Was ist eine Kadenz (Musik)?

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Eine Kadenz ist eine Folge von Akkorden, die dem Hörer das Gefühl eines tonalen Zentrums (Tonart) vermittelt. Ähnlich wie die Perspektiven in der Malerei geben sie dem Hörer eine Art Standpunkt vor. Wenn man Akkorde auf den einzelnen Tönen einer Tonleiter bildet und die Tonleitertöne durchnummeriert, so sind die häufigsten Kadenzen die Akkordfolgen auf den Positionen (Stufen) 1 4 5 1,  1 5 1, 1 2 5 1, 1 5 4 1, aber auch 5 1 ist bereits eine minimal Kadenz. Beispiel d-moll mit den Stufen 1,2,5,1 ergibt auf 1 Dm (d,f,a), auf 2 Everm (e,g,b), auf 5 A7 (a,cis,e) und 1 wieder Dm. 

Also Dm Eo A7 Dm

Bei einer Modulation, also einem Tonartwechsel, deutet man eine Funktion eines Akkordes in eine andere Tonart um und teilt danach dem Hörer den Perspektivwechsel mit einer Kadenz mit. Im Jazz werden Kadenzen oft nur noch angedeutet, so folgt auf eine 2 5 Verbindung oft nicht mehr die 1 sondern bereits eine neue Verbindung in einer neuen Tonart.




 


TheStone  15.04.2015, 20:15

Du vermischt hier aber Begriffe aus der Stufentheorie und Begriffe der Funktionstheorie ziemlich wild. Im Jazz (zumindest bis ende der 50er Jahre) würde ich übrigens in der Regel eher von Sequenzierungen reden als von Kadenz. (obwohl die Jazzer selbst ihre II-V-I Verbindung oft als "Jazzkadenz" bezeichnen)

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jasabia  16.04.2015, 19:33
@TheStone

Ich bin nur Komponist, da nimmt man sich ja bekanntlich so mache Freiheit heraus:-)

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Wichtig ist, was oben vor mir schon jemand geschrieben hat: Der Begriff Kadenz hat zwei verschiedene Bedeutungen. Ich fange mit dem einfacheren Phänomen an: In Solokonzerten (Musikwerken für ein Soloinstrument und (begleitendes) Orchester gibt es oft kurz vor dem Ende eine Stelle, an der das Orchester hörbar einen bestimmten Punkt in der Musik ansteuert und dann dort quasi stehen bleibt: Das Orchester hört auf zu spielen aber die Hörer*innen empfinden deutlich, dass die Musik noch nicht zu Ende ist. Jetzt übernimmt das Soloinstrument und spielt allein - häufig virtuose (schwierige) Passagen, die unter anderem dazu gedacht sind, vorzuführen, wie gut die jeweiligen Instrumentalsolisten ihr Instrument beherrschen. Heutzutage werden diese solistischen Passagen meistens Ton für Ton vorher geübt und dann im Konzert mehr oder weniger perfekt wiederholt. Früher war das anders: Das Orchester spielt seinen vorerst letzten Akkord und überlässt das Feld den Instrumentalsolisten. Die spielten dann spontan, d.h. sie improvisierten. Am Ende ihrer Improvisation stand meistens ein Triller, der dem Orchester bzw. dem Dirigenten signalisierte, dass jetzt das letzte Stück zu spielen sei. W.A.Mozart, der seine eigenen Klavierkonzerte selbst gespielt hat, war berühmt für seine spontan improvisierten Kadenzen.

Der zweite Kadenz-Begriff bezeichnet ein harmonisches Phänomen. Spiel Personen deiner Wahl ein beliebiges Musikstück vor (möglichst eins ohne Text) und dreh vor dem allerletzten Akkord die Musik ab. Alle werden merken, dass du zu früh ausgeschaltet hast und die Musik noch nicht ihr Ende erreicht hat. Dieses untrügliche Gespür dafür, wann und wie ein Musikstück zu Ende geht, haben sehr viele Menschen in unserer europäisch geprägten Musikkultur - es entsteht dadurch, dass der weitaus größte Teil unserer Musik aus bestimmten, sehr häufig verwendeten Abfolgen von Akkorden besteht. Die häufigste ist der sog. Quintfall - zwei Akkorde, die im Abstand einer Quinte voneinander stehen - der erste so gut wie immer ein Dur-Akkord, der zweite kann ein Dur- oder ein Mollakkord sein. 90% aller Musikstücke, die du im Radio hören kannst (egal ob Klassik, Pop, Rock . . . ) enden auf diese Weise. Lässt du den letzten Akkord weg entsteht im Hörer des Gefühl der Unvollständigkeit bzw. des Nicht-zum-Ende-Kommens. Vor der beschriebenen Akkordfolge V - I (dem Akkord der fünften Tonleiterstufe folgt als Schlussakkord die erste Tonleiterstufe) steht häufig der Akkord auf der vierten Tonleiterstufe - es ergibt sich also die Abfolge IV - V - I. Diese Akkordfolge wird als Kadenz (von cadere = fallen wegen des Quintfalls) bezeichnet.

Die Kadenz ist eine sinnvolle Abfolge verschiedener Harmonien. Die einfache Kadenz ist: Tonika-Subdominante-Dominante-Tonika. In C-Dur bedeutet das: C-Dur-F-Dur-G-Dur-C-Dur. Das bedeutet also, dass der Akkord C-Dur in der Tonart C-Dur die Tonika, G-Dur die Dominante und F-Dur die Subdominante ist. Das als Beispiel. Es gibt noch andere Kadenzen. Die Harmoniefolge 

C-Dur-E-Dur-B-Dur-h-moll ist keine Kadenz, da die Folge absolut keinen Sinn ergibt. Ich weiß nicht, wie viel du von Musik verstehst, aber wenn du ein Instrument einigermaßen gut spielst, wirst du jetzt wissen, was eine Kadenz ist.

ich bin auch kein musiker und kann nicht mal noten lesen. das hatte mich vor jahren auch mal interessiert- Das ist so eine art freie stelle in einer komposition welche platz lässt für ein freies interpretieren des solisten. so ungefähr wie ich es damals verstanden habe.

Der Begriff "Kadenz" hat mehrere Bedeutungen.

Zum einen bezeichnet er einen Teil in einem Musikstück (meist in einem Instrumentalkonzert und meist am Schluss eines Satzes), in dem ein Solist die in der Klassik seltene Gelegenheit hat, frei zu improvisieren.

Außerdem bezeichnet "Kadenz" in der Harmonielehre eine, mit den Regeln der Funktionsharmonik erfassbare (es gibt also eine klar erkennbare Grundtonart) Akkordfolge, die eine Schlusswirkung hat.

TheStone  14.04.2015, 23:06

Eine kleine Ergänzung: Der Wikipediaartikel ist an manchen Stellen etwas Missverständlich und vermischt die Begriffe "Kadenz" und "Sequenz" stellenweise.

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