Was unterscheidet einen Gedanken, der zu einer Handlung führt, von einem Gedanken, der nicht zu einer Handlung führt?
- Welche Merkmale, Bedingungen oder inneren Mechanismen unterscheiden einen Gedanken, der in eine Handlung übergeht, von einem Gedanken, der folgenlos bleibt – und was sagt das über den Zusammenhang von Denken, Wollen und Handeln aus?
- Woran liegt es, dass manche Gedanken handlungswirksam werden, während andere trotz gleicher Einsicht oder Motivation wirkungslos bleiben? Welche Rolle spielen Überzeugung, Emotion, Gewohnheit oder unbewusste Hemmungen?
- Kann man überhaupt trennscharf sagen, warum ein Gedanke in Handlung übergeht und ein anderer nicht – oder ist diese Unterscheidung nur rückblickend rekonstruierte Rationalisierung? Handeln wir wirklich „wegen“ Gedanken?
6 Antworten
Eine Handlung wird nicht nur durch Gedanken bestimmt. Sonst würde bei jedem Gedanken, der eine Tat im Indikativ oder Imparativ darstellt (vorausgesetzt, man denkt in Worten) tatsächlich gehandelt werden. Ein Gedanke in diesem Kontext ist nur eine Suggerierung, ein Vorschlag, eine Möglichkeit. Er kann nicht in die Realität eingreifen. Dementsprechend braucht es etwas anderes, was dafür sorgt, dass der Gedanke zur Handlung wird.
Der Mensch funktioniert grundlegend so, dass er eher so handelt, wie es seinen eigenen Interessen entspricht, als anders (zum Beispiel liest man eventuell gerne ein Buch, tut sich aber schwer, für die Arbeit einen Bericht zu verfassen). Dementsprechend werden Gedanken, die zu etwas führen, was uns gefällt, eher ausgeführt als solche, die das nicht tun - dabei benötigt es dann weitere Überzeugung. Diese Überzeugung kommt daher, dass eventuelle Folgen und Aufwand abgewogen werden, zumindest grob. Auch das, was wir mögen, wird von uns abgewogen. Wenn es schön ist, ein Buch zu lesen, man dafür aber erst in die Stadt fahren und es sich leihen oder kaufen muss, ist der Aufwand groß und hebelt, je nach Stärke der Vorliebe fürs Lesen, vielleicht die höhere Wahrscheinlichkeit, erst noch etwas in dem Buch zu lesen, bevor man etwas anderes tut, aus.
Die Folgen bedenkt man meistens eher bei Dingen, die man ungern tut, bzw die Folgen, wenn man es lässt. So wird man, wenn man weiß, dass der Bericht noch geschrieben werden muss, um das muss darin wissen, weil es ansonsten negative Folgen geben könnte bzw wird, was dem Handeln nach den eigenen Interessen schließlich widersprechen würde.
Es sind also keine Gedanken allein, die zu Handlungen führen, nur meistens Auslöser. Der Gedanke wird dann nach Vertretung der eigenen Interessen gewichtet und anschließend werden kurz Aufwand/Folgen hochgerechnet, bevor man zu einem Ergebnis kommt. In meinem Beispiel wird die Person vermutlich den Bericht schreiben, obwohl die Motivation dafür negativ bedingt ist, weil der Aufwand, bis man damit anfangen kann, geringer ist und die Folgen bei Nichtmachen geringer (und eventuell senkt das auch den Stress, den Bericht später noch schreiben zu müssen). All das findet in meinem Beispiel vielleicht bewusst statt, aber oft auch unterbewusst, sodass man nicht aktiv darüber nachdenken muss, weil das Gehirn auch so weiß, welche Interessen man hat.
Ein Vorgang, bei dem dieser Prozess unterbewusst verliefe, wäre beispielsweise, wenn es zieht weil ein Fenster offen steht. Dann ist es kalt, ein physischer Reiz, und man wird ohne weiter darüber nachzudenken, was für ein Aufwand es ist, aufzustehen und hinzugehen, oder welche Folgen es hat, das Fenster offen zu lassen, wissen, dass es praktischer ist, das Fenster zu schließen, egal ob man es möchte oder nicht. Auch physisches Wohlbefinden spielt also eine Rolle.
Insgesamt spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, und das ist auch nur ein Ansatz. (Falls ich irgendwelche Fakten verdreht habe, in Psychologie, Bewusstseinsphilosophie oder anderen Bereichen, tut es mir leid, denn wie gesagt, es ist nur ein Ansatz. Ich habe zugunsten der Länge dieser Antwort die sozialen Aspekte auch weggelassen, denn natürlich handelt ein Mensch anders, wenn es auch um andere Menschen geht. Auch die verschiedenen Arten von Interessen oder Folgen oder Aufwand (und die Bezüge von Aufwand und Folge zueinander) über positiv und negativ hinaus lasse ich hier erst einmal außen vor, obwohl sie eine Rolle spielen. Ich hoffe, die Antwort ist trotzdem hilfreich.)
Wir handeln, weil wir Bedürfnisse und Interessen haben, aber nicht notwendig, weil wir Gedanken haben. Bevor man handelt, sollte man sich allerdings gut überlegen, was man tut.
Gedanken, denen keine Handlung folgt, sind sinnlos und Zeitverschwendung.
Beide Gedanken sind eben verschieden
Andersdenkend
Vom Mechanismus her nichts, da die Handlung immer erst später ausgeführt wird, sei es nach einer Sekunde, nach einer Woche oder auch nie. Das hängt einfach vom "Rechenergebnis" ab. Was dann die Muskeln unmittelbar anschubst, gehört nicht mehr ins "Reich der Gedanken".
Du meinst mechanistisch?
Das ist eines der größten Rätsel überhaupt, denn die Fähigkeit zu freien Bewegungsentscheidungen hebelt die Physik von Ursache und Wirkung komplett aus. Zum Glück bekommt es kaum einer mit.
Da es keine Reiz-Reaktions-Kette ist, können es nur die Spannungsimpulse sein, die als Reiz-Echos ständig zwischen den 100 Mrd. Neuronen herumspringen (Aktionspotentiale, kettenartig weitergeleitet über spannungsgesteuerte Na-Ionenkanäle, Botenstoffe an Synapsen usw.).
Irgend etwas muss die Impulse dann so kanalisieren, dass wir eine Bewegungsentscheidung treffen und ausführen. Aber was ist der physikalische Auslöser? Wir reden von einer "Kraft", die es schlichtweg nicht gibt und die buchstäblich aus dem Nichts kommt.
ich sehe keinen vernünftigen Ansatz, das Phänomen auf den Boden der Kausalität zurückzuholen, auch wenn die Dynamik, die dahinter steht, noch so komplex und unüberschaubar ist.
Vielleicht muss man einfach akzeptieren, dass es eine spezifische Eigenschaft des Lebens ist. Lebende Materie unterscheidet sich halt von nichtlebender Materie dadurch, dass bestimmte Dinge über reine Physik und Chemie hinausgehen, wenngleich sie auf Physik und Chemie beruhen. Nicht umsonst köcheln wir völlig erfolglos an Ursuppen herum.
Interessante Sichtweise in Bezug von Wille auf Physik!
Zentralrechnereinheit CPU,
freier Wille,
Gehirn,
Erziehung,
oder IQ + EQ
Und was denkst du, ist der Wille, oder die Absicht, oder allgemein der Grund, der zu einer Handlung führt?