Weniger leistungsfähig. Liegt's am Beruf oder an mir?
In letzter Zeit fühle ich mich sehr ausgelaugt. Ich arbeite seit 2 Jahren in meinem Beruf und es fühlt sich an als wäre die Luft raus. Ständig habe ich den Eindruck zu inkompetent zu sein oder meine Arbeit nicht gut gemacht zu haben. Ab und an passieren mir kleinere Fehler weil ich zu unkonzentriert bin und laufend vergesse ich irgendwas.
Das ich chronisch Depressiv bin trägt bestimmt nicht gerade zu einer guten Arbeit bei aber nach 2 Langzeittherapien dachte ich, dass ich jetzt wie alle Anderen einfach arbeiten kann.
Ich merke zunehmend wie ich mich immer weniger auf die Arbeit vorbereite. Wie ich aufgehört habe ich weiter zu bilden oder Fragen zu stellen. Es ist frustrierend.
Das Schlimme ist, dass ich genau weiß, dass es in anderen Berufen genauso ablaufen würde.
Kennt ihr das Gefühl? Liegt's an mir, am Beruf oder an was Anderem?
2 Antworten
Der allererste Schritt, wenn man sich so fühlt, sollte immer der zum Hausarzt sein. Einmal Blutbild auf Schilddrüse, Eisen- und Vitamin-D-Werte! Wenn dort Probleme bzw. Mängel bestehen, haben die nämlich oft genau solche Symptome. Und mit den richtigen Pillen hat man das dann wieder ganz fix wunderbar im Griff :).
Mit deiner Vorgeschichte sollte der nächste Schritt der zu deinem behandelnden Psychiater sein. Hier kann dann anstehen, eventuell die Medikation (du nimmst doch sicherlich Antidepressiva, oder?) mal von der Dosis her anzupassen oder auch mal auf ein anderes Präparat zu wechseln.
Ebenfalls solltest du eben wegen deiner Vorgeschichte ruhig auch mal wieder ein paar Termine Pychotherapie vereinbaren und wahrnehmen. Gerade wenn jetzt so ein sehr spezifisches Problem im Raum steht, kann in diesem Setting ja ganz wunderbar herausgearbeitet werden, woher das kommen könnte und was mögliche Lösungsansätze wären.
Ja, Therapieplätze sind schwer zu bekommen. Aber probier es doch vor allem mal bei der Therapeutin, wo du bislang warst! Oft ist da dann eher ein Reinkommen, wenn es quasi um die Wiederaufnahme der Therapie geht...
Wenn du bereits zwei Langzeittherapien gemacht hast und dabei nicht das Gefühl hattest, dass die dir nachhaltig geholfen haben, solltest du wirklich mal über medikamentöse Unterstützung nachdenken! Meine Mutter ist Psychiaterin und schwört auf die Kombination von Therapie und Medikamenten. Beides zusammen funktioniert ihrer Erfahrung nach sehr gut, lässt man eines von beidem weg, sind die Erfolgsaussichten erheblich schlechter.
Über Antidepressiva kannst du übrigens ebenfalls direkt mit deinem Hausarzt sprechen, der darf und kann dir die auch verordnen. Natürlich ist es dennoch sinnvoll und wichtig, dass du dann trotzdem den Facharzttermin ausmachst. Aber da man auch dort oft Wochen bis Monate auf Termine warten muss, ist so eine "Erstversorgung" beim Hausarzt auf jeden Fall ein guter Ansatz!
Meine bisherige Therapeutin hat ihre Praxis leider in einem anderen Bundesland. Ich bin für meine neue Arbeitsstelle umgezogen.
