Welcher vorindustrieller Wert in °C gilt für die Beurteilung der klimatischen Temperaturentwicklung?

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Folglich betrug die Temperatur in der vorindustriellen Zeit 58,76 °F - 2,14 °F oder ungefähr 56,62 °F (13,68 °C) .01.10.2023

https://earthscience-stackexchange-com.translate.goog/questions/25603/what-is-the-baseline-temperature-for-the-climate-change-debate?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=rq#:~:text=The%202020%20global%20surface%20temperature,F%20(13.68°C).

Man sollte die Tabelle oeffnen sodass auf den ersten Blick klar wird, dass die Zeitachse nicht linear verlaeuft.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

JensPeter 
Beitragsersteller
 18.11.2024, 16:45

Ist mir klar. Der dort dargestellte vorindustrielle Wert scheint im Schwerpunkt statistisch errechnet worden zu sein. Zitat

Die globale Oberflächentemperatur im Jahr 2020 war 1,76 °F wärmer als 57,0 °F, also 58,76 °F. Diese Temperatur ist 2,14 °F wärmer als in der vorindustriellen Zeit (1880-1900). Folglich betrug die Temperatur in der vorindustriellen Zeit 58,76 °F - 2,14 °F oder ungefähr 56,62 °F (13,68 °C).

Korrekt?

In der Tabelle von mir ist die Temperatur 2003, 2013 und 2023 aus statistischen Werten übernommen, die jährliche Zunahme der letzten 20 Jahre in zwei 10-Jahres-Abschnitten wird als Berechnung für das Jahr 2033 verwendet.

Wird der Ausgangswert mit 13,68 oder 12,60 angenommen ändert das nur den Zeitpunkt wann das 1,5 °C Ziel überschritten wird.

Ok, kann man als wichtig betrachten.

Ist aber nicht die reale Zunahme der letzten 20 Jahre das Wesentliche?

Ändere ich in der Tabelle den Wert von 12,60 auf 13,68 °C werden die 1,5 °C nicht gerissen - die zu erwartende Temperatur für das Jahr 2033 bleibt unverändert bei 14,29 °C.

Ich behaupte nicht das die 12,60 °C stimmen, harmonieren aber mit dem Wert 2023 mit 1,51 °C.

Deshalb frage ich.

JensPeter 
Beitragsersteller
 19.11.2024, 13:32

Besten Dank für die Antwort!

antiaes  19.11.2024, 14:17
@JensPeter

Das Problem - inzwischen wird ueberall uber veraenderte Messmethoden und die angebliche Nichtkompatibilitaet diskutiert. Solange das kursiert ist es wirklich muessig, ueber die konkreten Werte zu diskutieren.

JensPeter 
Beitragsersteller
 19.11.2024, 15:21
@antiaes

um so wichtiger scheint mir die relative Zunahme zu sein. Rechnet man Linear von 1850 bis 2023 kommen logischer Weise deutlich kleinere Werte heraus als wenn man nur die letzten 10, 20 oder 30 Jahre nimmt.

Ist eben nicht linear.

20 Jahre Differenz könnte man, meine ich, auch linear rechnen. Und eine Stichprobe aus 20 Werten sagt schon was aus. Statistisch lässt sich die Sicherheit sehr schön errechnen und das mit der Aussage verbinden.

In all dem fällt mir folgendes auf: Ist denn das sog. 1,5 °C das entscheidende, wobei nur in diesem Modell die Ausgangstemperatur von Bedeutung ist?

Wäre es nicht deutlich besser ABSOLUTE GRENZWERTE in Stufen zu benennen ab denen es ungesund wird oder dies und dass und jenes geschieht.

z.B. Globale Kritische Stufen

  • 1 bei global bei z.B. 16,0 °C
  • 2 bei global bei z.B. 16,5 °C
  • 3 bei global 17,0 °C
  • usw

und für jede Stufe klare Aussagen ermitteln was das bedeutet. Aus dieser Perspektive wären die 1,5 °C in keiner Weise mehr entscheidend.

Und man würde umgekehrt argumentieren: Aktuell liegen wir nur noch xx °C unter Stufe 1. Folgende Maßnahmen könnten das verhindern: ...

Soweit mal bis hier.

antiaes  19.11.2024, 17:44
@JensPeter

Ich habe ja den Eindruck, die 1,5 hat man genommen als die noch einhaltbar waren - jetzt kann man die getrost vergessen. Aber wenn man dann Szenarien fuer z.B. plus 2 oder (bei Bsp 13,7 dann 15,7) nimmt merkt sich das kein Mensch. Und wenn man 15,5 nimmt kommen die Kritiker und sagen, dass die Messstationen heute naeher an der Zivilisation stehen als frueher und somit automatisch mehr Waerme messen - alles schon gehabt...

