Was haltet ihr von Menschen, deren Kind hochbegabt ist, aber Probleme in der Schule hat?

5 Antworten

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Wenn Deine Tochter als hochbegabt diagnostiziert ist und trotzdem Probleme in der Schule hat, dann gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Die Diagnose ist falsch: Wenn der Test schon eine Weile her ist, kann es sein, dass sie sich als Kleinkind nur sehr schell entwickelt hat, was sich später oft angleicht. Oder die "Diagnose" ist nicht durch eine aussagekräftige Testung gestellt worden, sondern Pi mal Daumen von irgend einem Kinderarzt, Betreuer oder Lehrer, der da halt ein "Gefühl" hatte. (Ich will das nicht unterstellen, ich sage nur, das kommt alles vor, und wenn ihr das nicht schriftlich von jemand wirklich qualifizierten habt, solltet ihr das vielleicht nochmal überprüfen lassen.)
  2. Ihr seid an die Grenzen des Schulsystems gestoßen: Wenn die Hochbegabung auch der Schule bekannt ist, dann sollte man meinen, die Lehrer wären in der Lage, das Kind angemessen zu fördern, also z.B. durch anspruchsvollere Aufgaben oder notfalls durch Überspringen einer Klasse. Minderleistung bei Hochbegabten ist ja meistens eine Folge von Unterforderung. Tatsache ist aber, dass die alle schon genug damit zu tun haben, die weniger Begabten zu betreuen, die sonst ganz hinten runter fallen würden. Dein Kind wird da womöglich einfach als "schafft das ja alles eh, strengt sich nur nicht an" abgelegt.

Wenn Du Deine Tochter nicht gerade auf eine andere Schule schicken willst, die auf solche Fälle besser eingerichtet ist (was teuer und/oder kompliziert sein kann), dann kannst Du eigentlich nur mal mit den Lehrern darüber reden, ob nicht irgendeine Form zusätzlicher Förderung denkbar ist. Oft brauchen die nur einen Anstoß, dann engagieren die sich schon. Wie gesagt, vielen wird vielleicht gerade wegen der diagnostizierten Hochbegabung nicht klar, dass es überhaupt ein Problem gibt.

Ansonsten bleibt Dir nur, Deiner Tochter selbst eine intellektuell anregende Umgebung zu bieten. Das kann auch schwierig sein, weil sie womöglich selber von der ständigen Erwartungshaltung in ihrer Umgebung genervt ist. Aber wenn Du Dich an ihren Interessen orientierst und die förderst, so gut Du kannst, dann kommst Du vielleicht da hin, dass sie damit klarkommt, am Vormittag in der langweiligen Schule einigermaßen mitarbeiten zu müssen, bevor sie sich nachmittags wieder interessanteren Dingen zuwenden darf.

Du wirst da nur flexibel sein müssen. Wahrscheinlich wird sie nicht höhere Mathematik oder Violine lernen wollen, sondern eher sowas wie die Eigenschaften aller Pokémon. Das macht aber gar nix. Wichtig ist, dass sie Spaß daran hat, ihr Gehirn zu benutzen.

Und was den Umgang mit anderen Leuten betrifft, machst Du das genau richtig. Man muss das nicht an die große Glocke hängen. Dass Du ansonsten mit Neid und falschen Erwartungen zu kämpfen hast, ist leider völlig normal.

Monschi79 
Fragesteller
 17.11.2023, 09:39

Genau diese Meinung meine ich. Es wird viel unterstellt bei Hochbegabung und viele haben eine Meinung. Das ist alles aber oft gefährliches Halbwissen.

Unsere Tochter ist nicht auffällig im Unterricht. Sie stört nicht, tobt nicht rum. Sie zieht sich zurück. Sie macht die Aufgaben nicht, da sie die langweilen

Zusatzaufgaben möchte sie auch nicht. Sie will nur lesen und Bücher oder Comics schreiben. Das dürfte sie von der Lehrerin aus, wenn sie die normalen Aufgaben mit macht. Das finde ich durchaus angemessen.

Sie möchte nicht gefordert werden, sie möchte nicht ins Museum, ein Musikinstrument lernen, Knobelaufgaben lösen, Mathematikaufgaben bekommen. Sie möchte lesen...8 Stunden am Tag, wenn's Recht ist.

