Wer sind die Geister in Hebräer 12?
22 Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung 23 und zur Gemeinschaft der Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind; zu Gott, dem Richter aller, zu den Geistern der schon vollendeten Gerechten, 24 zum Mittler eines neuen Bundes, Jesus, und zum Blut der Besprengung, das mächtiger ruft als das Blut Abels.
Laut Paulus findet die Auferstehung ja erst statt, wenn Jesus wiederkommt. Solange bleiben die Toten tot. Wer sind eurer Meinung nach dann die Geister der vollendeten Gerechten?
4 Antworten
Erstmal vorweg: Der Hebräerbrief ist nicht vom Apostel Paulus. Von daher ist es gut möglich, dass dort Vorstellungen vorkommen und Ausdrücke verwendet werden, die sich bei Paulus nicht finden.
1. Was sind die "Geister"?
In der frühjüdischen Apokalyptik werden die Verstorbenen tlw. als "Geister" bezeichnet. Man hat sich dabei vorgestellt, dass die "Geister" oder Seelen der Gerechten bei Gott sind. In Weish 3,1f heißt es: "Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual kann sie berühren. In den Augen der Toren sind sie gestorben und ihr Heimgang gilt als Unglück". Das werden Sie jedoch nur in katholischen Bibeln und in Luther-Bibeln "mit Apokryphen" finden.
Auch einer frühjüdischen Apokalypse , die nicht zur christlichen Bibel gehört (1. Henoch / äthiopisches Henochbuch), gibt es den Ausdruck "Geister der Gerechten". Dort sind damit ebenfalls speziell die Toten gemeint, die von dem Schicksal der anderen (nicht Gerechten) geschieden werden.
Die "Geister der Gerechten", von denen in Hebr 12,23 die Rede sind also in besonderer Nähe zu Gott und befinden sich in irgendeinem Wartezustand. Sie haben jedoch Recht - bei Paulus findet sich so ein Wartezustand nicht. Leider kann ich Ihnen nicht mehr darüber sagen, wie man sich im Frühjudentum und im frühen Christentum diesen Wartezustand vorgestellt hat und ob es da überhaupt konkrete Vorstellungen zu gab. Mehr als die beiden von mir beschriebenen Belegstellen, sind zu dieser Vorstellung auch nicht bekannt.
2. Wer sind die "Gerchten"?
Im Alten Testament sind "Gerechte" einfach Leute die aus dem Glauben an Gott leben und versuchen das Gute und Gerechte zu tun. In den Psalmen begegnet oft eine Gegenüberstellung von "den Gerechten" - mit denen sich der Psalmbeter identifiziert - und "den Frevlern", die nicht nach Gott fragen und den Gerechten bedrängen. Da das Alte Testament im Hebräerbrief sehr wichtig ist, schätze ich mal, dass mit "Gerechten" da das Gleiche gemeint ist, wie im Alten Testament.
Mir scheint es außerdem wahrscheinlich, dass hiermit sowohl prominente Gestalten aus dem Alten Testament (z.B. die Propheten), gerechte Jüdinnen und Juden, sowie Christinnen und Christen eingeschlossen sind.
Leider kann ich keine genauere Antwort geben, weil der Ausdruck sonst nicht so oft vorkommt. Außerdem habe ich zum Hebräerbrief leider wenig aktuelle Literatur zur religionsgeschichtlichen Forschung im Haus. Bei Gelegenheit werde ich dem vielleicht noch weiter nachgehen. Was ich dazu weiß, hab ich geschrieben - ich hoffe das hilft.
Das kann nicht sein, Stefan.
Paulus macht hier ganz spezifische Unterschiede....
Ihr (1) dagegen seid zum himmlischen Berg Zion gekommen und in die Stadt des lebendigen Gottes. Das ist das himmlische Jerusalem, wo ihr Gott zusammen mit seinen vielen tausend Engeln (2) bei einem großen Fest anbetet. Ihr gehört zu seinen Kindern, die er besonders gesegnet hat und deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Ihr habt eure Zuflucht zu Gott genommen, der alle Menschen richten wird. Ihr gehört zu derselben großen Gemeinde wie alle diese Vorbilder des Glaubens (3), die bereits am Ziel sind und Gottes Anerkennung gefunden haben
Hier werden drei Gruppen erwähnt:
Ihr = Kinder Gottes
Die Engel
Vorbilder des Glaubens = Diejenigen, die in Hebräer 11 beschrieben wurden....
Interessant im Zusammenhang: Es wird weder von 144000 gesprochen noch von 'einer großen Volksmenge anderer Schafe' (ein Begriff der in der Bibel nicht existiert)
"Wie kommst du darauf?"
Das ist seit mindestens einem halben Jahrhundert internationaler Konsens in der religionsgeschichtlichen und literaturwissenschaftlichen Forschung zum Neuen Testament und wird von keinem ernstzunehmenden Wissenschaftler mehr bestritten. Selbst von Autoren, die der evangelikalen Bewegung oder gar dem protestantischen Fundamentalismus nahe stehen und daher öfters dazu neigen, aus ideologischen Gründen gut belegte Ergebnisse literaturwissenschaftlicher Analysen zu ignorieren oder historische Quellen äußerst kreativ zu interpretieren, akzeptieren dies beim Hebräerbrief häufig.
