Wenn man irgendwann arbeiten geht und deine beste Freundin wird eines Tages Anwältin, du übst aber einen viel ‚kleineren‘ Beruf aus, fühlt man sich komisch?
Ich wollte vor einigen Monaten auch unbedingt Anwältin werden, ich hab aber nochmal über alles nachgedacht und an meine Träume gedacht, für die ich bei einem Jura Studium und als Anwältin keine Zeit mehr hätte und zweifle jetzt daran, ob ich Anwältin werden sollte. Zudem ist meine beste Freundin Einserschülerin und meine Noten sind eher Durchschnittlich. Ich weiß dass ich mit der richtigen Motivation sehr gut sein kann, ich bin sehr ehrgeizig, aber darum geht es jetzt nicht. Langsam werden alle meine Freunde erwachsen, manche arbeiten schon, manche machen jetzt bald ihr Abitur, ich kann mir nur nicht vorstellen, wie das ist, wenn alle arbeiten, geschweige denn wenn alle ihre Ziele erreicht haben, also fertig mit dem Studium oder der Ausbildung und von deren Beruf leben. Gibt es da ein komisches Gefühl wenn eine Freundin Anwältin, ein Freund Arzt und die nächste was weiß ich wird und ich mit wenig Geld etwas völlig anderes mache?
5 Antworten
Du solltest dich mal dringend in Ruhe hinsetzen und dir klar machen was das Wort SELBST - BEWUSST - SEIN genau aussagt bzw eigentlich meint und dann selbst reflektieren woher Du deins momentan beziehst / nährst
- sollte dein (in Gedanken nachvollzogener) Blick oder die "Fliessrichtung" dabei auf dich zufliessen - ist das exakt die falsche nämlich entegengesetzte Richtung
- Wenn Du eine (!) Sache benennen musst, was würdest Du als das wichtigste Ziel im Leben bezweichen nach dem es sich zu streben lohnt und/oder einem hilft während eines LebensLAUFES die richtigen Entscheidungen ob rechts oder links abbiegen zu treffen?
Freundschaften zeichnen sich dadurch aus, dass man zusammen hält und zueinander steht-unabhängig davon wer welchen Status/Beruf hat.
Deine Sorgen kann ich gut nachvollziehen. Doch bitte schau nicht immer nur nach den anderen. Schau nach Dir. Welcher Beruf könnte Dich zufrieden machen? Woran hast Du Spaß? Dir bringt der best bezahlteste Beruf nichts, wenn Du nur mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehst. Mein bester Freund hat irgendwie noch den Hauptschulabschluss geschafft, war zwischenzeitlich länger arbeitslos etc.-Das komplette Gegenteil von mir. Die Freundschaft ist geblieben.
Ich selber habe den Fehler gemacht, dass ich eher nach dem Verdienst bei der Jobsuche geschaut habe. Ein großer Fehler! Bis heute bereue ich es, warum ich mich nicht doch in den sozialen Bereich beruflich orientiert habe. Das Arbeiten mit Kindern bereitet mir Freude wie nichts anderes.
Tipp:
Praktika können Dir helfen herauszufinden, woran man sich vorstellen könnte zu arbeiten und wo nicht.
Alles Gute wünscht Dir
Sasnrw (25 Jahre, W)
Das gute an langjährigen Freundschaften ist, dass es um den Menschen und weniger um Geld und Status geht.
Mit vielen bricht der Kontakt nach der Schule eh ab oder wird sehr platonisch, von Freundschaft zu lockeren Bekannten. Denn man entwickelt sich weiter, verändert sich, hat weniger Zeit und muss Prioritäten setzten, da entscheidet sich wen man genug mag um auch über Distanz und kein durch Schule "erzwungenes" regelmäßiges sehen nahen Kontakt zu halten.
Zudem bilden sich über Ausbildung/Studium, Arbeit und neue Hobbys auch neue Freundschaften, die auch Zeit bedürfen.