Nein, eine Hochbegabung verändert sich nicht, gleicht sich nicht an. Ein IQ bleibt immer bestehen, eher kann er nach oben gehen, nie nach unten.

Wenn ich mit ihr und ihrer Zwillingsschwester in den Freizeitpark gehe, läuft sie mir dem Buch rum.

Und wer jetzt denkt, das ist kein Problem, ist doch super...dann fragt mal nach, was los ist, wenn das Buch nicht dabei ist. Dann müssen wir nämlich nach Hause.

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MrNoitall  17.11.2023, 10:00
@Monschi79

Was die Stabilität des IQ betrifft, liegst Du nicht ganz richtig. Vor dem siebten Lebensjahr ist eine Regression zum Mittelwert durchaus noch im Bereich des Möglichen.

Das ist aber ganz offensichtlich bei Deiner Tochter nicht der Fall, nach allem, was Du beschreibst. Sie verhält sich ja offenbar ganz typisch für eine Hochbegabte. Dass sie nicht gefordert werden will, würde ich jetzt nicht als in Stein gemeißelt betrachten, gerade Lesen kann eher eine Flucht aus einer Welt sein, die ihr nicht das bietet, was sie sucht. Aber wenn sie auch Bücher schreibt, dann ist das vielleicht schon ihr eigentliches intellektuelles Kerninteresse? Aber das kannst Du natürlich besser beurteilen.

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GroupieNo1  07.12.2023, 23:12
@Monschi79

Doch der IQ der Kinder kann bis zum 12 Lebensjahr ca schwanken. Je nach dem welcher Test gemacht wurde und wie bewertet wurde. Uns wurde auch nahe gelegt bei den zwei „grenzwertigen“ Kids mit 132 und 135 in ein paar Jahren nochmal zu testen. Unser 143 HB Kind ist zweifelsfrei. Die anderen beiden können einfach nur durch gute Förderung und großen Entwicklungssprüngen falsch, zu hoch sein.

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Monschi79 
Fragesteller
 17.11.2023, 09:42

Und eine Klasse zu überspringen ist auch oft nicht die beste Lösung. Da die Kinder zwar den Wissensstand haben, nicht aber die emotionale Reife.

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MrNoitall  17.11.2023, 10:05
@Monschi79

Da stimme ich absolut zu. Das ist eine Holzhammerlösung, die nur im äußersten Notfall zum Einsatz kommen sollte. Selbst wenn die emotionale Reife vorhanden wäre, ist es eine einfach Belastung für die Kinder. Da kann man sie ja gleich mit einem T-Shirt in die Schule schicken auf dem steht "Ich bin was Besseres als ihr Doofköppe." 😄

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Bemerkenswerterweise gibt es diesen Neid bei guten Sportlern oder hochbegabten Musikern fast nicht. Da freuen sich die Leute, wenn sie das hören. Ich denke, ein hoher IQ löst viel eher Ablehnung aus, weil da immer auch die Aussage im Raum steht: "Ich bin intelligenter als du. Also ist meine Meinung mehr wert als deine!" - Bei einem guten Fussballer ist das kaum ein Problem. Der kann sagen: "Ich spiele besser Fussball als du", aber das impliziert nicht, dass seine Meinung wichtiger wäre.

Menschen fühlen sich daher direkt angegriffen, wenn rauskommt, dass du einen hohen IQ hast. Sie wollen lieber etwas Dummes tun als fremdbestimmt zu werden. Die meisten Menschen mit hohem IQ vermeiden es daher, anderen davon zu erzählen.

Wenn das Kind Probleme in der Schule hat, ist dies ein anderes Thema. Als Vater oder Mutter solltest du da überlegen, woher die Probleme kommen. Z. B.:

  • Unterforderung, Langeweile.
  • Nicht-auffallen-Wollen aus den obigen Gründen. Ich nenne solche Schüler Schildbürger. Die waren ja klug, taten aber dumm, weil sie sich dadurch Vorteile erhofften.
  • Vielleicht will die Schülerin den Eltern beweisen, dass sie dumm sei, damit diese nicht so viel Druck machen.
  • Möglicherweise bilden sich die Eltern die Hochbegabung nur ein.
  • Defizite auf anderen Gebieten: Probleme im Umgang mit anderen Menschen, Besserwissertum, disziplinarische Probleme.
  • Psychologische Probleme, die ablenken.
  • ...