Vom Text des Hebräerbriefes her, gibt es, von der Erwähnung eines Timotheus im Briefschluss (was aber eine spätere Glosse sein könnte) abgesehen, weder einen Grund die Verfasserschaft durch Paulus anzunehmen, noch anzunehmen dass Paulus hier als fiktiver Verfasser intendiert ist. Dass man überhaupt einmal davon ausgegangen ist, dass der "Brief" von Paulus sei, liegt an einer aus dem 3. Jh. n. Chr. stammenden Tradition - die schon damals ziehmlich umtritten war.
Allein schon die Unterschiede in sprachlichem Stil, Grammatik, Satzbildung und Wortschatz sind so gravierend, dass die Verfasserschaft durch Paulus ausgeschlossen ist. Nachlesen lässt sich das in jedem zeitgenössischem wissenschaftlichen Kommentar zum Hebräerbrief, so wie in einigen der allgemeinverständlichen. Die Unterschiede sind jedoch so enorm, dass dies eigentlich jedem, mit guten Altgriechischkenntnissen auffallen dürfte, der nach eine Weile an Paulus-Texten gearbeitet hat und dann ein Kapitel Hebräerbrief übersetzt (mir z.B.).
Dazu kommen dann noch inhaltliche Gründe: Es gibt bei Paulus keine Hohepriester-Theologie, keine Melchisedek-Christus-Vergleiche... Während Paulus in Gal 1,12 Wert darauf legt, dass er sein Apostolat und Evangelium unmittelbar von Gott empfangen hat, beansprucht der Verfasser des Hebräerbriefes, Hörer der Jünger Jesu zu sein (Hebr 2,3). Um einige Beispiele zu nennen....
Abgesehen davon dürfte die Frage, wer den Hebräerbreif verfasst hat, für die Auslegung weitgehend unerheblich sein. Wichtig ist was drin steht. Man bekommt dann halt nur Probleme, wenn man die Lehre des Apostels Paulus zusammengefasst darstellen möchte.
Hey,
Vers22: Ihr=Knechte/Söhne Gottes, Berg Zion=Gott und Jesus werde dort hinkommen in der Offb Berg der Errettung, Stadt des leb. Gottes=heilige Stadt neues Jerusalem kommt auf die Erde offb21, festliche Versammlung=Hochzeitsmahl des Lammes offb19 oder Mt25 (10 Jungfrauen)
Vers23: Gemeinschaft der Erstgeborenen=Erstlingsfrüchte (jak1,18), die im Himmel verzeichnet sind=Eintrag ins Buch des Lebens und Bürgerrecht in den Himmeln (offb und Phil3,20), Gott der Richter geh ich jetzt mal nicht ein ^^
Zu den Geistern die vollendeten Gerechten=alle die den Märtyrer Tod für Gott gestorben sind, dazu gehören unter anderem auch Geister der Apostel
Neuer Bund mit Jesu Blut sollte klar sein, Blut des Lammer und die welche erkauft werden offb1,5
So jetzt hab ich viel erklärt was du sicherlich nich wissen wolltest :D AAAber mit deinem Text bei dir unten liegst du richtig. Da der Text sich auf die Offb bezieht also auf das Wiederkommen, werden die Geister der Märtyrer erst lebendig beim Wiederkommen. Wie in Offb6,9-11 rufen die Märtyrer wann der Satan gerächt wird, zu dem Zeitpunkt ist Jesus bereits da.
So viel Spaß beim lesen und gute Nacht ^^
Woraus schliesst du dass die Geister der vollendeten Gerechten nur Märtyrer sind? Können das nicht auch einfach alle gestorbenen Gerechten sein?
Sind für dich die Geister auch die Seelen wie es Gruenkohl28 beschreibt?
Ansonsten danke für die Erklärungen und Querverweise
Vorerst sind das die Geister der Märtyrer, denn ihre Taten sind gerecht vor dem Herrn, die sie im Namen Gottes getan haben.
Das können schon alle verstorbenen Gerechten sein, die Frage ist nur wer gerecht vor Gott ist oder empfunden wird, bei dem was viele christen so täglich vollziehen ^^
wo der unterschied zwischen Geist und Seele ist weiß ich nicht, aber wenn in der Bibel steht geist dann ist das der Geist und nicht die Seele
Hebr.12,23 meint scheinbar die Menschen, welche in Gottes Reich eintritt fanden (Offb.7,9), aber nicht mehr zu den "Erstgeborenen" gehören (Offb.20,4.12).
In der MacArthur-Studienbibel findet sich dazu: "vollendeten Gerechten. Das sind die Gläubigen des ATs im Unterschied zur »Gemeinde der Erstgeborenen«, die aus ntl. Gläubigen besteht."
Erstmal vorweg: Der Hebräerbrief ist nicht vom Apostel Paulus.
Wie kommst du darauf? Paulus schrieb den Hebräerbrief im Jahr 60 in Rom.
Was die Geister betrifft, hierbei geht es um die von der Erde erkauften, die zu den 144000 gehören. Und diese waren in den Himmeln ,,eingetragenen", nicht aufgefahren.
Wenn ihr das gesamte Kapitel lest wird einiges noch viel klarer. Paulus bezieht sich auf ein Königreich, das nicht erschüttert werden kann. Das erinnert an Daniel 2:44. Und genau dieses Königreich wird von Jesus und diesen Geistern über die Erde regieren. Sind das nicht wunderbare Aussichten?