Blickwechsel 15. Juli 2022
Deine Fragen an einen Punk
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Was unterscheidet die Punk-Szene der ersten Generation von der heutigen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Da müssen wir gar nicht mal zur ersten Generation zurück gehen. Ich merke dass schon an mir selbst.

Als ich in die Szene kam, war sie zumindest in meinem Umfeld noch, etwas... in Ermangelung besserer Worte würde ich sagen assig und politisch inkorrekt. Da hat niemand die Worte auf die Goldwaage gelegt, es war schon etwas rauh(aber auch herzlich) im Umgang miteinander.

In den letzten Jahren bemerke ich da, auch bedingt durch Jüngere die in die Szene kommen, einen Paradigmenwechsel.

Es wird mehr darauf geachtet niemanden verbal zu verletzen, LGBTQ+ Thematiken werden bspw. viel offener und ausgiebiger diskutiert.

Dadurch ist es in gewisser Weise ,,harmloser'' geworden. Das sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Auf der einen Seite gefiel mir das ungezwungene Verhalten der ersten Tage. Andererseits halte ich es für vernünftig u d folgerichtig dass eine Szene, welche sich selbst als inklusiv begreifen will, Wert auf progressiven gesellschaftlichen Wandel legt und diesen auch diskutiert und forciert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Höre den ,,Krach" seit mehr als 14 Jahren.
Heyyh71d  16.07.2022, 15:08

Das ist mir auch aufgefallen. Vor allem in bezug auf das BLM movement und jetzt gerade aktuell mit den Abtreibungsrechten in den USA. Diese Generation "GenZ" hält so viel von sich, steht aber eigentlich nur friedlich auf einer Straße und schreit Parolen weil "Gewalt ist keine Lösung und man muss ja zivilisiert miteinander umgehen". Das regt mich sehr auf. Ich bin zwar selbst jugendlich, hab aber durch meine sehr linke Erziehung eher die Punkszene der 80er mitbekommen aka extremen Punk. Keine Dancepartien an Pride, sondern Barrikaden und Glasflaschen. Und ich finde die heutige junge linke szene echt traurig.

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Fritzkrieg  06.08.2022, 03:44
@Heyyh71d

Ich würde das nicht so festgefahren betrachten. Es gibt den richtigen Moment für friedliche Diskussion und den richtigen Moment für ,,Barrikaden und Glasflaschen''.

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Heyyh71d  03.09.2022, 19:52
@Fritzkrieg

Nur führt meine Generationen ja nichtmal Diskussionen. Sie fokussieren sich auf Social Media und sind hauptsächlich „Lifestyle linke“ die die Arbeiterklasse romantisieren und es ästhetisch finden obdachlos auszusehen.

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Floflix 
Fragesteller
 16.07.2022, 15:14

Danke für deinen Beitrag. Sehr interessant. Du sprichst von einem anderen Umgangston, dem Einzug der political correctness und einer anderen Gesprächskultur. Hoffentlich bleibt da noch genügend Platz für "herzliche" rauhe Ecken und Kanten und Ungezwungenheit.

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Also Thema Musik:

Früher war der Punk dreckig und simpel gespielt. Der heutige Punkrock ist (größtenteils) sauber abgemischt. Doch vom textlichen Inhalt hat sich nie viel verändert.

Auftreten:

Früher waren Punks meist draußen unterwegs und haben scheiße gebaut (beispiel: chaostage). Heute nicht mehr so extreme Randale wie früher doch auch da hat sich nie viel verändert.

Aussehen:

Früher meist Lederjacken und kurze bunte Haare. Heutzutage gibt es zwar auch noch die Lederjacke, doch viel "moderner" in der Szene ist die sogenannte "Kutte". Also eine Jeansjacke oder Weste mit (selbstgemachten) Patches drauf

Einstellung:

Dat is Punk Alta. Dat raffste nie!

Fritzkrieg  16.07.2022, 06:56

Gerade mit dem.letzten Satz erweckst du den den Eindruck dass sich dein ,,Wissen'' aus einem schlechten Independentfilm des Jahres 2007 speist. Kleiner Hinweis: Die labern in den Interviews absichtlich viel S*****e ;)

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die erste Generation der 70er war noch authentisch und natürlich. Im Grunde waren das Rocker, die sich die Haare abgeschnitten hatten. Man mußte auch noch keine bestimmten (äusserlichen) Merkmale aufweisen, um als Punk durch zu gehen. Und es gab noch nicht das pittoreske Bilderbuch-Punk-Gesicht, wie man es heute in jedem Londoner Stadtführer findet. Das machte die Szene recht facettenreich.

Bereits in den 80ern setzte eine breite Kommerzialisierung ein und Punk wurde auf eine reine Modeerscheinung unter Jugendlichen reduziert. Ich habe dann in den 90ern Möchtegern-Punks kennengelernt, die ihr Geld mit Verwaltungsjobs in Behörden verdient haben.

Heute sind Punks eigentlich nur noch maskierte Penner, that´s all.

Der heutige Punk ist eher so eine Art Salon-Pop-Punk. Die Urbewegung der Endsiebziger Jahre spielte andere Punkmusik. Es lohnt sich, sich mal z.B. die Sex Pistols (Never mind the bollocks - LP) anzuhören oder The Damned. Das mit den zwei Oktaven ist nur eine Legende. In der Punkszene gab es auch eine Ausnahmeband, die man als große musikalische Künstler bezeichnen kann, nämlich The Stranglers. Ihre LP "Rattus norvegicus" und "No more heroes" haben Kultcharakter. Die Punks von einst hatten sich als "Gegnerische Band" die Bay City Rollers ausgesucht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Fritzkrieg  16.07.2022, 06:53

Lehne ich mich zuweit aus dem Fenster wenn ich vermute dass du entwedet seit Jahrzehnten nicht mehr auf einem kleinen Punkkonzert warst oder noch so jung bist dass du nicht in Jahrzehnten rechnen kannst? :)

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