Was sagt ihr zu diesem moralischen Dilemma?
Ich mache mir viele Gedanken über das Thema Moral und es hat sich mir eine Art Dilemma bereitet. Wenn man jemanden auf der Straße sieht der am verbluten ist ist man ja verpflichtet den Notruf zu wählen sonst ist es ja unterlassene Hilfeleistung und das ist für jeden auch moralisch verpflichtend. Aber es gibt ja auch viele Kinder die zum Beispiel in Afrika verhungern oder an Krankheiten sterben. Ist man dann nicht auch moralisch dazu verpflichtet diese Leute versuchen zu retten. Müsste man nicht jeden freien Cent den man selbst nicht für das aller nötigste braucht dort hin spenden oder direkt dort hin reisen um humanitäre Arbeit zu leisten. Weil würde man dies tun würden weniger unschuldige Kinder sterben. Sprich tut man das nicht sterben unschuldige Kinder. Ist das dann nicht auch unterlassenes Hilfeleistung und moralisch falsch? Man kann als Gegenargument ja sagen man ist persönlich nicht daran Schuld das diese Kinder sterben also hat man auch keinerlei moralische Verpflichtung ihnen zu helfen. Aber könnte man dann nach diesem Argument nicht auch sagen es ist moralisch ok nicht den Notruf zu wählen bei jemandem der auf der Straße verblutet weil man selber nicht daran Schuld ist? Ein anderes Argument wäre das wenn man sein ganzes Leben damit verbringen würde humanitäre Arbeit zu leisten man ja keinerlei Privat Freizeit mehr hätte und demnach selber nicht glücklich wäre und deswegen wäre es ok die Kinder nicht zu retten. Aber dann könnte man doch genau so sagen es ist ok die Person verbluten zu lassen weil den Notruf zu wählen würde mich in meiner Freizeit und daher in meinem Glück beschneiden. Was sagt ihr dazu?
5 Antworten
Im anglo-amerikanischne Rechtsraum gibt es keine allgemeine Hilfspflicht, wie sie in § 323 c StGB normiert ist. Dort muss man grundsätzlich nur helfen, wenn man eine Garantenstellung hat.
Das zeigt, dass solche Hilfspflichten ganz unterschiedlich intensiv ausgeprägt sind.
Ich wollte nur andere Betrachtungen darstellen, um zu verdeutlichen, dass die Fragen nicht einfach sind und auch ganz anders betrachtet werden können.
Es gibt verschiedene Formen von Hilfe.
Tatsächlich ist dieses Thema sehr komplex.
Wenn man einfach nur Geld spendet, dann vergrößert sich das Problem. Die Welthungerhilfe hat es leider bewiesen. Von dem gespendeten Geld wurden z.B. Nahrung und Medikamente gekauft hat. Es hat dazu geführt, dass immer mehr Babys und Kleinkinder überleben, die dann überwiegend immer weiter versorgt werden müssen.
Es gibt Flüchtlingslager in Afrika in der Wüste mit 100.000en Menschen. Da fahren LKW Kolonnen hinein - tagein, tagaus. Menschen werden dort geboren, erwachsen, sterben dort. Sie sehen zu einem großen Teil niemals etwas anderes in der Welt (so habe ich es mal in einem Bericht gehört). Das ist nur ein Beispiel von Hunderten.
Die Entwicklungshilfe wurde dann in vielen Ländern immer mehr mit Bedingungen z.B. an die Bevölkerungskontrolle gekoppelt - also einer Familienplanung. So wurden in Afrika, Indien, Südamerika Massen an Sterilisierungen an Männern oder Frauen durchgeführt. Teilweise hat es zu Protesten geführt. Es wurden Spiralen verteilt, Verhütungsmittel, Langzeitpille. Auch gab es Impfungen die sterilisieren sollen.
D.h. es ist einerseits auch schwierig den Menschen das Problem zu vermitteln, andererseits haben einige der Methoden teils gesundheitliche Nebenwirkungen, über die nicht aufgeklärt wurde. Zudem wurden manchmal Maßnahmen ohne Wissen der Leute durchgeführt.
Das Problem der Überbevölkerungen in der 3. Welt ist riesig, und so verzweifelt sind die Versuche die Probleme zu lösen. In vielen Ländern gibt es kaum Infrastruktur abseits der größeren Städte und keine wirkliche Verwaltung. In China z.B. ist das anders, da gibt es in allen Regionen Verwaltungen und kann man Maßnahmen fast im ganzen Land durchsetzen.
