Werden Introvertierte in unserer Gesellschaft benachteiligt?
Ich bin selber introvertiert und habe damit ziemlich Mühe im Leben. Vor allem bei der Jobsuche kommen für mich viele Berufe schon gar nicht in Frage, weil Kommunikation nicht meine Stärke ist und viele Berufe gute kommunikative Fähigkeiten voraussetzen. Auch im sozialen Leben habe ich oft Mühe, bei einem Gruppengespräch zu Wort zu kommen. Ich wurde früher in der Schule auch wegen meines introvertierten Charakters gemobbt und kritisiert, auch von Lehrern. Eine Lehrerin hat mir sogar schon mal gesagt, dass ich eine lange Leitung habe, weil ich ihr manchmal nicht so gut zugehört habe.
Seid ihr auch der Meinung, dass Introvertierte in unserer Gesellschaft nicht wirklich akzeptiert und benachteiligt werden?
16 Stimmen
5 Antworten
Ja. Introvertierte Menschen werden leider nach wie vor benachteiligt.
Ich gehöre selbst zu den Introvertierten.
Ich verstehe z.B. sehr gut, wenn jemand lieber eine E-Mail schreibt als anzurufen oder in der Gruppe nicht ständig das Wort ergreift.
Das ist auch vollkommen in Ordnung so, nur juckt das die extrovertiert ausgelegte Gesellschaft null.
Introvertiert sein bedeutet nicht, dass man Fehl am Platz ist oder nicht geeignet am Telefon ist, entgegen so mancher Aussage aus den Kommentaren.
Ganz wichtig, und das möchte ich jedem introvertierten (und auch allen anderen!) Menschen auf dieser Welt mitgeben - man kann diese elends dumme Zwangskommunikation lernen!
Wenn man gewissen Situationen oft und wiederholt ausgesetzt ist, lernt man meist zwangsläufig damit umzugehen. Ist absolut nicht angenehm, aber funktioniert.
Man kann auch als introvertierte Person in eine Situation hineinwachsen, die eher von extrovertierten Person gehandhabt wird.
Beispiel: Telefonische Ansprechperson in einem Amt mit vielen Anrufen täglich.
Ich hab den Job angenommen, mir war zum Zeitpunkt der Einstellung nicht klar, dass das dazu gehört und musste das dann einfach machen. Anfangs hat mich die Panik übermannt und ich wollte direkt wieder kündigen. Nach kurzer Zeit war mir klar, dass die meisten Anrufer eigentlich immer die gleichen Auskünfte haben wollen. Es wurde zu einem bekannten Muster, das irgendwann keine Angst mehr erzeugt hat.
So ist das Leben im Großen und Ganzen. Alles ist gruselig, bis man es kennt.
Beruflich habe ich mich inzwischen zwar anders orientiert. Aber auch jetzt habe ich es als introvertierte Person nicht leicht. Jetzt ist weder Schüchternheit noch Angst ein Thema. Es ist schlichtweg die Tatsache, dass ich nicht gerne auf Firmenfeiern gehe. Ich erledige meine Arbeit TipTop. Ich unterhalte mich privat mit meinen Kollegen, ich führe Konversation mit Kunden usw. Aber nach der Arbeit möchte ich einfach nach Hause. Das wird allerdings als negativ angesehen, da ich mich dadurch nicht "aktiv" in die "Teamdynamik" einbringe. Andere Kollegen, die gerne mal gemeinsam einen trinken oder sonst was unternehmen, werden als Bereicherung in der Firma angesehen. Das ist ein weiterer Vorteil für Extrovertierte und gleichzeitig ein massiver Nachteil für Introvertierte.
Leider wird die Arbeit und der Beitrag, die ein ruhiger Mensch erbringt, als weniger wertvoll angesehen, als einer, der nur die Hälfte leistet, dafür aber ständig alle bei jeder Gelegenheit vollquatscht.
Die "Lauten" werden gesehen. Die Stillen, die das Gleiche, oder oft sogar mehr leisten, werden für gewöhnlich übersehen.
Es ist kein Problem, für das Introvertierte verantwortlich sind. Es ist ein Problem der Gesellschaft, die von Extrovertierten angetrieben wird.
Wie soll man Kommunikation ersetzen? Es ist doch einfach nicht möglich, jemanden, der kaum ein Wort herausbringt, in den Kundendienst zu setzen. Da muss man unterscheiden, ob es die Gesellschaft ist, oder eher die Natur der Sache.
Die Gesellschaft kann auch nichts an der Kommunikationsunfähigkeit mancher Personen ändern. Insofern geht die Benachteiligung eher von den Introvertierten selbst aus.
Die Gesellschaft kann durchaus etwas ändern. Interessiert nur einfach niemanden, da kein Schreihals einen persönlichen Nachteil durch stille Menschen hat. Umgekehrt allerdings enorm.
Weil sie selbst nicht in der Lage sind, aus sich herauszukommen. Da kann die Gesellschaft als solche wenig tun. Personen, die nicht grundlegende soziale Kenntnisse haben, müssen selbst an sich arbeiten.
Glaubst du wohl echt, dass ich es mir selbst auswählt habe, introvertiert zu sein? Ich arbeite wirklich jederzeit daran, meine kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern, doch meinen grundlegenden Charakter kann ich damit nicht ändern. Das wäre wie wenn du jemandem sagen würdest, dass er dumm ist, aber er daran arbeiten kann, schlauer zu werden. Da kann man aber auch nichts gross daran ändern.
Ja geht mir auch so was du beschreibst
Du bist der Arsch Deutschlands.
Versuch das zu ändern
oder
führe ein sehr bescheidenes Leben
- Mir hat lesen geholfen.
- Auch hier auf GF schreiben bringt was.
- Mach Abi
- Und rede auch wenn es weh tut. Mach Referate. Rede in der Gruppe. Und vor allem rede mit Mädchen.
In 10 Jahren bist du gut
Ich würde behaupten, dass ich mich kommunikativ schon stark verbessert habe, aber eine Stärke von mir ist es immer noch nicht.
Das muss auch nie eine Stärke von dir werden und das ERWARTET auch niemand.
Für gewisse meiner Ziele ist es manchmal aber doch notwendig, dass Kommunikation eine Stärke von mir ist.
Warum geht die Benachteiligung von den Introvertierten selbst aus?