Findet ihr, das N-Wort sollte aus Literatur entfernt werden?
Die Meinungen, besonders zwischen älteren und jüngeren Generationen, gehen ja auseinander. mich würde eure interessieren
12 Antworten
Guten Tag,
erst einmal ist das N-Wort ein extrem belasteter Begriff mit einer langen Geschichte von Unterdrückung, Rassismus und Gewalt gegen Schwarze Menschen. Es ist also weit mehr als nur ein Wort.
Trotzdem ist es wichtig, den historischen Kontext nicht zu vergessen. Statt es einfach aus der Literatur zu streichen, sollte erklärt werden, warum es damals verwendet wurde. So können Leser besser verstehen, welche Bedeutung es hatte, ohne den Schmerz zu ignorieren.
Mit freundlichen Grüßen
Bao
Schwierig! Ich glaube, ich finde nicht, dass es generell entfernt werden sollte. Natürlich sollte es nicht mehr in neu geschriebener Literatur verwendet werden, aber in Neuauflagen alter Literatur auch nicht generell verschwinden.
NikkiMM hat oben das Beispiel von Onkel Toms Hütte angeführt und ich finde er hat damit recht. Die Fragestellerin hat darunter kommentiert, dass bei Pippi Langstrumpf der Begriff N*-König durch Südseekönig ersetzt wurde und das den Kontext nicht ändert. Damit hat auch sie recht. Es sind aber zwei völlig unterschiedliche Arten von Werken, bei dem einen wird ja damit tatsächlich nochmal die Verachtung des "Weißen Herrschers" gegenüber seiner Sklaven zum Ausdruck gebracht und damit die Grausamkeit und Ungerechtigkeit, welcher die Sklaven ausgesetzt waren, auch dem Leser gegenüber nocheinmal vertieft. Bei Werken wie Pippi Langstrumpf hingegen ging es niemals um das Herabsetzen eines Menschen, ein Umbenennen ändert den Kontext nicht.
Schwierige und gute Frage!
ja, ich denke der kontext kann definitiv einen unterschied machen, deswegen finde ich es in vielen büchern unnötig
Ich halte nichts von Zensur.
Als erwachsener Mensch sollte man damit klar kommen, dass in manchen Texten Wörter stehen, die einem nicht gefallen. Wenn man damit ein Problem hat, muss man die nicht lesen.
Ich kann es eher nachvollziehen, wenn auch mit Bauchschmerzen, wenn in Büchern für Kinder einige Wörter ausgetauscht werden.
Man kann anhand von Texten ja auch etwas über die Zeit erfahren, in der sie geschrieben wurden.
Wenn z.B. selbst in Abenteuergeschichten aus dem späten 19. Jahrhundert von Schriftstellern, die zu der Zeit als progressiv galten, ein latenter Kolonialismus und Rassismus mitschwingt, hilft das, die Zustände zu der Zeit besser zu verstehen.
Es könnte sogar helfen, fehlgeleiteter Nostalgie und diesem "früher was alles besser"-Gefühl entgegenzuwirken, wenn man sieht, dass früher einiges überhaupt nicht besser war, zumindest für manche Personengruppen nicht.
Genau so ist es. Man sollte es nicht verändern sondern man soll erfahren wie es früher war und wie sich alles verändert hat.
Nein, nicht zwingend. Dadurch lassen sich weniger Rückschlüsse auf Intention und Autor setzen.
Entfernen aus welcher Literatur? Aktuelle Neuerscheinungen sollten sich mit diskriminierender Sprache auseinander gesetzt haben und sie – so fern sie nicht gerade das erforderliche Stilmittel ist – vermeiden. Das ist kein vollständiges Entfernen von diskriminierender Sprache, aber ein bewusster und ggf. vermeidender Umgang mit Sprache, die zu Diskriminierung führt.
Bei der Bestandliteratur, vorallem aber der Belletristik und hier die Kinderbuch-Belletristik, wäre ich vorsichtiger: Es mag Werke geben, die ohnehin sprachlich überarbeitet und dann neu herausgegeben werden. Hier sollte die Sprache auch im gesamten Sinn und damit auch in Hinsicht auf Diskriminierungsvermeidung überarbeitet werden. Alle anderen Werke, die für uns heute ohne Überarbeitung weiter verständlich sind, auch Kinderbücher, sollten nur Anmerkungen erhalten oder wenn das Wort ausgetauscht wird, sollte hierzu eine Anmerkung zum Originaltext vorliegen.
Und: Das N-Wort in den Werken von Astrid Lindgren ist m. E. besser auszuhalten als das Gesamtwerk des "Struwwelpeters", das ich als Kind und bis heute einfach nur verstörend und schrecklich brutal finde. Vorallem als Kinderbuch. Kaum zu glauben, dass das bis heure immer wieder aufgelegt wird..