Ein weiteres Problem sind z.B. religiöse oder kulturelle. Für Katholiken gibt es ein Verhütungsverbot, das betrifft besonders einige afrikanische und südamerikanische Länder. Die katholische Kirche wird das nicht ändern - sie tragen also mitverantwortung daran.
In manchen Regionen einiger Länder dann ist eine gewisse Armut und Not auch gewünscht, weil dort die Menschen unter einfachsten Bedingungen arbeiten. Z.B. auf Feldern, oder in Minen. Sie schürfen teils mit den Händen oder primitiven Werkzeugen nach Rohstoffen. Woanders nach Gold oder Diamanten. Wieder andere schleppen Steine, usw. Ebenso sind Konflikte in solchen Regionen teils erwünscht, wie damals Shell in Niger. Heute sind Söldner vieler Länder in Afrika unterwegs, auch russische.
Wir geben Teil Entwicklungshilfe an Tyrannen, damit eben keine Demokratie und stattfindet, sondern Länder im Interesse des Westens geführt werden- inkl. der Armut.
Dann schicken wir den Müll dorthin, z.B. nach Nigeria. Dort entsteht dadurch einerseits zwar eine riesige Schattenwirtschaft - andererseits bleibt eine große Armut.
Richtig groß wird es dann bei den Abhängigkeiten von westlichen Krediten. Soweit mir bekannt ist wurden die Regierungen z.B. vieler afrikanischer Länder gezwungen Kredite für Infrastrukturprojekte aufzunehmen. Wenn sie sich geweigert haben gab es auch Mordanschläge. Abhängigkeit ist eine Doktrin des Westens.
Andere Länder werden militärisch destabilisiert wenn sie sich politisch und wirtschaftlich zu sehr gegen die Interessen des Westens stellen. Irak, Syrien, Lybien, Afghanistan.
In anderen Ländern hat man indirekt mit Drogenanbau zu tun (Südamerika).
Was auf der Welt abläuft ist ein sehr komplexes Spiel von gewollter (und beabsichtigter) und ungewollter Not. Die beabsichtige Not wird gefördert, die unbeabsichtigte wird teilweise versucht zu mindern (die ist meist in Ländern, wo es an Ressourcen nichts zu holen gibt).
Im schlimmsten Fall regeln es dann irgendwann Naturkatastrophen (Haiti), Seuchen, Völkermorde (Ruanda)oder Kriege. Aber auch das ist noch wesentlich komplexer und nicht immer so wie es aussieht oder offiziell erzählt wird.
Ich vermute selbst Mexiko wird insgeheim von den USA instabil gehalten - damit es niemals eine Konkurrenz wird - sondern eben ein Drogenanbaugebiet mit hoher Korruption bleibt.
Was kann man also wirklich tun? Du kannst Dir Punkte aus dem Text heraussuchen und schauen wo Du Dich engargieren oder etwas bewirken oder spenden kannst. Organsiationen gibt es viele.
Du könntest auch darüber aufklären wie die Welt wirklich ist. Denn egal wieviel sich die Menschen engargieren, wenn es politisch gewollt ist das bestimmte Regionen arm bleiben um hohe Profite zu haben und unseren Lebensstil zu ermöglichen - dann wird das so sein.
Wenn Du spendest musst Du einkalkulieren, dass auch illegale Dinge getan werden, die gesundheitsschädlich für die Betreffenden sind. Vermutlich werden heutzutage Menschen auch ohne ihr Wissen in vielen Flüchtlingslagern langsam sterilisiert - zumindest muss man damit rechnen.
Überlege Dir also was für Dich ethisch vertretbar ist - oder bzw. was das geringste Übel ist. Ich z.B. kläre über die Überbevölkerung auf, an die viele nicht glauben. Oder darüber, dass wir nur deswegen in Wohlstand leben, weil andere Länder arm gehalten werden.
D.h. ich bin für mehr Wahrheit und Transparenz bei all diesen Themen - weil es eben alles nicht so einfach und klar ist.
D.h. man kann auf viele Arten etwas tun - auch ohne sein letztes Geld wegzugeben. Weil das allein eben keine Lösung ist (siehe Welthungerhilfe).
Äußerst interessante Punkte. Sollte man dann nicht nach meinem moralischen Dilemma alles tun um zu versuchen das die Länder nicht mehr absichtlich arm gehalten werden?
