Was ist beim Kauf eines Benz Vaneo W414 zu beachten?

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Mercedes Vaneo W_414

Bei keinem anderes Mercedes liegen Innovation und Unsinn so eng beieinander, ebenso wie bei seiner technischen Basis, der A-Klasse W168. Das Auto hat buchstäblich einen dopelten Boden, weil einmal geplant war die A-Klasse zu elektrifizieren und dort die Akkus unterzubringen, was aber nie passierte.

Statt dessen rutscht bei einem Crash der Motor in den Sandwichboden unter den Fahrer/Beifahrer, grundsätzlich eine tolle Idee weil bei dem extrem kurzen Vorderbau sonst kein ausreichender Verformngsraum zur Verfügung stünde.

An sich eine tolle Idee, aber die glorreichen Mercedes-Ingenieure mussten das unbedingt so machen dass man einen simplen Keilriemenwechsel, normalerweise eine Routine-Wartung, gar nicht durchführen kann wenn der Motor eingebaut ist!!! Dafür muss der Motor abgesenkt werden, ein Job für 2 Mann. Danke, Mercedes!!!

Die Schalter im Vaneo sind so Scheiße dass sie bei einer chinesischen Billig-Spielzeug nicht schlechter sein könnten. Wenn ich z.B. den Knopf für die Kilometerzähler-Rückstellung betätige, bleibt der einfach drin und kommt nicht von selber wieder raus. Der Kilometerzähler resettet sich dann einfach permanent :)

Die Verarbeitungsqualität ist nicht Mercedes-mäßig, z.B. rutschte mir eines Tages den Kuststoffgriff vom Handbremshebel, was für eine Schrecksekunde sorgte.

Dafür ist das Fahrwerk gut, der Vaneo liegt selbst bei Nässe mit billigen Scheißreifen sehr gut in der Kurve, dank Einzelradaufhängung rundum.

Das Einzige was letztendlich wirklich Mercedes-like ist ist die weiche Motoraufhängung, die für den Mercedes-typischen Bonaza-Effekt sorgt. Nicht so stark wie bei früheren Mercedes Diesel-PKW mit Längsmotor wie z.B. dem 190er. aber der Motor entfaltet durch die weichen Motorlager doch ein reges Eigenleben.

Ich persönlich fahre im W414 den Benzinmotor der alten Schule ohne Turbo oder Direkteinspritzung mit um die 100 PS, der weder besonders spritzig, leise oder sparsam ist, Letzteres umso mehr weil das Getriebe kurz übersetzt ist.

Ausblick

Der auch im W414 eingebaute 1.7 Liter Commonrail-Turbo-Dieselmotor war in zweierlei Hinsicht besonders.

  • er war der erste Großserien-Dieselmotor mit VOllaluminium-Motorblock
  • aufgrund seines entsprechend geringen Gewichts ging er buchstäblich in die Luft, der ostdeutsche Unternehmer Frank Thielert nahm diesen Motor als Basis für den ersten Serien-Flugzeug-Dieselmotor seit dem Zweiten Weltkrieg.

Trotz vieler technischer (Getriebeprobleme) und geschäftlicher (Firmenchef Thielert machte bankrott und kam in den Knast) Probleme hat der Dieselmotor, inzwschen ohne Mercedes-Komponenten, inzwischen seinen Weg in die Allgemeine Luftfahrt gefunden.

Vorteile sind die viel bessere Verfügbarkeit von Dieselkraftstoff und Jet-A (beides verwendbar) gegenüber dem zudem weitaus umweltschädlicheren, weil verbleiten Avgas 100LL, was deswegen irgendwann verboten werden soll. Natürlich ist auch der Verbrauch geringer.

QWERTZ677 
Fragesteller
 10.02.2023, 18:43

Danke, sehr hilfreich. Habe mich mittlerweile für den Benz entschieden, denke das ist ein gutes Geschäft

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Ich bin zwar langjähriger Mercedes-Fahrer, aber ich habe bisher JEDEM auf der Suche nach so einem Hochdachkombi trotz meiner Mercedes-Nähe vom Vaneo abgeraten und Konkurrenzmodelle empfohlen. Einer hat sich dennoch ca. 2011 einen jungen Gebrauchten gekauft (Sondermodell "La Vida" in der Tat) und war entsetzt, was Mercedes für eine "Qualität" hat - mittlerweile fährt er einen VW-Golf Plus und ist zufrieden.

Mercedes Vaneo und alte A-/B-Klasse sind schon ziemlich verbaut, an denen würde ich keine Hand anlegen wollen - die Verarbeitung ist für Mercedes-Verhältnisse (wenn man die Limousinen kennt) ebenfalls ziemlich schlecht und auch blechmäßig sind das sehr wirr zusammengeschusterte Fahrzeuge. Offenbar war man bei DaimlerChrysler selbst damals mit der "Fertigungsqualität" im Werk Ludwigsfelde nicht zufrieden gewesen - man muss das mal so sehen: 2005 waren alle Mercedes anständig verarbeitet, egal ob aus Sindelfingen, Rastatt oder Bremen - nur die Vaneos aus Ludwigsfelde fielen deutlich ab. Abgefallene Verkleidungen sind mir zwar nicht bekannt, aber es ist vom Gefühl her kein Mercedes, sondern entspricht der Qualität eines durchschnittlichen alten Japaners - nur dass die Preise damals mercedestypisch hoch waren und der Gegenwert nicht stimmte. Rost war nicht mal das Problem, das war auch bei der A-Klasse nie ein Thema - aber allgemein entspricht die Qualität nicht dem Standard, den man etwa von der C-Klasse kennt.

Technisch ist so ein Vaneo mit Sicherheit ganz okay, die stufenlose Automatik würde ich persönlich eher meiden, aber eigentlich ist das nur ein Fall für Leute, die ein billiges Auto brauchen und den Vaneo für einen unmoralisch günstigen Preis bekommen können ODER wo ein Auto zwingend den Mercedes-Stern tragen muss.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Warum wurde er denn wohl nach nur 3-4 Jahren wieder aus dem Programm genommen ? Weil MB selbst festgestellt hat, ein nicht so tolles Produkt auf den Markt gebracht zu haben. Also Finger weg. Ein Benz ist halt nicht immer ein Benz. Was auch immer du mit dieser Markenbezeichnung auch aussagen willst.

Ich habe einen Vaneo gefahren. Die Kiste war qualitätsmäßiger Schrott. Und zwar gleich direkt ab Werk. Den würde ich nur nehmen, wenn er komplett durch repariert ist und fast nichts kostet. Direkt am Werk waren damals alle 20.000 km neue Stabis fällig. Mängel hatten außerdem die Schiebetüren und auch die Rücksitze haben beständig geklappert. Die Scheibenwischerarme sind auch abgefallen, weil da ein serienmäßiger Montagefehler vorlag. Das Konzept an sich war eigentlich nicht schlecht und das Raumangebot ziemlich gut. Aber mal ein Leuchtmittel tauschen, das kann eine mehrstündige Aktion werden.

Der Vaneo ist neben ML Klasse und Vito in dieser Zeit das Schlimmste, was Mercedes auf die Strasse gebracht hat. Man muss schon masochistisch veranlagt sein, um sich sowas ans Bein zu binden