Was kann man mit absoluter Sicherheit wissen?

8 Antworten

Was kann man mit absoluter Sicherheit wissen?

Ich weiß mit absoluter Gewissheit, dass irgendwann mein gegenwärtiges Leben beendet sein wird. Ich gehe davon aus, dass dies spätestens in etwa 60 Jahren so weit sein wird - wobei ich selbst dann schon eine recht hohe Lebensspanne erreicht haben werde, denn immerhin bin ich jetzt schon 44 Jahre alt.Für eher wahrscheinlich halte ich aber, dass ich vermutlich schon irgendwann in 30 oder 40 Jahren mein jetziges Leben hinter mir habe, selbst wenn ich weder an einer unnatürlichen Todesursache, einer Erkrankung oder Verletzung sterbe. Sollte eine dieser anderen Kategorien als Ursache in Frage kommen, kann es natürlich eventuell auch morgen schon vorbei sein, beispielsweise in Folge eines Unfalls, aber ich gehe von maximal 60 Jahren aus und weiß mit Gewissheit, dass dann mein gegenwärtiges Leben beendet sein wird.

Kommt drauf an, was du voraussetzt.

Man kann meist Gegenargumente finden: Wissenschaftliche Erkenntnisse können von neuen Erkenntnissen durch neue Methoden oder Betrachtungsweisen überworfen werden, Wahrnehmungen können Fehlern unterliegen, Informationen durch Dritte können unbewusst oder bewusst falsch sein usw.

Wenn du dich nur auf den Alltag beziehst, dann kann man sicher Angaben, die oft genug bestätigt wurden, wie etwa die Höhe von Bergen oder die Zeiten, zu denen bestimmte Pflanzen in bestimmten Gebieten blühen, als wahr anerkennen.

Man muss dabei natürlich bedenken, dass sich Methoden, Forschungsstand, Betrachtungsweise jederzeit ändern können und damit auch "gesichertes Wissen".

Philosophisch betrachtet kann man sicherlich sagen, dass kein Wissen 100% für immer und aus jedem Betrachtungswinkel gesichert ist.

Im Alltag und Beruf kann man sich trotzdem größtenteils auf bestimmte Fakten verlassen.

Bzgl. des eigenen Namens: In der Regel, also in den meisten Fällen, kann man davon ausgehen, dass der eigene Name ein gesichertes Wissen über einen selbst darstellt. Was aber, wenn du adoptiert wurdest und deine leiblichen Eltern dich anders genannt hatten als deine Adoptiveltern, die diesen Namen nicht kannten? Was, wenn du entführt wurdest als Baby und deine Entführer dir bewusst einen falschen Namen gaben? Was, wenn sich deine Eltern trennten und deine Mutter bewusst deinen Namen anders ausspricht, als man das eigentlich tun sollte, weil sie die Erinnerung an deinen Vater tilgen möchte? Beispiele wären falsch ausgesprochene Namen, die nicht aus der Muttersprache stammen.

Und dann gibt es noch Wissen, das sich ändert. Es gibt Kinder, die blond geboren werden und als Erwachsene schwarzhaarig sind, manchmal ist es auch umgekehrt (aber eher selten). Ist dann das Wissen um die eigene Haarfarbe im Kindesalter gesichertes Wissen oder nicht? Dann gibt es ja eigentlich keine Eigenschaft Haarfarbe, sondern die Haarfarbe müsste einem Lebensalter zugeordnet werden, um sie zuverlässig benennen zu können.

Eine absolute Sicherheit gibt es für Menschen nicht. Wir können relative Sicherheit haben hinsichtlich Geschehnissen innerhalb unseres menschlichen Systems. Eine absolute Wahrheit zu finden, würde erfordern, dass wir uns von "außen" (außerhalb unserer Welt, außerhalb des Universums) beobachten könnten. Da wir das nicht können, haben wir immer eine relative aber keine absolute Wahrheit. Das ist z.B. auch der Grund, dass wir die Existenz Gottes nicht auf absoluter Ebene beweisen können, wir können nur auf unserer menschlichen Ebene mit relativen Wahrscheinlichkeiten argumentieren. Und natürlich glauben.

Hallo 1Phoenix1,

das einzige, was im philosophischen Sinne letztbeweisbar ist, ist die eigene Existenz.

Descartes hat genau das in seinem berühmt gewordenen Satz ausdrücken wollen: Cogito ergo sum. Ich denke/zweifle, also bin ich.

Jeder von uns kann von seiner Umgebung unabhängige Gedanken haben. Man kann an seinen Sinneseindrücken zweifeln. Hierüber lässt sich tatsächlich die eigene Existenz nachweisen. Das bedeutet nicht notwendig, dass wir uns selbst "richtig" wahrnehmen, sondern lediglich die Tatsache der eigenen Existenz als von der Umgebung trennbares Individuum, das fähig ist, Gedanken zu fassen.

Alle Aussagen über die Welt, also außerhalb unserer Person, sind dagegen nicht letztbeweisbar, weil wir die Umgebung immer nur indirekt über unsere Sinneseindrücke wahrnehmen. Die Irrtumsmöglichkeit ist deshalb in jeder Aussage über die Welt unvermeidbar gegeben.

In aller Regel ignorieren wir diesen Sachverhalt im Alltag. Man könnte sagen, dass all unserem Alltagsleben die pragmatische Annahme zugrunde liegt, dass ein Individuum, das seine Umgebung völlig falsch wahrnimmt, schlechte Überlebenschancen hat. Wir alle machen pragmatisch die axiomatische Grundannahme, dass wir die Welt ganz brauchbar wahrnehmen und durch Beobachtung etwas über sie herausfinden können... etwa, ob ein Auto auf uns zukommt und wir mal besser von der Straße runtergehen.

Diese axiomatische Grundannahme liegt also nicht nur jeder naturwissenschaftlichen Aussage, sondern auch unserem Alltagsverhalten zugrunde. Wir beginnen Unterhaltungen nicht mit der Diskussion, uns TROTZ des Fehlens überprüfbarer Argumente darauf zu einigen, die gegenseitige Existenz mal anzunehmen. Aus diesem Grund ist es mehr als fragwürdig, wissenschaftliche Erkenntnisse abzulehnen, weil man ja "eh nix mit Sicherheit sagen könne"...

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU

Gar nichts. Denn alles was wir wahrnehmen, gelangt nur über unsere 5 Sinnesorgane über elektro-chemische Impulse zu unserem Hirn.

Das was wir auf diese Weise empfinden, deuten wir als unsere Realität. Ob diese wirklich so ist, wie sie uns darstellt, wissen wir nicht.

Ein Auszug aus Fassbinders zweiteiligem Fernsehfilm "Welt am Draht" soll diese These untermauern.

https://www.youtube.com/watch?v=Y0P2T63mE7g


neurodoc  26.11.2020, 08:53

Ein schönes Beispiel das Video!

TimeosciIlator  26.11.2020, 15:16
@neurodoc

Der komplette Film ist auch toll ! 204 Minuten lang eine faszinierende spannende Story.