Wer bin ich (Physik)?

3 Antworten

Ich bin nicht mein Körper, er sendet mir bloß Signale.

Das sollte absolut richtig sein, auch nach dem Entfernen von Gliedmaßen hast du immer noch ein Bewusstsein. Man weiß ja auch, dass das Entfernen oder zerstören von manchen Teilen im Gehirn starke Auswirkungen auf Gedächtnis und Motorik haben. Da wird es natürlich interessant ab welchem Punkt das auch dein Bewusstsein und dein Ich-Verständnis beeinträchtigen.

Bin ich etwas, das mehrere Atome in Zusammenarbeit erzeugen?

Das halte ich am wahrscheinlichsten. Ich habe mal den Vergleich gehört, dass ein einzelnes Wassermolekül keine Eigenschaften von Wasser hat. Es ist nicht "nass", kann nicht gefrieren und verhält sich generell nicht wie Wasser. Erst wenn man viele Wassermoleküle hat kommen diese Eigenschaften langsam zur Geltung. Etwas ähnliches könnte natürlich auch im Gehirn passieren.

Wie kann das sein, wenn alle Materie und Energie im Universum quantitativ gleichbleibend ist und nichts Neues aus dem Nichts entstehen kann?

Die Quantenphysik macht hier tatsächlich recht interessante Beobachtungen. Sie ist natürlich eine recht junge Disziplin der Physik, weshalb man schon vermuten könnte das hier noch mehr dahinter Steckt. Immerhin gibt es im Rahmen der Quantenphysik plötzlich die Möglichkeit, dass einzelne Teilchen scheinbar ohne Wechselwirkung trotzdem irgendwie "kommunizieren". Oder Teilchen die aufgrund von Wechselwirkungen in vollständig andere Teilchen (also irgendwie schon "aus dem Nichts" heraus erzeugt werden können). Und, in diesem Kontext das Wichtigste, eine Abweichung von absolutem Determinismus! Wer weiß was hier also auf kleinster Skala noch im Gehirn passieren kann.

Eine Vorstellung wäre ja dann, dass man selbst der Beobachter und Kapitän seines Körpers ist, wobei der Körper selbst nur die Mittel und die Signale für die Handhabung bereit stellt. Ähnlich wie in einem Computerspiel, wo man selbst außerhalb vom Computer sitzt und durch In- und Output einen Charakter steuern kann. Die Fähigkeiten, Restriktionen und Wahrnehmungen kommen dann rein vom Computer, aber man selbst hat zu jeder Zeit die Kontrolle darüber welche Inputs weitergegeben werden, obwohl man auch hier evtl. nicht die vollständige Einsicht oder Kontrolle über den Computer selbst hat.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Physik Studium - Master in theoretischer Physik

die Physik sagt niemandem, wer er ist.

Das ist keine physikalische Frage, sondern eine philosophische und metaphysische.

Ich denke, mit dem „Ich“ bezeichnet man das Zusammenspiel unterschiedlicher Elemente, die zusammen unser zentrales Nervensystem bildet.

Schließlich müsste man hierzu sich ja erst auf einer abstrakten Ebene fragen, was einen selbst ausmacht, wie man das „Ich“ definieren möchte. Und wenn viele mit dem zentralen Nervensystem sich fragen, wer sie sind, kommen sie oft auf die Antwort: Ich bin das Prozessieren von Signalen (Wahrnehmung) und weiterfolgende Verarbeitung (alles zwischen Wahrnehmung und Aussenden von motorischen Signalen) und das Aussenden von motorischen Befehlen (das Steuern unseres Körpers, was die Manipulation der Außenwelt durch diesen überhaupt erst ermöglicht).

Nun muss man sich im darauffolgenden Schritt fragen, wo all dies Ebengenannte, durch das wir unser „Ich“ definieren wollen, zu verorten ist, also im physikalischen Raum. Und hier kommen wir auf unser zentrales Nervensystem (Gehirn usw.), das aus unzähligen Atomen besteht und mit elektrischen Signalen die obengenannten Handlungen ausführt. Also sind wir die Summe von mehreren Atomen, die eine funktionelle Struktur bilden, und elektrischen Impulsen.

Dieses Prinzip nennt sich Emergenz, wenn die Eigenschaften eines Objekts erst durch das Zusammenspiel sehr vieler Elemente erzeugt wird und das einzelne Element diese Eigenschaft nicht haben würde. Das heißt, ein einzelnes Atom, das Bestandteil unseres zentralen Nervensystems ist, hat nicht die Fähigkeiten, die unser Gehirn hat. Es kann nicht wahrnehmen und auch nicht komplexe Verarbeitungen anstellen, sondern ist ein ganz gewöhnliches Atom wie jedes andere auch, es hat keine magischen Superkräfte, die es intelligent machen. Das Zusammenspiel aller leblosen Bauteile machen es intelligent und geben ihm die obengenannten Eigenschaften.

Also, zu deiner einen Unterfrage: nein, wir sind nicht ein einzelnes Atom. Das würde schließlich bedeuten, dass wir unsere Identität verlieren würden und nicht mehr sein würden, wenn dieses entfernt würde. Und wir funktionieren ganz reibungslos auch ohne dieses einzelne Atom, diese einzelne Nervenzelle und dieses einzelne Elektron in der Atomhülle. Wir sind viele.

(Und hier stellen sich natürlich spannende Folgefragen, die du unter Schlagwörtern wie „das Schiff von Theseus“ im Internet finden kannst. Eine kurze und sehr simple mögliche Beantwortung der Frage wäre: Ja, unsere Identität bzw. unser „Ich“ ändert sich nach jedem Verstreichen einer Zeiteinheit, die hier beliebig ist. Aber das ist eine Frage und hat eine andere Begründung.)

Woher ich das weiß:Hobby