Welche Diagnose zählt?
Ich habe eine lange Testphase gehabt und mir wurde Autismus und Depressionen als Festdiagnose gestellt. Da dort keine weitere Therapien oder so angeboten wurde und ich ins Heim kam, wollten die Betreuer, dass ich eine neue Diagnostik mache und die Therapeutin hat komische begründungen gegeben, warum sie Autismus ausschließt. Sie meinte ich habe sehr hohe Anzeichen für Autismus aber ihrer Meinung nach habe ich kein Autismus (autismus sei eine Trend Diagnose geworden, dass viele das gerne diagnostizieren), sondern eine Zwangsstörung, Ich habe mich aber mit diesen Themen sehr lange Zeit befasst gehabt und ich kenne die Unterschiede und es wiederspricht sich vieles, wenn ich Zwangsstörung haben sollte. Sogar die Fragebögen die meine Eltern oder die Betreuer ausgefüllt haben, zeigen hohe Anzeichen auf Autismus und mein Halbbruder hat auch Autismus, einen sogar sehr schweren Fall von Autismus, von meinem Vater veerbt. Ich hatte ein halbes Jahr lang (oder länger) auf ein Termin im Autismus Zentrum gewartet und jetzt wegen der neuen Diagnose kann ich den nicht wahrnehmen. Ich bin komplett überfordert weil sich mein Verhalten und alle Probleme mit Zwangsstörung nicht erklären lassen. Ich wollte fragen was ich tun soll, soll ich erneut eine lange Diagnosephase durchgehen um Klarheit zu schaffen oder gibt es andere Wege, wo sich dann nur damit befasst wird und nicht alle psychischen Krankheiten die es gibt nochmal getestet werden?
2 Antworten
Ich hatte ein halbes Jahr lang (oder länger) auf ein Termin im Autismus Zentrum gewartet und jetzt wegen der neuen Diagnose kann ich den nicht wahrnehmen.
Weshalb kannst du ihn denn nicht wahrnehmen?
Was irgendeine Therapeutin behauptet, wenn es um Autismus geht, ist völlig egal. Nur sehr wenige Ärzte in Deutschland kennen sich mit Autismus aus und das sind die Neurologen sowie Psychiater, welche sich extra auf Autismus spezialisiert haben.
Deine Therapeutin labert den größten Mist - Das muss ich so direkt sagen. Sie sollte in dieser Richtung gar nichts sagen. So viele Autisten sind noch immer nicht diagnostiziert, Frauen und PoC sind sowieso am schlimmsten davon betroffen. Man drückt uns lieber zwanzig andere Diagnosen auf die Stirn. So wie dir geht es nämlich vielen undiagnostizierten Autisten: Sie werden mit B und C und D und E diagnostiziert und vielleicht mögen diese Diagnosen alle korrekt sein, ja, aber man bemerkt in seinem Alltag, dass man Probleme hat, die sich mit keinen dieser Diagnosen erklären lassen, mit A (Autismus) jedoch wunderbar.
Es ist so, als würden viele Ärzte und Leute im Allgemeinen denken, Autismus seine ein böses Wort, ein ganz schlimmer Stempel, den niemand, der nicht pausenlos seinen Kopf auf den Boden donnert, erhalten sollte.
Ich würde alles machen, um den Termin beim Autismus-Zentrum wahrnehmen zu können. Du hast gewartet und jetzt hast du dir das auch verdient.
Bevor ich es vergesse:
Ich habe eine lange Testphase gehabt und mir wurde Autismus und Depressionen als Festdiagnose gestellt.
Wo wurde diese Diagnostik denn durchgeführt? Bei irgendeinem Arzt oder bei einem spezialisierten Arzt (Neurologe/Psychiater)?
Wenn ja, und wenn die Diagnose offiziell ist, dann gilt diese Diagnose. Wüsste nicht, weshalb sie nicht gelten sollte. Meine Diagnose gilt auch noch, obwohl die schon über 15 Jahre her ist.
und die Therapeutin hat komische begründungen gegeben, warum sie Autismus ausschließt.
Lass mich raten: Du hältst Augenkontakt, hast Freunde, kannst reden, zeigst Empathie, bekommst vor ihr keinen Meltdown etc. pp.? Du passt nicht in das stereotypische, klischeebehaftete, pathologisierte Bild von Autismus. Fast kein Autist tut das vollständig. Und da siehst du mal wieder selbst, wie viel die Ärzte noch lernen müssen.
