Wenn jemand selbst moralisch inkonsistent ist, kann er es sich dann erlauben, anderen auf der Grundlage von Moral und Ethik einen Vorwurf zu machen?

Man sollte niemandem etwas vorwerfen, das man selbst tut, oder etwas fordern, was man selbst nicht halten will. Das ist eine Art meta-ethische Basis, ohne die als Grundlage keine (andere) ethische Diskussion Sinn macht.

Da das auch viele anderen so sehen, wird jemand es in dem Fall mit dem Vorwerfen schwer haben. Ein Fleischesser wird sich z.B. nicht von einem anderen Fleischesser vorwerfen lassen, dass für ihn / sein Essen Tiere sterben. Auch nicht wenn das ein konstruktives respektvolles sachliches Gespräch ist. Von einem anderen Nicht-Veganer braucht sich niemand vorwerfen lassen, Tiere zu töten. Wer mehrfach im Jahr in den Urlaub fliegt, tut sich schwer, anderen vorzuwerfen, die Umwelt zu verschmutzen oder der Umwelt zuliebe Verzicht von anderen zu fordern. Wer andere im Gespräch immer unterbricht, der kann nicht moralisch argumentieren, wie unhöflich und respektlos das wäre, Leute zu unterbrechen. Wer selber nix ehrenamtlich machen will, kann auch nicht von anderen fordern, sich dazu verpflichtet zu sehen, ihre Freizeit damit zu verbringen. Es wird auch zunehmend schwerer, jemandem etwas anderes als das was man tut vorzuwerfen, je ähnlicher sich beide Handlungen sind. Wer etwa Rindfleisch isst, wird auch keine ethischen Argumente finden, um gegen Leute zu wettern, die anderswo Hundefleisch essen. Je ähnlicher sich das was man tut und das was man vorwirft ist, desto genauer muss man begründen (können), wo da der Unterschied ist.

Dasselbe gilt für alle anderen ethischen/moralischen Themen auch. Was man selber nicht lassen will, kann man anderen nicht (überzeugend) vorwerfen und was man selber nicht tun will, kann man von anderen nicht (überzeugend) fordern. Bis hin zu - wer selber (irgend)etwas unmoralisches / egoistisch motiviertes tut, kann das dann auch nicht anderen vorwerfen aka "wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein".

Natürlich wird es immer dreiste Leute geben, die ihre Inkonsequenz geschickt verbergen können, sodass sie gar nicht erst zum Thema kommt, oder sich drüber bewusst sind, dass man gesellschafts-mehrheitlich über bestimmte Kombinationen von Moral und Heuchelei hinwegsieht und die das dann dahingehend nutzen, Forderungen zu stellen, die widersprüchlich zum Handeln sind. Zum Beispiel gibt es viele, die Milch/Eier konsumieren und somit Tiertötungen verschulden, aber anderen Leuten vorwerfen Fleisch zu essen (sogar wenn es das Fleisch der eigenen Opfer ist), und auch viele Leute, die selbst nicht vegan leben, aber anderen das Fliegen verbieten wollen, oder neuerdings erstaunlich viele, die angeblich aus gesundheitlicher Rücksicht ein silvesterliches Feuerwerksverbot fordern, gleichzeitig aber das Rauchen in der Öffentlichkeit verharmlosen ("Freiheit") bis hin zu selber rauchen, das würde jeweils andersrum alles nicht toleriert werden obwohl das je in beide Richtungen heuchlerisch ist. So gesehen könnte man Deine Frage, ob man sich das erlauben kann, mit Vielleicht beantworten. Auf moralischer Ebene natürlich mit einem klaren Nein, wie sollte es auch (ganz allgemein) richtig sein, dass jemand etwas vorwirft, dass er selber tut (tun will).

Das ganze ist natürlich nicht auf Privatgespräche und -angelegenheiten beschränkt. Unsere vielen Wasser predigenden sich mit Wein zusaufenden Politiker lassen grüßen, allen voran die grünen Vielflieger. :(

Nach meiner Erfahrung sind es eben oft die Leute mit zweifelhafter Moral oder Doppelmoral, die anderen Leuten Vorwürfe machen. Beispielsweise, wenn Baerbock als Außenministerin mit dem Flugzeug Auslandsbesuche macht.

Meist sind es Herrenmenschen, die über sogenannte Gutmenschen urteilen.

Nö, deswegen nehme ich so einige Politiker nicht ernst, besonders welche aus dem Westen schwätzen meist etwas über Werte oder Moral

Ja, warum auch nicht.