Wenn der Zahnriemen futsch ist, kann man den doch tauschen, warum ist der Motor futsch?


10.10.2022, 18:00

Zr

10 Antworten

Die Ventile bewegen sich, getrieben von der Nockenwelle, von oben nach unten, der Kolben, getrieben von der Kurbelwelle, von unten nach oben.

Durch den Zahnriemen sind die beiden Wellen so gesteuert dass diese Bewegung abwechselnd geschieht, d.h. das Ventil geht runter wenn der Kolben unten ist und Platz macht, und der Kolben geht hoch wenn das Ventil wieder zu ist.

Passt das nicht zueinander dann können bei den meisten Motoren Ventile und Kolben aufeinander knallen, dabei geht immer was kaputt dessen Reparatur teuer wird. Ist der Zahnriemen gerissen dann steht die Nockenwelle irgendwo, dabei ist mindestens ein Ventil unten. Bis dann der Kolben hoch kommt.

Das Zahnrad oben treibt die Nockenwelle an. Über den Riemen ist es mit dem Zahnrad der Kurbelwelle verbunden. Die Übersetzung ist 2:1. Nach 2 Umdrehungen der Kurbelwelle hat sich die Nockenwelle ein Mal gedreht.

Reißt nun der Zahnriemen oder überspringt, kann es passieren, dass die Ventile offen bleiben, während der Kolben am oberen Totpunkt ankommt. Die Ventile ragen offen bei vielen Motoren in den Raum rein, wo der Kolben sich hoch und runter bewegt. Schlägt der Kolben auf das Ventil da die Steuerzeiten nicht passen verbiegt dieses sich oder bricht sogar ab. In beiden Fällen ist der Brennraum dann nicht mehr dicht.

Es gab in der Vergangenheit einige so genannte "Freiläufer", bei denen ein Zahnriemen-Riß oder ein Überspringen des Zahnriemens nichts ausmachte, weil die Kolben bei der Aufwärtsbewegung die in den Brennraum hinein hängenden Ventile nicht erreichten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Freil%C3%A4ufer

Das waren häufig niedriger verdichtete, auf Normalbenzin mit 91 Oktan ausgelegte Motoren. Z.B. hatte mein Vater auf einer viel belebten Kreuzung einen Zahnriemenriß und das Auto blieb einfach nur stehen weil der Motor ausging. Neuer Zahnriemen rein, fertig. Das war ein Mitsubishi L300 Kleinbus 2. Generation BJ 1987 2-Liter-Normalbenzinmotor.

Aber auch unter den höher verdichteten, auf Superbenzin mit 95 Oktan ausgelegten Motoren gab es einige Freiläufer, so z.B. der in Korea gebaute Opel E-Kadett-Lizenzbau Daewoo Nexia mit 1.5 Liter Benzinmotor, den es auch hier in Deutschland zu kaufen gab, zudem einige Fiat 8-Ventiler Vierzylinder:

https://www.motor-talk.de/forum/freilaeufer-bei-fiatmotoren-t3958879.html

"Ja, im Panda 1,1 mit 54PS und auch im 1,2 mit 60 PS ist der Motor ein Freiläufer!

Als Punto oder als Panda, da sinds die gleichen Motoren. Bei den neueren ist auch der 1,2 mit 69PS ein Freiläufer. Dies betrifft alle 8-Ventiler Fire-Motoren.

Nur die 16-Ventiler sind bauartbedingt keine Freiläufer (z.B. Panda HP mit 100PS, oder Punto 1,4Sport mit 95PS)."

Ob ein Motor ein Freiläufer ist oder nicht hat nicht nur mit dem Motor-eigenen Verdichtungsverhältnis zu tun, sondern auch damit ob auf der Kolbenoberseite ausreichend tiefe "Ventiltaschen" freigefräst sind, also Aussparungen die das Ventil davor schützen mit der Kolbenoberseite zu kolidieren.

Weil bei nahezu allen Motoren dann eine oder mehrere Kolben einige Ventile in den Kopf prügeln

Der Zahnriemen, manchmal auch eine Kette oder Zahnräder an der Stirn des Motors sorgen dafür das Kurbelwelle und die Nockenwellen synchron laufen. Würde ein Zahn übersprigen dann liefen die Wellen nicht mehr synchron, die Ventile würden offen stehen wenn der Kolben den oberen Totpunkt erreicht und so auf die Ventile schlagen. Dabei würden sowohl die Ventile verbogen und der Kolben beschädigt werden. Das ist ein Motorschaden. Es gibt nur wenige Motoren bei denen das nicht passieren kann, das sind Freiläufer.