Werden die Menschen immer lesefauler deiner Meinung nach?
Ich habe früher gerne gelesen. Vor allem auch für meine Thesis und Hausarbeiten Quellen.
Inzwischen lasse ich alles von Chatgpt lesen und sage ihm er soll mir das kürzen und sagen wo was steht. Das klappt super.
Allerdings werde ich dadurch lesefauler.
So ergeht es aber nicht nur mir, sondern auch anderen Studierenden.
7 Antworten
Ein Studium und wissenschaftliches Arbeiten werden ohne eigenes Lesen nicht funktionieren. Eher erhöht sich die Qualität und Intensität dabei. Das finde ich aber nicht lesefauler, eher konzentrierter.
KI kann helfen und zutage fördern, Routinearbeiten übernehmen, ersetzt aber den wesentlichen Teil der eigenen Leistung eben gerade nicht.
Ähnlich erwartet man bei einem Roman entsprechende Dichte, möchte nicht ellenlange Beschreibungen, die am Ende wenig rüberbringen, sondern packende und stilistisch überzeugende Schilderungen.
Darin liegt auch das entsprechende Talent der akademischen Qualifikation und Tätigkeit oder Schriftstellerei.
Ich glaube schon, dass viele durch digitale Tools wie ChatGPT, Zusammenfassungen oder Videos weniger selbst lesen, weil es bequemer und schneller geht. Gleichzeitig heißt das aber nicht unbedingt, dass man „dümmer“ wird, sondern eher, dass sich die Art des Umgangs mit Texten verändert. Man filtert mehr, konsumiert kürzer und gezielter. Lesefaul klingt negativ, aber vielleicht ist es eher ein Wandel, wie wir Informationen aufnehmen. Trotzdem ersetzt nichts das tiefe Verständnis, das man nur durchs eigene Lesen bekommt.
Die Bequemlichkeit siegt meistens bei Dingen, die nicht erfreuen (Sekundärgewinn),
- weil sie überfordernd wirken, zum Beispiel weil sie anstrengend, umfangreich, uninteressant sind, lange Zeit dauern, keine sekündliche Befriedigung leisten, nicht vorhersehbare Ergebnisse haben, nicht sofort Geld erwirtschaften, zu gering egoistische Ziele verfolgen usw. usw..
- Sprache soll immer klar und eindeutig sein. Sätze sollen immer möglichst kurz verfasst sein. Vulgär- und Jugendsprache wird normalisiert. Die Verwendung von möglichst vielen Anglizismen (z.B. Pseudofachbegriffe, Werbefloskeln), betont solcher, die stets gegenwärtig als modern betrachtet werden, wird als Zeichen von allgemeiner und spezieller Intelligenz typischer Erwachsener bewertet, egal, was für einen bei genauer Aufdeckung erkannten Unsinn aus Unwissen, Unverständnis und Vorurteilen es entdecken lässt.
Und weil gesellschaftlich nicht genügend dagegen gearbeitet wird, weil viel zu wenige Menschen gegen diesen Strom der allgemeinen Primitivierung anschwimmen und viel zu wenige mitreißen - können, verringert sich das kindliche Rundum-Unvermögen der Intelligenzen mit dem Erwachsen werden konstant weniger, seit vielen Jahren auffallend durch Studien mit Europäern verschiedenen Alters usw..
Hoffentlich werden bald möglichst viele Berufstätigkeiten völlig durch Berge aus KI-programmierten PCs ersetzt! Das erscheint mir längst die Rettung für zum Beispiel die Europäer zu sein.
Ich finde das gerade in dem beschriebenen Kontext echt schwierig und nicht gut! Gerade im wissenschaftlichen Kontext und Diskurs ist es doch wirklich relevant, in die Tiefe der Gedanken anderer Menschen einzutauchen, ihre Gedankengänge und Erkenntnisse nachzuvollziehen und dann selbst intensiv darüber nachzudenken und zu schauen, ob diese Gedankengänge valide und abschließend waren oder ob dort noch offene Fragen und Lücken lauern, die man sich noch mal genauer anschauen sollte.
Klar, Hausarbeiten im Studium sind nicht wirklich der Moment, wo die Wissenschaft weitergebracht wird und neue Erkenntnisse entstehen. Aber sie sind eben die Vorbereitung und Übung, um genau das später tun zu können, um zu lernen, wie man an diese Sache herangeht! Wenn man im Studium immer nur KI-Zusammenfassungen abgetippt oder unformuliert hat, wie soll das dann im Anschluss daran gelingen?
Ich würde es somit sehr begrüßen, wenn Studierende dort selbst wieder mehr Anspruch an sich selbst und ihre Leistung stellen würden. Gelingt das nicht, braucht es wahrscheinlich andere Formate zur Leistungsüberprüfung, in deren Rahmen sie wieder mehr dazu gezwungen werden. Eben damit da draußen nicht lauter Menschen mit einem Studienabschluss rumlaufen, die nicht selbst in der Lage sind, einen längeren wissenschaftlichen Text zu lesen, zu verstehen und auf dessen Basis weiterzudenken...
Die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne sinkt aufjedenfall. Dazu gehört auch weniger Interesse am Lesen.