Bekommt denn deine Tochter die ensprechend nötige Förderung durch die Schule?

Ich weiß das hochbegabte Kinder in der normalen Schule oft Probleme und schlechte Noten haben weil sie gelangweilt und nicht ausgelastet sind.

Vielleicht sollte deine Tochter auf eine Schule mit entsprechder Hochbegabtenerfahrung gehen.

Monschi79 
Fragesteller
 17.11.2023, 17:34

Also, es ist eine normale Schule, die Lehrerin versucht aber super auf sie einzugehen.. natürlich in ihren Möglichkeiten.

Eine hochbegabten Schule kostet sehr viel Geld, was wir uns nicht leisten können.

Wir selbst versuchen sie zu fordern, allerdings hat sie derzeit nur das Interesse für Bücher lesen und schreiben, Comics lesen und schreiben. Für anderes interessiert sie sich nicht. Ich habe bereits in diesen Bereichen Kurse mit ihr zusammen besucht.

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Mit hochbegabten Kindern ist es schwierig. Viele halten ihre Kinder heute für hochbegabt, weil sie vielleicht mit 8 Monaten schon das erste Wort gesagt haben. Wirklich hochbegabt sind nur ein sehr kleiner Prozentsatz.

Die Kinder selber, so man es denn erkennt, können ein gutes Leben haben, aber oftmals sind es die Kinder mit Auffälligkeiten, denen dann eine ADHS andiagnostiziert wird. Was auch selten gesehen wird sind Autistische Kinder. Diese haben manchmal eine Inselbegabung und die wird nicht erkannt und auch nicht gefördert.

Ich hatte schon 2 mal Kinder, denen ADHS angedichtet wurde in der Kita und da hat es fast 3 Jahre gedauert die Eltern zu überreden mal einen Test machen zu lassen. Die haben ihr Kind lieber mit Medis vollgestopft anstelle das Kind richtig zu fördern. Ich habe dann mit den Eltern die Probe gemacht und die haben dann tatsächlich gewartet mit dem Arzt.

Ich habe das Kind, 4 Jahre, mit Aufgabenmaterial der dritten Klasse versorgt. Das Kind war danach ausgelastet. Ihm war nicht langweilig, er hatte Denkaufgaben gepaart mit sportlichen Aktivitäten und er lief ruhig mit der Gruppe. Als ich in meine alten Aufgaben zurück bin, musste ich ja weil ich keine Einzelfallhelferin bin, sondern Erzieherin mit 19 weiteren Kids, fiel auch er in die gleichen alten Muster zurück, welche der ADHS glichen.

Daraufhin wurden dann endlich die ersten Tests gemacht und dem Kind konnte geholfen werden. Aber nicht alle Eltern sind so fit das sie das Kind testen. Der Weg des geringsten Widerstandes sind Medikamente. Für diese Kids leider eine Katastrophe, weil sie ihr Leben lang ruhig gestellt werden.

Monschi79 
Fragesteller
 17.11.2023, 09:31

Dann bist du eine sehr gute Erzieherin. Viele Dank.

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Monschi79 
Fragesteller
 17.11.2023, 09:32

Wir haben auch den Test durch die Raule Stiftung machen lassen. Dadurch ist es vieles in der Schule möglich gewesen und die Lehrerin sehr offen für die Thematik. Nur die anderen Eltern nerven mich.

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Wo liegen denn die Probleme bei deinem Kind?

Sicher nicht am Lernverhalten oder?

Was ist es, was akzeptiert werden soll, deiner Meinung nach?

Mitunter *langweilen* sich hochbegabte Kinder, weil sie sich unterfordert fühlen.

Machen dann Blödsinn oder stören den Unterricht...sowas?

Monschi79 
Fragesteller
 17.11.2023, 09:30

Doch auch hochbegabte Kinder haben Probleme im Lernverhalten. Sie zeichnen sich ja nur durch eine schnelle Auffassungsgabe aus.

Die Probleme meiner Tochter sind eher Langeweile, dabei stört sie nicht, sondern zieht sich zurück. Sie macht keine Hausaufgaben, dafür schreibt sie aber Bücher in der Schule.

Die Lehrerin ist spitze, aber es gibt noch ein hochbegabtes Kind auf der Schule und die Eltern sind nur am lästern, deshalb sage ich erst gar nichts.

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