Ich wollte fragen was ich tun soll, soll ich erneut eine lange Diagnosephase durchgehen
Wenn du dir zu 99-100% sicher sein möchtest und du denkst, dass dir diese Klarheit helfen wird, dann ja, auf alle Fälle. Ich bin sehr froh über meine Autismusdiagnose (hätte sie aber gerne noch früher gehabt).
Natürlich kann dich niemand dazu zwingen, dich (nochmal) diagnostizieren zu lassen ... Aber Selbstdiagnosen sind selbst mit jahrelanger und bester Selbstrecherche mit zumindest einem Funken Vorsicht zu genießen. Andererseits ... Na ja, nein, das spreche ich nun nicht an, sonst komme ich nie zum Punkt.
Dann verstehe ich die Aussage deiner Therapeutin noch viel weniger. Wirklich - Du musst dir eine andere Therapeutin suchen. Ich würde mit dieser Frau kein Wort mehr wechseln.
Warum sehe ich es dann nicht als unangenehm? Mich beruhigt das.
Weil das, was du da machst, "Stimming" genannt wird und weil dies nichts mit irgendeiner Zwangsstörung zu tun hat. Stimming betreibt jeder Mensch, allerdings ist es bei uns neurodiversen Menschen wie Autisten und ADHSlern deutlich intensiver und es tritt häufiger auf. Wir können es auch nicht abstellen bzw. nicht ohne, dass dies negative Folgen für uns hat. Noch dazu kann neurodiverses Stimming auch Stimmingmethoden beinhalten, die gesellschaftlich nicht als akzeptabel angesehen werden. Mit dem Kugelschreiber klackern ist in Ordnung, vocal stims wie z.B. in der Öffentlichkeit laut Summen ist es nicht.
Beispielsweise geschieht Stimming, wenn wir zu viele oder zu wenige Reize wahrnehmen, wenn wir Angst haben, wenn wir uns freuen, wenn wir aufgeregt sind, wenn wir einen Meltdown/Shutdown/Sensory Overload haben, wenn etwas nicht nach Plan läuft, um uns besser konzentrieren zu können, um unsere Gedanken besser sammeln zu können etc. pp.
In den meisten Fällen hilft uns Stimming und ist beruhigend. Neurodiverse Menschen sind sehr darauf angewiesen.
Und den Termin kann ich nicht wahrnehmen weil meine Betreuerin dort anrief und über meine neue Diagnose informierte und es gesagt wurde ohne aktuellen Autismus Diagnose können wir den Termin nicht wahrnehmen
Das ergibt null Sinn. Was sagen deine Eltern denn zu dem Quatsch? Ich glaube - nein, ich bin mir sogar sicher -, deine Betreuerin überschreitet ihre Grenzen, ihre Kompetenz und nutzt dein Unwissen/deine Naivität aus.
Also erstmal: Deine Betreuerin hat nicht zu bestimmen, welche Termine du wahrnehmen darfst und welche nicht. Die kann vielleicht sagen, was sie für besser empfindet, aber bestimmen kann sie das nicht.
Zweitens: Weshalb gibt sich das Autismus-Zentrum mit einem Anruf von deiner Betreuerin zufrieden? Sie sollten DICH sprechen wollen oder zumindest deine Eltern, aber nicht deine Betreuerin.
Drittens: Du hast doch keine "neue" Diagnose, oder habe ich das falsch verstanden? Du wurdest damals mit Autismus und Depressionen diagnostiziert, dann wollte die Betreuerin vom Heim, dass du dich nochmal diagnostizieren lässt (Wichtig: Hier ist schon der erste Fehler. Die Ärzte dort sind NICHT extra auf Autismus spezialisiert), die Therapeutin dort, behauptete, du hättest keinen Autismus - was halt völlig egal ist, die kann schließlich nicht eine Nicht-Diagnose ausstellen, um deine Diagnose vom anderen Arzt zu revidieren - und jetzt ... ja, was jetzt? Du hast keine neue Diagnose, so wie ich es verstehe. Du hast die Autismus- und Depression-Diagnose von damals und deine Therapeutin denkt, du hast keinen Autismus. Okay, cool. Soll sie denken. Viele Leute würden auch denken, ich hätte keinen Autismus und trotzdem habe ich es. Meine Diagnose würde auch nicht ihre Wirkung verlieren, nur, weil irgendeine Therapeutin zu mir sagen würde "Du hast sicherlich keinen Autismus".