Ich kann das ganze aus der anderen Perspektive berichten, ich habe studiert und einen überdurchschnittlich bezahlten Job. Meine beste Freundin ist es über die Zeit geblieben, auch wenn der Kontakt teils etwas geringer war und wir sind uns noch heute nah, selbst wenn wir hunderte Kilometer entfernt wohnten. Sie hat ihr Studium abgebrochen, da sie erkannte als Hobby sei es schön aber nicht beruflich und hat eine Ausbildung begonnen. Ein Job, der ihr Spaß macht, aber selbst mit Ausbildung nur knapp über Mindestlohn bezahlt wird, Überstunden oft sogar unbezahlt. Die Branche wurde durch corona hart getroffen, sie entlassen und hat nun quasi Hilfsjobs als ungelernte in anderen Jobs, um über die Runden zu kommen und überlegt gerade, ob sie in den anderen zurück geht oder noch mal neu anfängt.
Trotzdem treffen wir uns gerne, statt essen gegen kochen wir zusammen (oder ich lade sie auch mal ein) und gucken eben was finanziell gerade möglich ist bei ihr. Sie kann auch offen sagen, wenn es gerade finanziell eher knapp ist, sich einfach sehen und reden ist ja auch schön, teils sogar gemütlicher als nach stressigen Job noch privat Terminstress zu haben. Oder beim gemeinsamen Urlaub habe ich mich an ihr Budget angepasst oder eben von Anfang an gesagt, dass ich XY gerne hätte und sie dazu einlade. Sofern es nicht zu teuer und zu oft ist, ist ihr das auch nicht unangenehm und sie freut sich ernsthaft, erwartet da aber auch nichts.
Geld ist zwar immer mal ein Thema wenn es um Ausflüge geht, aber es hat für unsere Freundschaft keine Bedeutung. Zumal gerade das nett zusammen sein, kochen und quatschen sehr entspannend ist und wir es mittlerweile oft machen, selbst wenn sie gerade Geld für anderes hätte.
Sie ist auch nicht neidisch auf mein Gehalt, ja sie hätte die Sorgenfreiheit auch mal gerne, sagt aber auch selber der Job und teils auch die Verantwortung + Überstunden wären absolut nichts für sie. Im Gegenteil, sie freut sich für mich mit und das macht echte Freundschaft aus. Am schönsten wäre es, wenn sie auch so viel hätte wie ich, aber das wird leider wahrscheinlich nie passieren.
Sie ist aber allgemein kein Mensch der leicht neidisch ist, sondern gönnt anderen ihr Geld und für u.a. diesen Charakter mag ich sie so.
Ich habe auch anderes erlebt, aber Leute die anderen nichts gönnen können (gerade wenn selber erarbeitet) und immer neidisch reagieren, möchte ich einfach nicht mehr in meiner Nähe haben, dafür ist mir meine Freizeit zu kostbar. Ebenso Leute, die sich als was besseres fühlen nur weil sie mehr Geld, das teurere Auto oder was auch immer haben und bei jeder Gelegenheit rum protzen müssen. Sowas brauche ich privat nicht, reicht wenn ich beruflich mit solchen Leuten klar kommen muss.
Ich habe auch reiche Freunde, in meinem Alter (Mitte/Ende 20) eben oft noch über Vermögen der Eltern und auch im Beruf viele mit höheren Jobs nur über die Kontakte. Ja, manchmal ist es ärgerlich weil ich das nicht habe und mir alles selbst aufbauen muss, aber trotzdem freue ich mich für sie.
Mir ist sowas egal, bei Freunden kommt es mir auf die Person an und nicht wie viel Geld auf dem Konto ist.
Nur das Gefühl was du dir ein redest gibt es dann. Wenn du keine Anwältin werden willst sondern was anderes willst dann tu das. Wenn deine Freundinnen zu dir sagen "warum bist du nicht auch Anwältin geworden..." dann haben die eher das Problem. Und nicht du.
Also warst Du nicht ehrgeizig genug (aber darum geht es jetzt nicht) ;-)