Denke, am Ende muss man von den bestimmbaren Kipp-Punkten auf die zugehoerigen Temp.-Niveaus zurueckschliessen und die dann diskutieren. Je genauer man da bescheidweiss desto mehr wird es dann wohl in diese Richtung gehen...

https://www.polarstern-energie.de/magazin/artikel/klimawandel-kipppunkte/

Momentan gibt man da noch Spannen an...

Ich vermute sehr, dass es praktisch unmöglich ist, so etwas wie eine zu einem bestimmten Zeitpunkt gültige "globale Durchschnittstemperatur" anzugeben.

Für eine exakte Definition müsste man ja praktisch eine totale Übersicht über die momentane Temperaturverteilung in der gesamten Erdatmosphäre (oder z.B. für den Bereich zwischen Boden und 1000 m Höhe über Boden) haben, mit möglichst exakten Messwerten aus definierten Messmethoden. Ferner müsste man noch definieren, auf welche Weise genau dann der Mittelwert berechnet werden sollte.

Für brauchbare Vergleiche über die Jahrzehnte hinweg müsste eine solche globale Vereinbarung für meteorologische Statistiken auch über eine sehr lange Zeitdauer weltweit anerkannt und angewandt werden. Da dies in der Zeit seit dem "Beginn der industriellen Revolution" keineswegs der Fall war, besteht eben hier ein echtes Problem, das man aber nicht einfach (etwa durch polemische Anschuldigungen an die beteiligten Meteorologen und Klimaforscher) zerreden sollte.


JensPeter 
Beitragsersteller
 19.11.2024, 21:10

Danke für die Antwort. Bedenkenswert, stimme mit Deiner Schlussfolgerung überein, der Gedanke ist mit jetzt klarer den je.

Soweit ich informiert bin gelten - zumindest sein den letzten Jahrzehnten - bestimmte Vorgaben für die Messungen (1,5 Meter über dem Boden, Schatten ... - so in etwa, dann muss der Wert vermutlich noch in Bezug auf die Höhe NN berichtigt werden usw.).

Wie das alles verschnitten und statistisch ausgewertet wird wissen Meteorologen, ich bestimmt nicht. Ist mit Sicherheit komplizierte als es auf den ersten Blick aussieht.

Statistiken über lange Zeiträume kenne ich selber aus dem Forstbereich (Holzmassen - Zuwachsmodelle z.B.). Wie lang der Zeitraum dauern muss um einen verlässlichen Trend zu errechnen, hängt von der Streuung der Werte ab.

Je größer die Streuung, desto unsicherer ist die Aussage.

So kann man einen Trend gewiss auch für z.B. 30 Jahre berechnen und mit dem Ergebnis auch die Fehlertoleranz angeben. Daher meine ich das man nicht zwingend 50 oder gar 100 Jahre oder noch längere Zeiträume benötigt um eine Aussage zu machen.

Weltweit?

Sicher derzeit nicht möglich wegen der Uneinigkeit an allen Ecken und Enden. An je mehr Orten konsequent gemessen wird, um so besser wäre es um verlässliche belastbare Daten zu erhalten.

Dieser Artikel ist gar nicht so schlecht:

https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/verwirrspiel-um-die-absolute-globale-mitteltemperatur/

Fazit: Der Absolutwert der globalen Mitteltemperatur beträgt ungefähr 15 Grad, aber er ist weder genau bekannt noch relevant.

Mit dem globalen Temperaturwert hatte der NASA-Forscher James Hansen am 23.06.1988 die Gefährlichkeit der Erderwärmung begründet, in dem er behauptet hatte, die Globaltemperatur läge bei 15,4°C und der natürliche Treibhauseffekt von 15°C wäre um 0,4°C überschritten. Das war Hansens Argumentation, die bis heute in deutschen Schulbüchern steht.

1997 einigten sich die Klimaforscher auf einen anderen Datensatz und Hansen setzte die Globaltemperatur zu Beginn des Industriellen Zeitalters auf 14,4°C fest. Später wurden die sehr frühen Messungen (Proxy-Daten) immer mal wieder ein wenig herabgesetzt. Das geht bis in unsere Tage.