Das Thema ist bei mir auch etwas mit Scham behaftet. Ich arbeite als Logopäde und behandle selbst Patienten. Deshalb habe ich irgendwie Angst, dass es zu Konsequenzen kommen könnte, wenn ich ihr davon erzähle. Ich Frage mich auch ob ich einen Erfolg hätte da ich ja "funktioniere"
Gerade als Logopäde solltest du doch nah genug am Thema mentale Gesundheit dran sein, um dort keine schambehafteten Stigmata mit dir herumzuschleppen, oder? Eine psychische Erkrankung ist auch nicht wirklich was anderes als ein Bluthochdruck oder ein Diabetes. Da funktioniert der Hirnstoffwechsel nicht so richtig, weshalb es Medikamente und weitere unterstützende Maßnahmen braucht. Würde sich jemand dafür schämen, wegen Bluthochdruck oder Diabetes in Behandlung zu gehen? Eben. Warum also wegen Depressionen?
Übrigens, eine Option, um schnell an Psychotherapietermine zu kommen, ist auch im Notfall immer noch die als Selbstzahler (letztendlich günstiger als man denken würde, oft unter 100 Euro die Stunde) oder auch der über das sogenannte Kostenerstattungsverfahren, wenn man nachweisen kann, bei ca. 5-10 Praxen angefragt zu haben und dort nur Wartelisten von mehr als 3 Monaten (oder auch direkte Absagen) kamen. Der Engpass besteht bei den Kassensitzen, deren Bedarf von den Kassen immer noch auf dem Stand von 1999 berechnet wird...
Ja natürlich. Und wenn ein Patient mir das erzählen würde hätte ich das gleiche geantwortet. Es ist eher so, dass ich den Eindruck habe mit meiner Erkrankung nicht als Logopäde geeignet zu sein und irgendwie Angst davor, dass ich damit Recht habe.
Danke für den Hinweis. Das mit dem Umweg klingt sinnvoll.
Ich sehe aber auch gerade, dass ich einen Termin bei Minddoc bekommen habe. Wenn man vom Teufel spricht. Dann bespreche ich alles da. Ist sogar nächste Woche. Was ein Glück.
Na siehst du :). Ich wünsche dir alles Gute! Und ja, du bist absolut als Logopäde geeignet, auch wenn du an Depressionen leidest. Wie gesagt - ist eigentlich auch nix anderes als Diabetes oder Bluthochdruck :).
Von außen natürlich schwer zu sagen was jetzt genau das PRoblem ist.
Persönlich würde ich ein paar Dinge vorschlagen, ohne Garantie das die was bringen.
- Mit dem die Depression behandelnden Arzt/Psychater/... reden. Das kann über die Dosis von Medikamenten sein oder die Sinnhaftigkeit welche zu nehmen, das kann aber auch über tipps und tricks sein oder darüber ob er denkt die Depression spielt hier eine Rolle oder nicht. Einfach mal um den Punkt abzuklären mit jemandem der deine Medizinische Geschichte kennt.
- Privates analysieren. Bekommst du genug schlaf, machst du was dir spaß macht, fehlt dir was, wie ist deine ernährung....
- Berufliches analysieren, ähnlich privat. Gibt es was was dir nicht gut tut, gibt es was was dir gut tut usw.
- Verbesserungen aus den Analysen ableiten z.b. Hausarbeit effizienter machen damit mehr Zeit für Freunde oder Schlafen ist, ggf von Arbeitskollegin Betty distanzieren wenn dich deren Geschichten aus ihrem privatleben stressen, ggf 5 minuten früher los fahren damit du entspannt auf der Arbeit ankommst ..... das sind halt jetzt nur Fantasie Beispiele
Vielen Dank. Der Tipp mit dem Hausarzt ist gut. Das werde ich versuchen.
Beim Psychiater war ich schon ein paar Jahre nicht mehr. Ich war nur bei Psychotherapeuten. Deshalb bekomme ich auch keine Antidepressiva. Theoretisch war die Diagnose "Chronische Depression" also eine von einer Therapeutin nicht von einem Arzt. Mein Psychiater hat mir vor 5 Jahren allerdings eine Diagnose für eine Depressive Episode gestellt und da hatte ich auch Antidepressiva. Aber wie gesagt. Die nehme ich nicht mehr und beim Psychiater war ich Jahre nicht mehr.
Das mit dem Psychotherapeuten habe ich versucht. Keine Chance. Alle restlos ausgebucht. Sogar auf Minddoc, also dieser Online Therapiemethoden habe ich keine Chance.