Welchen Kaiser Roms war euer Meinung nach der Beste?
Meiner Meinung nach Vespasian
5 Antworten
Welchen Kaiser Roms war euer Meinung nach der Beste? Meiner Meinung nach Vespasian
Gab es denn unter den römischen Kaisern den Besten? Welche Kriterien will man für diese Beurteilung zugrundelegen? Mir scheint - und die bisherigen Antworten scheinen mir das zu belegen -, dass die Auswahl individuelle Geschmacksache ist.
Vespasian, gewiss, er war kein schlechter Kaiser, hat in dem kurzen Dezennium seiner Herrschaft das Römische Reich gut verwaltet. Offenbar hatte er auch ein Händchen für gute Mitarbeiter! Die Überlieferung gibt uns Einblick in seine Persönlichkeit, uns besonders fasziniert sein realistischer Humor. Beispiel: Als er sein Lebensende nahe fühlte, soll er bemerkt haben: Oh weh, ich glaube, ich werde ein Gott! Offenbar hielt er die Vergöttlichung verstorbener Kaiser für Humbug.
Die Beurteilung der meisten Kaiser ist abhängig von der Quellenüberlieferung. Viele, wenn nicht die meisten Kaiser, bleiben als Persönlichkeiten blass, sind ihre persönlichen Leistungen nur ungenau zu rekonstruieren. Zwei Kaiser ragen allerdings deutlich hervor, weil sie die weitere historische Entwicklung nicht nur des Römischen Reiches entscheidend beeinflusst und geprägt haben: Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) und Constantinus (zwischen 270-288 bis 337 n. Chr.)!
Augustus hat das Kaisertum überhaupt begründet, ein griechisch-römisch dominiertes Weltreich und eine Staatsform geschaffen, die die monarchische Entwicklung in ganz Europa beeinflusst hat. Constantinus hat der christlichen Kirche zur Weltgeltung verholfen, die mit dem Papsttum das römische Kaisertum kopiert und damit eine kontinuierliche Entwicklung seit der Antike bis heute fortgeführt hat. Constantinus Politik hat die Grundlagen dafür gelegt, dass die Kultur Europas, auch seines orthodoxen Teils, griechisch, römisch und vorallem christlich geprägt worden ist und sich sogar weltweit ausbreiten konnte.
Waren beide Kaiser daher die Besten? Jedenfalls konnten sie die weitreichenden Ergebnisse ihrer Tätigkeit nicht absehen. Schmälert das ihre Leistungen? Die Persönlichkeiten waren keine Sympathieträger. Die wenigsten Kaiser waren das, konnten es sich wohl auch nicht leisten, um ihre Macht zu behaupten. Ein Marcus Aurelius (121 bis 180 n. Chr.) hat ein bemerkenswertes philosophisch-selbstkritisches Werk hinterlassen, aus dem man schließen könnte, dass er lieber Philosoph als Kaiser und Feldherr geworden wäre. Ein Iulianus (331/2 bis 363 n. Chr.) hat versucht, die Zeit zurückzudrehen und der (zunehmend intoleranten) Macht des Christentums die heidnische Tradition entgegenzusetzen - er erlag tragisch und viel zu früh der Notwendigkeit, Kriege zu führen und erscheint, trotz sympathischer persönlicher Züge, aus der Zeit gefallen. Ein Valentinianus (321 bis 375 n. Chr.) hat durch engagierte, nicht zuletzt militärisch kluge Maßnahmen das Römische Reich stabilisiert und sein Überleben für viele weitere Jahrzehnte gesichert.
Ich kann mich nicht entscheiden.
Abschließend noch zwei Literaturempfehlungen:
Vespasianus gehört zu den interessanten Augusti, doch am liebsten ist mir Antonius Pius. Der Augustus Antonius Pius regierte in der längsten Friedensperiode. Es gab eine breite Mittelschicht mit relativen Wohlstand. Dank seines direkten Vorgängers Hadrianus besaßen sogar Sklaven ein Recht auf leben. Die Menschen reisten, bildeten sich und lebten in einem Wohlstand, wie es ihn erst wieder im 20. Jahrhundert gab.
