Weiß irgendjemand hier, was das für ein elektrisches Dingsibumsi ist und wozu es gebraucht wurde?

3 Antworten

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Das ist ein Kristalldetektor.

Der Urgroßvater der heutigen Halbleiter-Diode.

Das ist, wie auch eine moderne Diode, eine "Einbahnstraße".

Daraus kann man ein rudimentäres Radio bauen. Der Detektor übernimmt dabei eine sogenannte Gleichrichterfunktion. Die wird benötigt, um die Funkwellen in das ursprüngliche Tonsignal zurückzuwandeln.

https://www.emuseum-tettnang.de/media/images/labels/Detektorradio_Schaltung.png

Von links nach rechts:

  • Antenne und Gegenpol (Erdung) zum Empfangen aller Radio-Funkwellen
  • Spule und Kondensator, die zusammen ein "Schwingkreis" darstellen. Das ist ein Filter, der aus den vielen Funkwellen eine bestimmte Frequenz rausfischt und zur nächsten Station weiterleitet. Der Kondensator ist üblicherweise ein verstellbarer Drehkondensator, mit dem du diese Frequenz einstellen kannst (=das Rad zum Einstellen des Senders, den du hören möchtest)
  • Die rausgefischte Frequenz variiert in der Spannung ("Amplitudenmodulation"). Das kann man so noch nicht auf einen Lautsprecher geben, da es ein unhörbar hochfrequenter Wechselstrom im kHz-Bereich ist. Hier kommt das obige Teil ins Spiel (eine moderne Diode ginge dafür auch): Sie ist, wie gesagt, eine Einbahnstraße und lässt den hochfrequenten Wechselstrom nur in eine Richtung durch. Eine der beiden Flussrichtung ("Halbwelle") wird blockiert, die andere weitergeleitet zur nächsten Station. Diesen Vorgang nennt man "Gleichrichtung"
  • Hinten raus kommt hochfrequent pulsierender Gleichstrom. Es folgt ein kleiner Kondensator, der ihn glättet, so dass die Spannung zwar noch schwankt, aber nicht mehr hochfrequent pulsiert. Die "Lücken" zwischen den Pulsen (wo ursprünglich die Schwingungen in die andere Richtung waren, die ja ausgefiltert worden sind) werden aufgefüllt bzw. "überbrückt".
  • Das, was da rauskommt, ist das Tonsignal, erfolgreich rekonstruert bzw. "demoduliert".
  • Die letzte Station ist der Lautsprecher, der es in Schall umsetzt -> Das Radio spielt.

Allerdings ist das Radio leise, da es rein passiv funktioniert und allein mit der schwachen Energie des Senders betrieben wird. Und in der Lautstärke einstellen lässt es sich auch nicht.

Um diese Probleme zu beheben, kann man vor den Lautsprecher noch einen Verstärker einfügen, der dem ganzen den bisher noch fehlenden Lautstärkeregler hinzufügt. Dieser Verstärker benötigt allerdings eigenen Strom, so dass das damit ausgestattete Radio nun einen Stromanschluss oder Batterien benötigt..

Fertig ist das AM-Radio :)

Falls dich das Thema weiter interessiert und du ein solches Radio basteln möchtest: Es gibt extra Bausätze hierfür.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich schon mehrere Jahre damit.

dvdfan 
Beitragsersteller
 17.06.2024, 22:53

Beste Erklärung und so, dass es auch der Laie versteht.

Danke.

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Das sieht nach einem alten Kristall-Detektor aus. [Quasi wie eine Shottky-Diode.]

https://de.wikipedia.org/wiki/Detektorempfänger#Kristall-Detektor

https://en.wikipedia.org/wiki/Crystal_detector

[Die wurden dann später durch Elektronenröhren und noch später durch moderne Dioden bzw. Halbleiterbauteile verdrängt.]


dvdfan 
Beitragsersteller
 16.06.2024, 16:19

Echt cooles Teil.

Für mich schon was richtig Besonderes.

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