Viertens: Was ist mit "aktuellen Autismus Diagnose" gemeint? Reden die von der Autismus-Diagnose von damals? Das ist doch lächerlich. So eine Diagnose hat kein Haltbarkeitsdatum. Außerdem: Man geht zu einem Autismus-Zentrum, eben DAMIT man diagnostiziert wird. Was ich nach wie vor nicht verstehe. Du bist bereits diagnostiziert. Es steht fest, dass du Autismus (und eine Depression) hast. Es steht doch bereits so in dem allerersten Satz deines Fragetextes. Es ist eine "Festdiagnose" - Sie steht fest. Sogar eine "lange Testphase" hast du hinter dir. Und wie lange war die Testphase mit deiner Therapeutin? Wie intensiv? Wurde dort genau das selbe gemacht, wie in der Diagnostik von damals? Ganz bestimmt nicht.
Sowohl deine Therapeutin, als auch das Autismus-Zentrum verhalten sich extrem unprofessionell.
Am besten würde ich deren Begründungen und Geschwafel ignorieren und gar nichts darauf geben. Ich weiß natürlich nicht, wie alt du bist und wie lange du noch in diesem Heim bleiben wirst bzw. weshalb du dort überhaupt bist, aber sobald du dort raus bist, kannst du dich nach echten Spezialisten umsuchen, auch, wenn diese Suche keineswegs leicht sein wird. Das beste ist es tatsächlich, wenn du es noch schaffst, vor deiner Volljährigkeit diagnostiziert zu werden. 6 Monate Wartezeit sind, wenn es um Autismus geht, echt nicht lange und sämtliche Wartezeiten für Erwachsene umfassen oftmals mehrere Jahre.
Andererseits: Wozu sich nochmal diagnostizieren lassen, wenn du damals sowieso schon diagnostiziert wurdest? Es passt doch alles. Du hast die Diagnosen von damals - Schwarz auf Weiß. Von einem echten Spezialisten, nehme ich an. Die Betreuerin und Therapeutin kann sonstwas labern: Deine Diagnose wird dadurch nicht weniger echt, nicht weniger korrekt.
Die wollen dich - auf gut Deutsch gesagt - verarschen. Dich für dumm verkaufen.
Also sie haben mir eine neue Diagnose ausgestellt nachdem ich eine lange Diagnosephase bei denen hatte und jetzt wird mir gesagt dass durch die neue Diagnose die alte nix bedeutet. Ich könnte im Autismus Zentrum anrufen und nochmal nachfragen.
Mach' das auf alle Fälle. Du hast nicht all die Monate gewartet, nur um jetzt deinen (Erst)termin nicht wahrnehmen zu können. Falls du noch Kontakt zu deinen Eltern hast und sie dich da unterstützen würden, würde ich auch versuchen, sie hinzuzuziehen.
Und den Termin kann ich nicht wahrnehmen weil meine Betreuerin dort anrief und über meine neue Diagnose informierte und es gesagt wurde ohne aktuellen Autismus Diagnose können wir den Termin nicht wahrnehmen
Das ergibt alles keinen Sinn. Weshalb, habe ich dir bereits in meinem vorherigen Kommentar erklärt.
War der Arzt, bei dem du als allererstes mit Autismus diagnostiziert wurdest, auf Autismus spezialisiert?
Denn die Therapeutin ist es zu 100% nicht. Nur - und ich meine damit nur - Neurologen sowie Psychiater mit Fachrichtung Autismus(-Spektrum-Störung) können und dürfen eine offizielle, endgültige Autismus-Diagnose stellen und auch nur sie können Autismus vollständig ausschließen.
Ich kann dir zu 99,9% versprechen, dass deine Therapeutin keine Neurologin/Psychiaterin mit Fachrichtung Autismus ist und ich kann dir ebenfalls zu 99,9% versprechen, dass es bei dir im Heim keinen einzigen Arzt gibt, der auf Autismus spezialisiert ist. Solche Ärzte sind nicht umsonst extrem selten.
Vielleicht kann man das sogar irgendwo nachschauen, im Internet. Bei Kliniken kann man es meistens. Keine Ahnung, wie das in Heimen funktioniert, wie transparent die dort mit ihrem Personal sind.
Also ja: Totaler Quatsch, was die dir da ins Ohr setzen. Sie wollen dich kontrollieren, in einem Maße, in dem sie es nicht dürfen. Sie überschreiten ihre Grenzen und überschätzen ihre Kompetenz. Dabei bleibe ich.
Und den Termin kann ich nicht wahrnehmen weil meine Betreuerin dort anrief und über meine neue Diagnose informierte und es gesagt wurde ohne aktuellen Autismus Diagnose können wir den Termin nicht wahrnehmen
Musst du wissen was du machen willst.
