Ich hatte das große Glück, in der Oberstufe von einem hervorragenden, etwas kauzigen Deutschlehrer unterrichtet zu werden. Er vermochte es, schlummernde Talente aus uns herauszukitzeln, uns in „philosophische“ Neugierde selbst für die banalsten Alltäglichkeiten zu versetzen und nicht alles für selbstverständlich zu erachten.
Man wusste nie genau, was er gerade gedanklich ausbrütete, er kraulte sinnierend in seinem dichten Vollbart herum, schielte nachdenklich an die Klassenzimmerdecke und platzte dann urplötzlich mit einer Frage oder einer Kommentierung heraus, die nur SCHEINBAR nichts mit dem gerade besprochenen Thema zu tun hatte. Wir waren perplex. Wir mussten gedanklich sehr beweglich sein, um herauszuklamüsern, was er nun wieder sagen wollte. Er versetzte uns so in stete Aufmerksamkeit und intellektuelle Spannung.
Ein vorbildlicher Typ - ich habe viel von ihm gelernt und werde ihn sicherlich niemals vergessen. Er hat einen festen Stammplatz in der ersten Reihe meines Herzens.