage ist von vielen sicher so aufgefasst worden, als würdest du dir hier genau das erlauben: eine Kategorisierung nach schön und hässlich, wobei hässlich gleich schlecht ist. Und dass du hier dann entsprechende Antworten bekommst, musst du auch verstehen.

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Wurzelstock  23.05.2018, 22:32

"Selbstverständlich ist Attraktivität bei der Evolution ein wesentlicher Faktor."

Öhem...eigentlich geht es ja weniger ums evolutionieren als ums Bummsen, und da hätte ich glatt angenommen, das die Psychologie wesentlich bessere Ansätze liefert als Paviane und Vögel (die ja trotz Federn nichts mit dem Fögeln zutun haben.)

Es ist schon ein Weilchen her, dass ich das Buch "Auf den ersten Blick" von Dörmer-Tramitz gelesen habe, und vom Kapitel über die Gestaltpsychologie habe ich praktisch nichts mehr in Erinnerung. Nur an die vielen Graphiken erinnere ich mich noch. Insofern weiß ich auch nicht mehr, ob in ihrem Buch das Wort "Evolution" überhaupt vorkommt. Vielleicht habe ich es nur übersehen. Schließlich muss die Evolution ja immer herhalten...

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Hallo Lilyatchy,

wollen wir doch einmal das Wort anschauen

hässlich

siehst Du, da steckt Hass drin. Was hat Hass genau genommen mit Aussehen zu tun? eigentlich doch gar nichts. Ja es gibt Menschen, die beginnen eine Person zu hassen, wenn sie die nicht schön finden. Ist aber deren Charakterfehler, nicht der einer Person, die irgendwie aussieht.

Hab da was gelöscht, auf dieses Niewo begebe ich mich dann doch nicht hinab

LG

Lilyatchy 
Fragesteller
 23.05.2018, 14:07

Darauf wollte ich gar nicht hinaus ich genauso das Wort unschön nehmen können.

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Barney123  23.05.2018, 14:31
@Lilyatchy

Ich wollte Dich aber genau darauf hinweisen, was Du da sagst. Und Du hast das getan, und zwar Gedankenlos.

Und auch wenn Du Dir das nicht vorstellen kannst, es gibt noch andere Werte, die einen Menschen attraktiv machen, als das Aussehen. Ich will Dir einmal eine Geschichte erzählen, aus meiner jugend. Gehe inzwischen auf die 60 zu.

Da hatte ich mit ungefähr 18 eine Freundin. Sah super toll aus. Nur leider ist ihr das ein klein wenig in den Kopf gestiegen. Da habe ich die Beziehung beendet. Ungefähr ein Jahr später sah ich sie wieder. Beim Stubendurchgang bei der Bundeswehr. Hing da in einem Spind (Schrank) als Playmate des Monats des Playboy.

Bitte beachte, ich habe die Beziehung beendet, und zum glück keine Kinder mit ihr

LG

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Die Natur geht gar nicht, sie findet statt.

Sie hat weder einen Plan noch ein Richtung noch eine Absicht.

Und die Regeln, nach denen sie funktioniert, sind auch nicht ganz einfach, und natürlich wie alles noch gar nicht vollständig erforscht.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass jedes Merkmal "Opfer" erfordert. Es setzt sich ja nur durch, wenn die, die es nicht haben, sich nicht hinreichend vermehren. Daher ist auch nicht jedes Merkmal sinnvoll, viele sind halt nur nicht ausreichend nachteilig, dass sie verschwinden.

Zu deiner letzten Frage:
Das ist nicht mal eine gewagte Hypothese, das ist völlig abgehobenes Phantasieren.

Selbstverständlich bestehen Hierarchien in bezug aufs Äussere eines Menschen. Aber wer genug Geld hat, der findet auch Partner, wenn er nicht ...

Dazu einfach mal ne Frage.Was ist denn hässlich? Richtig du findest eine bestimmte Art von Menschen hässlich. Das ist Ok. Du findest eine Reihe von Menschen sehr schön. Auch das ist ok. Aber all diese Eindrücke sind nur Deine Vorstellung von hässlich und schön. Andere Leute finden andere Menschen schön. Und das ist gut so. Wie öde währe es denn wenn sich ein einziger Typus durchgesetzt hätte. Glücklicher Weise bleibt die Vielfalt erhalten. Zum anderen finden sich Partner auch nicht ausschließlich durch das Aussehen. Da gibt es mehr , glücklicher Weise. Und selbst Kinder von Promis die gemeinhin als schön gelten können von anderen als hässlich empfunden werden, während andere hin und weg sind.😊😉

Lilyatchy 
Fragesteller
 22.05.2018, 21:57

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