Genau so ist es. Dazu müsstest Du aber erst einmal aufklären, dass es so getan wird - und warum. Das werden Dir die meisten Menschen nicht glauben - wer möchte schon Teil des "Bösen" sein? Wenn sie es doch tun, wird es vielen egal sein, da sie ihren Lebensstandard so gewohnt sind.
Daher wäre etwas anderes vorher wichtiger:
In jeder Diktatur ist es nämlich so, dass eine kleine besonders reiche Elite herrscht und darunter eine Wohlstandsschicht, die überwiegend keine Probleme mit der Diktatur hat - weil es ihnen dabei ganz gut geht. Nur die weiter unten haben das Problem - aber die werden unterdrückt.
Bei uns gibt es diese ganz schlimme Ausbeutung nicht mehr - wir holen uns vieles Notwendige günstig aus anderen Ländern, die wir zum Teil absichtlich arm halten.
D.h. Du könntest auch versuchen den Menschen zu erklären, dass wir auch in so etwas wie einer heimlichen Diktatur leben - nur dass man es hier nicht so merkt. Wir werden nämlich nicht darüber informiert, nicht gefragt und haben keine Wahl, ob wir das alles gut finden und wirklich so möchten. Wir wählen halt irgendeine Partei - aber das ändert ja nichts. Relevante Dinge können wir da mit Wahlen gar nicht ändern.
Du wirst am Ende von vielen auch so etwas hören wie: "Naja, dann ist es halt so. Fressen oder gefressen werden. Pech gehabt."
Was auch richtig ist. Aber wenn genug Menschen das begreifen, dann könnte man einfordern, dass dieses "Machtsystem" (NATO), dass das alles einfach entscheidet (und die Machteliten profitieren am allermeisten davon - deswegen besitzen die 100.000 Reichsten etwa 1/3 des Weltvermögens), dass es offiziell zugegeben wird. Das wäre ein Anfang, dass sich etwas wirklich ändert.
Ich sage immer, in der DDR wusste jeder, dass es ein Unrechtsstaat ist. Bei uns muss man es den Menschen erst erklären, dass sie im Grunde fast nichts entscheiden können - nur mehr Auswahlmöglichkeiten von allem haben und mehr konsumieren können.
Warum bist Du als Individuum denn in der Pflicht den verblutenden zu retten? Weil Du in dem Moment der einzig verfügbare bist. Wenn schon ein Arzt oder Sanitäter bei ihm bist, dann bist Du es nicht mehr. Wenn Du Teil einer großen Gruppe (ohne Ärzte) bist, dann bist Du es nicht mehr allein.
Wenn irgendwo in Afrika ein Kind verhungert, dann hast Du eigentlich die gleiche Verantwortung. Bist Du allein vor Ort, dann hast Du die Pflicht das Kind zu ernähren. Da Du aber hier in Deutschland bist, hast Du die Pflicht nicht, sondern diejenigen die vor Ort sind. Und wenn die sich das nicht leisten können, müssen sie Hilfsgelder beantragen, die letztendlich auch wieder durch Steuern in der EU getragen werden.
Wenn Du Dich um die Dinge in Deinem unmittelbaren Umfeld kümmerst und bei Wahlen ein Blick darauf hat, welche Parteien schwächere Länder unterstützen, dann brauchst Du Dich nicht schlecht zu fühlen. Und wenn doch, dann spende gern den ein oder anderen Taler extra, aber das muß nicht zwingend zur Lebensaufgabe werden.
Aber es wird doch schon einen Unterschied machen ob ich zusätzlich zu den EU Geldern die in die Länder fließen dort hin Reise oder spende, sprich würde ich helfen würden vermutlich weniger Kinder sterben.
Beim reisen bin ich mir nicht mal sicher. Was hilft es denen wenn Du da stehst? Würdest Du für das gleiche Geld Brot kaufen, hätten sie wahrscheinlich mehr davon. Und wenn alle so denken und dort hinreisen, dann ist auf einmal der Kontinent überfüllt und die Nahrung vor Ort noch knapper.
Aber klar, wenn Du spendest dann hilft das natürlich.
Und wie siehst du dann mein Argument wenn man es nur aufs spenden bezieht?
Du sagst wenn man spendet hilft das natürlich. Je weniger du spendest desto mehr Kinder sterben. Solltest du deswegen nicht alles Geld was du nicht unbedingt brauchst spenden weil sonst Kinder sterben?
