Wenn man zum Vater den Kontakt abbricht. Wer hat Erfahrung damit?

4 Antworten

Kann deine zweifelnde Emotionalität nachvollziehen, denke aber, für eine Auf-und Abrechnung ist abgesichts der Erkrankung deines Vaters einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Du scheinst eine Entschuldigung zu erwarten sowie eine Einsicht und Änderung seines Suchtverhaltens. Das ist aber alleine seine Sache, ob er von seinen Süchten lassen mag und kann. Außerdem ist es immer recht kompliziert, die Vergangenheit im Verfahren gegenseitiger Vorwürfe aufzuarbeiten. Das funktioniert in der Regel so nicht. Wenn man den Kontakt erneuern möchte, muss man es schaffen, sich in einer relativ neutralen Atmosphäre zu begegnen. Das geschieht übrigens sehr oft am Sterbebett…
Von daher solltest du versuchen, deine Wut in Verzeihung umzuwandeln. Erinnere dich an schöne Gemeinsamkeiten, denn die gab es auch, sagst du. Gewiss weiß dein Vater, dass er viel falsch gemacht hat, vielleicht hat er aber einfach Angst vor der Konfrontation und Erinnerung. Vielleicht trinkt er auch deshalb, wer weiß, denn anscheinend war er mit vielen Sachen überfordert. Bedenke, du hast noch dein ganzes Leben vor dir, aber seines geht zu Ende. Mach Frieden mit ihm, denn irgendwann ist es zu spät dafür.

Ich habe auch vor ca 13 Jahren den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen und habe es nie bereut, weil sein Verhalten sich nie verändert hat. Das gute Verhältnis zu meiner Mutter hat mir immer gereicht, auch wenn man bestimmte Gefühle vermisst und generell die Männer, die man kennenlernt mit seinem Vater vergleicht und Angst hat, dass sie genauso sind wie er. Man muss auf jeden Fall so einen Verlust verarbeiten. Nach einem bestimmten Alter ändern sich Menschen einfach nicht, selbst wenn sie es für ihre Kindern tun würden.

Ich hatte 6 oder 7 Jahre keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Eines Tages kam meine Halbschwester aus Österreich zu besuch zu ihm, fand so herraus das er Krebs hatte und kontaktierte mich damit wir uns nochmal sehen und vielleicht versöhnen können.

Wir haben uns getroffen und gequatscht. An seinem Geburtstag hab ich angerufen und ihm gratuliert. Dann kam er auf die Palliativstation. Da hab ich ihn das letzte Mal gesehen. Keine 4 Tage später war er tot.

Das ist mitlerweile 4 Jahre her. Ich weine immernoch jedes Mal wenn ich an ihn denke oder Bilder von ihm sehe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hast du schon mal mit ihm darüber gesprochen? Rede mit ihm, er ist dein Vater und von dem hast du nur einen. Ich habe meinen im April verloren und du kannst mir glauben: Bereinige alles was zwischen euch steht und versuche wieder ein Verhältnis aufzubauen. Selbst wenn er nicht drauf anspringt, aber du hast es versucht. Ansonsten wirst du es irgendwann bereuen, wenn er nicht mehr da ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Zijenzi 
Fragesteller
 17.10.2022, 15:28

Mit ihm ist nicht zu reden. Wenn man ihm drauf anspricht gibt er entweder keine Antwort, meint "das geht dich nix an", oder wird ausfallend.

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Goodnight  07.11.2022, 20:23

Sorry nein, ich habe meine Entscheidung nie bereut.

Leute die in guten Familien aufwachsen können nie verstehen was Kinder erleben, wenn sich die Eltern nicht kümmern.

Ich empfinde es als ungeheuerlich solche Ratschläge zu erteilen, wenn man nicht im Entferntesten weiss, was vernachlässigte Kinder durch machen.

Wenn dann müssen schon die Eltern die Initiative ergreifen, sicher nicht die Kinder.

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Coliibri  08.11.2022, 10:54
@Goodnight

Es geht nicht darum, dem Vater einen Gefallen zu tun, sondern sein inneres Kind zu heilen. Mein Ratschlag ist überhaupt nicht ungeheuerlich, sondern relevant für das eigene Seelenheil. Alles andere führt in die Verbitterung. Selbst wenn man nichts erreicht, hat man es versucht und nur darauf kommt es an.

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Goodnight  08.11.2022, 11:31
@Coliibri

Falsch! Das ist genau das Gegenteil vom inneren Kind zu heilen. Der Fragesteller wird sich eine neue Verletzung einhandeln!

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