Was wäre, wenn jeder Mensch seine eigene Wahrheit hätte?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Da wir als Menschen grundsätzlich in Gemeinschaften leben, übernehmen wir die Denkmuster und Denkinhalte unserer Eltern, Lehrer, Freunde und anderer Mitmenschen. Zudem lesen wir Bücher, schauen Filme und kommunizieren mit unseren Mitmenschen, die aus einem bestimmten Kulturkreis stammen, und damit übernehmen wir praktisch alle wesentlichen Parameter für die Bewertung und Einordnung der Realität und auch der Phantasie. Somit kann schließlich das, was wir als "unsere Wahrheit" bezeichnen könnten, nur in geringem Maße von den Wahrheiten unserer Mitmenschen unterscheiden.

Bilanz: Da jeder Mensch zwar ein Einzelindividuum ist mit einer je eigenen genetischen Ausstattung und einer je eignen Biographie, unterscheidet er sich doch letztlich nur geringfügig von seinen Mitmenschen, die ebenfalls in ihrer Körperlichkeit, ihrer psychischen Ausstattung und ihrer Sozialisation sehr vergleichbare Prozesse durchlaufen haben. Damit sind auch die "Wahrheiten", also das, was für einen Menschen wegweisend ist, was seine Wertewelt ausmacht und worauf seine Internationalität hin ausgerichtet ist, weitgehend ähnlich. Wer hier dennoch durch sehr starke Verhaltensabweichungen aus dem System herausfällt, ist schnell isoliert, wird als wunderlich, skurril, gestört oder sonst wie abartig eingestuft, er findet keine Freunde, keine Partner und erfährt die sog. "Ausschlussreaktion", eine archaische Form der Absonderung von Menschen aus Gemeinschaften, die keine ausreichenden Gemeinsamkeiten zeigen.

Wenn jeder nur seine eigene Wahrheit hätte, würden die Menschen einander nicht verstehen können. Es gäbe keinen objektiven Bezugspunkt mehr, der als allgemein gültig angesehen werden könnte. Alles wäre lediglich subjektiv und relativ. Zudem fehlte ein objektives Kriterium, um festzustellen, was Wahrheit überhaupt bedeutet, da jeder seine eigene Sicht auf die Welt hat, die keinen universellen Wahrheitsanspruch erheben kann. Die Sprache jedoch bildet das geistige Band zwischen den Menschen. Daher muss der Mensch, um sinnvoll mit anderen kommunizieren zu können, sich auf eine gemeinsam geteilte Welterfahrung beziehen, damit wir einander überhaupt verstehen können. Aus diesem Grund muss es eine objektive Wahrheit geben, die unsere subjektive Wahrnehmung korrigiert und im gemeinsamen Austausch mit anderen einer objektiven Wahrheit näherkommt.

Meiner Meinung nach ist das genau der Fall. Jeder Mensch lebt in seiner subjektiven Realität und das ist für ihn die Wahrheit.

Bombrider  23.04.2024, 03:43

hätt ich so ganz ähnlich geschrieben. sauber und sachlich ^~^

0

Das ist wohl so.

Die Frage wäre viel mehr, was wäre, wenn es eine einzige Wahrheit gäbe.

Dann gäbe es zwei mögliche Antworten: Entweder liegen dann fast alle Menschen falsch (nur wüssten wir leider nicht, wer falsch und wer richtig liegt) - oder diese Wahrheit wäre so abstrakt und für den menschlichen Geist nicht zu fassen, dass sie alle individuellen Wahrheiten der Menschen beinhalten kann (und dann könnten wir diese Wahrheit auch niemals erfassen).

Also in allen Fällen bleibt irgendwie alles so, wie es ist. 💁‍♀️

KATASTROPHE wäre das. Wir erleben das derzeit in USA, wo jeder sich unter Anleitung von Trump seine eigene Wahrheit zurechtzimmert. So wird das Ende jeglicher Kultur eingeleitet.