Also ist unterlassene Hilfeleistung für dich moralisch auch ok?
Tatsächlich in bestimmten Situationen ja, aber das ist nicht was ich geschrieben haben.
Wenn ein Amokläufer angeschossen wird und gerade am verbluten ist, da fände ich es echt vertretbar.
Müsste man nicht jeden freien Cent den man selbst nicht für das aller nötigste braucht dort hin spenden oder direkt dort hin reisen um humanitäre Arbeit zu leisten.
Nein. Moral ist eine Frage der Definition. Das definiert jeder selbst für sich. Ja, es gibt Menschen, die dort hinreisen um humanitäre Hilfe zu leisten. Zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen.
Dies Menschen unterstütze ich jedes Jahr durch eine hohe Spende. Weil ich genügend Geld habe, mir das leisten zu können und dennoch ein gutes Leben zu haben.
Aber verpflichtet bin ich dazu nicht. Ich bin auch nicht verpflichtet, meinem Nachbarn oder meiner Frau zu helfen, wenn diese nicht in meiner Nähe sind.
Was sagt ihr dazu?
Dass diesen Menschen eher Hilfe zuteil wird, wenn 60 Millionen Deutsche jede Woche einen Euro spenden. Denn das ist machbar.
Würde man verlangen, dass jeder bis an seine Schmerzgrenze gibt, würde gar nichts zusammenkommen.
Alex
Also findest du unterlassene Hilfeleistung auch moralisch ok?
Also findest du unterlassene Hilfeleistung auch moralisch ok?
Nein. Wenn ich mir für 500 Euro eine Flasche Wein kaufe anstatt die 500 Euro für Ärzte ohne Grenzen zu spenden, ist das aber keine unterlassen Hilfeleistung.
Aber du könntest ja dort hin reisen und dein ganzes Leben lang dort helfen oder jeden freien Cent denn du nicht brauchst spenden dann würden vermutlich weniger Kinder sterben als wenn du nur etwas spenden würdest. Also sterben doch trotzdem Kinder die du sonst hätten retten könntest
Aber du könntest ja dort hin reisen und dein ganzes Leben lang dort helfen
Ja, könnte ich. Will ich aber nicht. Ich sehe bei mir eine moralische Verpflichtung, zu helfen. Dieser Verpflichtung komme ich nach, indem ich einen vierstelligen Betrag jedes Jahr spende.
Also ist es moralisch ok weil du nicht willst. Wäre unterlassene Hilfeleistung dann nicht auch ok wenn ich nicht helfen will?
Also ist es moralisch ok weil du nicht willst.
Ja.
Wäre unterlassene Hilfeleistung dann nicht auch ok wenn ich nicht helfen will?
Nein, das würde gegen das Gesetz verstoßen.
Und wenn es nicht gegen das Gesetz verstoßen würde wäre es dann moralisch ok?
Und wenn es nicht gegen das Gesetz verstoßen würde wäre es dann moralisch ok?
Nicht nach meinem Moralbegriff.
Normalerweise sind die Erzeuger von Kindern dafür verantwortlich.Wenn man das unterstützt durch Hilfen vergrößert sich das Problem nur.
Aber damit sagt du ja wieder du bist nicht verpflichtet zu helfen weil es nicht deine Schuld ist das die Kinder sterben sondern die der Eltern. Also findest du es dann auch moralisch ok nicht den Notruf bei einer Person die am verbluten ist zu wählen weil du nicht daran Schuld bist das die Person verblutet?
Geburten kann man verhindern bei Unfällen kann der Betroffene ja meist nichts dafür
Aber die Kinder können doch auch nichts für die Verantwortungslosigkeit ihrer Eltern. Das ist ja wie als würdest du sagen man muss keinen Notruf wählen bei einer Person die angefahren wurde mit Fahrerflucht da der Fahrer und nicht ich Schuld bin und deswegen lass ich die verletze Person sterben
Nochmal, damit löst man das Problem nicht, sondern verschlimmert es.
Weil es sich ewig fortsetzen würde auf die übernächste Generation usw. ohne einen Geburtenstopp lässt sich das Problem nicht lösen nur verwalten und es werden immer mehr.
Also findest du es moralisch sogar gut das diese Kinder sterben?
Das hat was mit Vernunft zu tun,moralisch handeln hilft hier nichts.
Es geht mir weniger darum wie es gesetzlich aussieht sondern mehr um die Moral. Findest du es moralisch ok Hilfe zu unterlassen?