Was sind die traditionellen Geschlechterstereotypen (in Bezug auf ältere deutsche Literatur)?

6 Antworten

Die Wissenschaft zur "älteren deutschen Literatur" beschäftigt sich mit den Zeugnissen deutscher Sprache und Literatur von den Anfängen (in der Zeit Kaiser Karls des Großen, Krönung 800 n.Chr.) bis zur Frühen Neuzeit (bis ins 16. Jhd. n.Chr.).

Erläuterungen dazu: Beispiel >

Zusammenfassung der Älteren Deutschen Literatur - Ghostwriter germanistik

Zum Thema Sekundärliteratur: Beispiel aus zeitgenössischer geistlicher Sicht > Magisterarbeit 2010, Zusammenfassung ab S. 171

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Als italienisches Literaturbeispiel zum Thema ist Boccaccios "Dekamerone" sehr interessant:

Frauen werden als junge Mädchen von Stand zu Stand von den beiderseitigen Eltern ausgehandelt (vgl. z.B. Mitgiftregelung) verheiratet zum Kinder-gebären im Sinne der gesellschaftlich wichtigen Vererbung des Familienvermögens und der Ämter usw..

Söhne gelten als hoffentlich willig erzogene "Stammhalter", Töchter als hoffentlich willig erzogene verkäufliche Ware. Liebe zwischen Mann und Frau - homosexuelle Partnerschaften gibt es zwar, sind aber von der katholischen Eheschließung ausgeschlossen - ist überflüssig, wird eher als natürliche Neigung zum unterhaltsamen Sex betrachtet. Der Geschlechtsverkehr ist rationalisiert, in der kirchlich geschlossenen Ehe ausschließlich zum Zweck der Kinderzeugung gedacht. Männer werden schulisch gebildet, Frauen benötigen das nicht, das störe nur ihre natürliche Vorbestimmung usw. usw..

Schuld für alles Negative, z. B. auch Änderungen dieses Menschenbildes und Sozialsystems, sind grundsätzlich die Frauen, weil sie wegen ihrer Schwäche zum Bösen neigen und die starken Männer mittels "Liebeszauber" dazu verführen (vgl. z.B. Hexenverbrennungen - weiter als bis ins 16.Jhd.)

Das waren die ethischen und sozialen Geschlechterstereotypen aller antiken patriarchalischen Religionen (z.B. Judentum, Christentum, Islam: Die Frau hat eine zur Priesterin nicht weihfähige Seele. Sie ist liebevolle Dienerin der männlich mit starker Hand geführten Familie, aber wird doch wie eine zarte Rose auf Händen getragen usw. usw.. Diese Verhöhnung und die Realität noch heute sind ja weithin bekannt!), bis zur Gegenwart.

Und gerade die literarischen und historisch nachweisbaren Ausnahmen bestätigen die Regel.

So wie sie Schiller im Lied von der Glocke beschrieben hat:

Der Mann muß hinaus
 Ins feindliche Leben,
 Muss wirken und streben
 Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
 Muss wetten und wagen,
 Das Glück zu erjagen.
 Da strömet herbei die unendliche Gabe,
 Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,
Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus.

 Und drinnen waltet
 Die züchtige Hausfrau,
 Die Mutter der Kinder,
 Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
 Und lehret die Mädchen
 Und wehret den Knaben,
 Und reget ohn’ Ende
 Die fleißigen Hände,
Und mehrt den Gewinn
 Mit ordnendem Sinn,
 Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,
 Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
 Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,
Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer
 Und ruhet nimmer.

War die "ältere deutsche Literatur" ehrlich? Sie sollte nur das Spiegelbild der herrschenden Klasse sein, also des Adels und des Bürgertums. Damals wie heute gab es die gleichen Abweichungen von den stereotypen Geschlechterformen. Es ziemte sich eben nicht über Homosexuelle im positiven Sinne zu sprechen. Heute ist diese Hemmschwelle größtenteils überwunden, gut so!


Versuch123150 
Beitragsersteller
 26.08.2025, 11:01

Kannst du Sekundärliteratur dazu empfehlen?

Natürlich das "klassische" Frauenbild, sie zuhause für Kinder, Küche, Kirche und er ist der Ernährer. Sex vor der Ehe ist sowieso tabu und man spart sich auf. Gerade in der wohlhabenden Schicht hab ich den Eindruck dass man so Püppchen herangezüchtet hat wo Lesen schon als subversiv galt, geschweige denn eine eigene Meinung.

Männer natürlich stolz und (ganz wichtig), die EHRE musste verteidigt werden. Also jederzeit kampfbereit. Nicht zu zart, nicht zu gefühlvoll, nicht zu "weibisch".

Ich hab mir jetzt einfach mal Effi Briest als Beispiel genommen.


Ifosil  26.08.2025, 10:00

Beurteilungen durch ein aktivistisches Narrativ, ist nicht viel wert. Sry.

Goethes "Faust" fiel mir sofort ein. Das sagt die KI dazu:

  • Faust:

Als männlicher Held strebt er nach Wissen und Erfahrung jenseits der herkömmlichen Grenzen, was ihn mit dem Teufel in eine Bund führen lässt. 

  • Gretchen:

Sie verkörpert das traditionelle Frauenbild der Zeit und wird durch Fausts Handlungen und Mephistos Einfluss in eine tragische Situation gebracht.