Vespasianus war ein fähiger Feldherr und in seinen Legionen geachtet. Doch als Feldherr auch überzeugt, mit Macht und Krieg das Ansehen des Reiches zu mehren. Ein Aufstand der Juden wurde grausam 70 nach Christus beendet, der Tempel zerstört und den Juden ihre Heimat genommen. Ein Problem, das bis heute nachwirkt.
Ich habe jetzt kurz nachgelesen: Titus zerstörte den Tempel und es gab eine erste große Auswanderungswelle. Unter Hadrianus gab es einen letzten großen Aufstand der zurück gebliebenen Juden https://de.wikipedia.org/wiki/Bar-Kochba-Aufstand und dann zur entgültigen Vertreibung der dort noch ansässigen jüdischen Bevölkerung.
Ich befürchte, da ich Hadrianus als Philosophen schätze, dass da mein Hirn es nicht speichern wollte und daher dieser entscheidene letzte Akt völlig von mir vergessen wurde.
Ja, das wusste ich auch lange nicht. Aber das Verbot (in Jerusalem zu wohnen) betraf nur Jerusalem. In anderen Provinzen außerhalb Jerusalems lebten Juden weiter.
Übrigens: ich habe gelesen, dass die Römer dies sonst nicht machten und Hadrian die endgültige Vertreibung anordnete, obwohl nicht das gesamte jüdische Volk, sondern nur ein Teil den Juden römerfeindlich war. Ein Teil der Juden war ja römerfreundlich, aber auch die wurden nicht verschont. Zudem hat Hadrian auch noch die Tora verboten und dass der jüdische Kalender verboten wurde, man ließ jüdische Gelehrte hinrichten und Schriftrollen, die den Juden heilig waren, auf dem Tempelberg verbrennen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hadrian_(Kaiser)#J%C3%BCdischer_Aufstand
und:
"Wegen der Hinrichtungen zu Beginn und am Ende seiner Regierungszeit habe ihn das Volk nach seinem Tode gehasst, trotz seiner beachtlichen Leistungen in den Zeiten dazwischen"
und auch nochmal "och blieb Hadrian auch nach seinem Tod noch vielen verhasst; das überwiegend positive Bild des Kaisers, das bis heute seine Wahrnehmung prägt, scheint erst später entstanden zu sein."
https://de.wikipedia.org/wiki/Hadrian_(Kaiser)#Antike
So etwas Sc hreckliches gab es bei Antoninus Pius nicht. Von seinem Nachfolger Mark Aurel wurde Antoninus ausführlich gerühmt, aber Aurel rühmte nicht Hadrian.
Antonius Pius schein einer der ganz wenigen Augusti gewesen zu sein, der kaum Feinde hatte. Scheinbar ein ausgleichender Charakter und durch die golde Zeit hat es eventuell auch auf seinen Vorgänger gestrahlt, bei dem ich, wie oben beschrieben vor allem das Gesetzt beachtlich finde, dass zu seiner Zeit das grundlose töten der eigenen Sklaven verbot.
Leider sind gerade nach Constantinus I. viele bedeutende Werke der vorchristlichen nach und nach vernichtet worden, sodass es schwer ist, wirkliche Urteile über die jeweiligen Augusti zu fällen. Das was es an biographischen Romanen gibt ist jedenfalls spannend zu lesen.
Ja, Antonius Pius hat sogar Streit geschlichtet und ruhig der Masse alles erklärt, obwohl er vorher beworfen wurde. Beachtlich, der Mann!
Nero, weil er den Römern die Notwendigkeit guten Brandschutzes vor Augen geführt hat.
Die vier Adoptivkaiser (Trajan, Hadrian, Antonius Pius, Marc Aurel)
sowie Octavian/Augustus
Marc Aurel
Aktuell dazu eine Landesausstellung in Trier
Die Ausstellung ist wenig aussagekräftig, aber der Katalog ist hervorragend!
Ja, das stimmt. Aber wenn ich mich recht entsinne, war Hadrian derjenige, der Juden von Jerusalem vertreiben ließ und das Land in Palästina umbenannte und dort eine neue Bevölkerung ansiedelte (waren höchstwahrscheinlich die Vorfahren der heutigen Palästinenser).