Aber ich kann bestätigen das heute oft zu schnell eine Diagnose gestellt wird. Oft liegen die dann total daneben, auch was mögliche Therapien oder sonstiges angeht.
War bei mir selbst auch der Fall.
Aufgrund meiner extremen Vergangenheit wurde bei mir sehr schnell ne komplexe PTBS diagnostiziert, auch wenn das ansich nicht falsch war. War PTBS nicht mein Problem....
Es war F62.0 (musste durchlesen um es zu verstehen), im grunde ist meine Psyche durchgebrannt und hat sich neu zusammengefügt nach einem "Idealbild" das ich mir zusammengebaut habe bzw. meine Psyche...
Deswegen fruchtete eben die übliche Behandlung bei mir auch absolut überhauptnicht.... Es war vollkommene Zeitverschwendung als versucht wurde mich bezüglich der PTBS zu behandeln....
Erst als dann die Ärzte realisiert haben das mehr dahintersteckt, machte alles nach und nach Sinn und mir wurden wege aufgezeigt die extrem schnell gefruchtet haben.
Also ja, man sollte sich schon absolut sicher sein was man hat. Sonst geht man in die falsche Richtung.
Postdramatischebelastungsstörung habe ich auch, dafür bekomme ich nh Therapeutin und für Depressionen und zwangsstörung Medikamente. Aber ich verstehe einfach nicht warum eine, die von Anfang an sagte, dass sie nicht spezialisiert auf Autismus sind, meine Festdiagnose trotz der hohen Anzeichen dafür es ausschließen kann. Naja wenn ich dann doch Autismus habe helfen mir die Tabletten gegen meine Probleme nicht, wird das dann nochmal nachgetestet?
Ich weiß nicht was die da prüfen müssen.
Ich sage ja nur das es besser ist wenn man sich sicher ist was man hat. Ich habe viel Zeit verschwendet weil sich so stark auf PTBS fokussiert wurde.
Und das brachte wie gesagt in meinem Fall eben garnichts.
Ich verstehe aber dann auch nicht, warum ich die Person mir gegenüber so gut wie nie verstehe. Warum ich Probleme mit Mimik und alles habe, genauso wie körperkontakt oder mein direkt sein, wo es oft unangebracht ist und man mir erstmal erklären muss, warum die Person sauer oder ein Problem mit mir hat. Ich verstehe dann einfach garnichts mehr von mir. 🥲
Eben deswegen ist es ja wichtig die richtige Diagnose zu stellen. Dann ergibt das sinn. Wirste dann sehen.
Nein ich kann kein Augenkontakt halten. Ich schaffe es gerade mal 5 min meinem Freund, mit dem ich bald 3 Jahre zusammen bin, Augenkontakt zu halten. Sonst schaue ich immer auf die Nase damit es aussieht als würde ich in die Augen schauen, wenn ich Versuche Augenkontakt zu halten schaue ich nach paar Sekunden oder so wieder weg. Freunde habe ich auch nicht, da ich oft wohl was falsch sagte oder machte, weshalb sich alle abwendeten. Mein Freund versteht mich nur besser und kann alles nachvollziehen, weil er sich extra mit Autismus befasst hatte und versucht mir einiges detailliert zu erklären was ich vllt falsch gesagt habe oder wenn jemand Ironie oder so nutzt und ich es zu ernst nehme. Mich in Gefühle anderer zu versetzen ist sowas von schwer für mich, erst wenn die Person wirklich weint oder so kann ich Empathie zeigen. Ich bemerke öfters mal nicht wenn es einem nicht gut geht oder wenn ich was falsch gesagt habe und die Person sauer ist. Ich habe erst die Wut bemerkt als sie komplett aufhörten mit mir zu sprechen oder allgemein etwas zu unternehmen. Mein Freund ist der einzige den ich als sozial Kontakt habe selbst mit meinen Eltern komme ich nicht klar, weil sie mich nicht verstehen und oft Ton erhöhten, wodurch ich dann durch überforderung mit meinen Gedanken nicht klar kam, und öfters nicht nur beim hin und her wackeln mit dem oberkörper bleibte sondern bis zum Kopf gegen die Wand hämmern kam. Es hatte mich einfach beruhigt gehabt und wie ich es erfahren habe, tun die betroffene mit Zwangsstörung die zwänge als unangenehm ansehen. Warum sehe ich es dann nicht als unangenehm? Mich beruhigt das.