Der Deutsche Wetterdienst sagt, das es hauptsächlich an den alten Thermometern liege und einer geänderten Glasrezeptur. Dadurch erklären sie auch warum die ganz alten Temperaturmessungen auch an anderen Stationen nach unten gesetzt werden müssen. Das ganze scheint sehr kompliziert zu sein. Das Quecksilber hat mit der Zeit aus dem Glas Beimengungen aus Blei gelöst und dadurch seine Reinheit verloren und sich stärker ausgedehnt bei Wärme. Deshalb müssen die alten Daten alle um 0,6° nach unten gesetzt werden. Und zwischendurch einige Daten um 0,5° höher.

https://www.dwd.de/EN/ourservices/pbfb_verlag_berichte/pdf_einzelbaende/233_pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Seite 46

Nach den bisherigen Analysen zur Langzeitstabilität der Thermometer und zur Berechnung der Tagesmittelwerte aus den Terminablesungen sind also folgende Korrekturen an der Hohenpeißenberger Temperaturmessreihe anzubringen (s. auch Winkler, 2009): ... Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Feststellung, dass von dieser Korrektur nicht nur die Station Hohenpeißenberg betroffen ist, sondern ebenso alle weiteren Stationen des Palatina-Netzes, die von Mannheim aus mit Hemmer’schen Thermometern ausgestattet worden waren. Auch alle anderen alten Thermometer sind vom säkularen Nullpunktsanstieg betroffen, das Ausmaß hängt aber noch von der jeweiligen Glasrezeptur ab, wie aus den oben zitierten Literaturberichten hervorgeht. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Diskrepanz, die sich zwischen frühen Temperaturmessungen und Proxidaten aus Baumringanalysen und andern Quellen ergeben haben, worauf von Frank et al. (2007) hingewiesen wurde. Diese bisher in der Größenordnung von 1°C liegende Diskrepanz verringert sich nach der hier vorgenommenen Korrektur auf mindestens die Hälfte. Böhm (2009) zeigte außerdem für die Station Kremsmünster, dass vorhandene Strahlungsfehler der Fensterhütte mit Hilfe entsprechender Messungen nachträglich korrigiert werden können.

Auch wurden in den letzten 2 bis 3 Jahren andere Standard-Thermometer eingesetzt, wodurch sich die Messtemperatur noch ein weiteres Mal erhöhte.

Siehe z.B.

https://eike-klima-energie.eu/2024/05/22/die-falschmesser-vom-deutschen-wetterdienst-oder-wie-der-dwd-die-deutschlandtemperatur-um-14c-zu-hoch-angibt-teil-1/

Unsere Beweisführung für die Manipulation des DWD bei den mittleren Jahres(vergleichs)temperaturen für Deutschland, beruht auf der Diplomarbeit beim DWD „  Vergleich und Auswertung von täglichen Extremtemperaturmessungen mit Quecksilber-/Alkohol- und Pt100-Thermometern beim Fliegerhorst Lechfeld“.

Erstprüfer: Leitender MA des DWD (jetzt in Rente), Herr RDir a. D. Klaus Hager

„An den 3144 Tagen ergab sich eine mittlere Differenz von + 0,93 Grad – Pt 100 höher als QuecksilberDie maximal erfasste Tagesdifferenz betrug gar 6,4 Grad! An 41% der Tage war die Differenz 0 bis 1 Grad, an 26% der Tage 1 bis 3 Grad und an 18% der Tage größer als 2 Grad, an 15% der Tage waren die Quecksilberwerte höher als die mit Pt 100 gewonnenen Höchstwerte.“
„Ursachen hierfür können der Grad der Wolkenbedeckung und die Sonnenscheindauer, aber auch Windgeschwindigkeit und Luftmassenwechsel sowie die Bodenbedeckung mit einer Schneedecke sein.   Somit kann man nicht mit generellen Korrekturwerten arbeiten, sondern muss lapidar feststellen, dass die früher gewonnenen Messwerte nicht mit den heutig erfassten für eine lange Temperaturreihe verwendet werden dürfen, ohne dass Brüche in den langen Reihen entstehen, die nicht real sind.“

Fazit: Man kennt weder die heutige Globaltemperatur genau noch die zu Beginn des Industriellen Zeitalters. Schlimmer noch: Weil man ständig die Standard-Thermometer wechselte kennt man auch den Temperaturanstieg nicht genau. Aber so ungefähr kommen folgende Werte hin: Zu Beginn des Industriellen Zeitalters 14,5°C +/- 0,5°C. Heute 15,5°C +/- 0,5°C.

Kann man die Kalkulation nur als sehr grobe Vorschau betrachtet noch als einigermaßen korrekt einstufen?

Leider nein. Ursache ist der Umstieg auf neue Standard-Thermometer. Z.B. Deutschland und GB haben diese neuen Thermometer schon Ende 2022 eingesetzt. Deren Wetterdienste meldeten 2023 als besonders warm. Frankreich hat noch die alten Thermometer verwendet und meldete 2023 als etwas zu kalt.

https://thwangenheim.wordpress.com/2019/05/25/vlog-menschgemachte-klimaerwaermung-antwort-mithilfe-von-langzeitmessungen-goethe-und-die-moenche-von-kremsmuenster/

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 - (Biologie, Wissenschaft, Umwelt)

JensPeter 
Beitragsersteller
 19.11.2024, 13:32

Interessant, Danke für die ausführliche Antwort!