Was dürfen Narren an Fasching machen?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Achtung: Diese Antwort hat nichts mit dem rheinischen Karneval zu tun, sondern bezieht sich direkt auf die schwäbisch-alemannische Fasnet.

„Jedem zur Freud, niemand zum Leid“ - so ist der Leitsatz in den meisten Zünften, eigentlich.
Aber immer wieder sehe ich Grenzüberschreitungen einzelner Zunftmitglieder oder manchmal auch ganzer Zünfte.

Zwei konkrete Beispiele, die tatsächlich so stattgefunden haben.

#1: Ein Brauch der Fasnet ist es, vor dem Schmotzigen Dunschdig (für Rheinländer: Weiberkarneval) in die Kindergärten und Schulen zu gehen und den Kindern die Fasnet und die Figuren näher zu bringen und vor allem die Angst zu nehmen. So macht das auch die Zunft in diesem Beispiel Jahr für Jahr und eigentlich gehen die Mitglieder sehr respektvoll mit den Kindern und auch mit den Umzugszuschauern um. Aber an diesem Besuch kann ich nicht wirklich lachen. Aber von vorn.

Zunächst ist alles wie immer und die drei Figuren werden vorgestellt, die wichtigste Figur ist besonders respektvoll und es wird etwas über das Aufstellen des Narrenbaumes erzählt und dies auch mit ausgewählten Kindern simuliert, die Hauptfigur nutzt ihre Peitsche, die sonst nur Deko ist, um etwas bei der Darstellung in der Hand zu haben und simuliert damit das Fällen des Baumes.

Danach spielt die Hauptfigur mit einer andern eine der wichtigsten Sagen unserer Stadt nach, soweit so gut.

Zu guter letzt werden die Blätzle-Hansele vorgestellt (siehe Foto).

Beim Anschauen des Bildes denkt ihr wahrscheinlich an Mittelalter und Hofnarren und sicher denkt ihr, dass die Dinger an dem Stecken eine Schweinsblase ist.

Nun, ihr habt recht, auch wenn diese Figur nichts mit Hofnarren zu tun hat.

Jedenfalls springen die Hansele dann umher und verteilen sogleich Schläge mit ihren Schweinsblasen, an sich hier ganz normal, aber diesmal haben sie es auf die Köpfe abgesehen, auf die Köpfe von teilweise geistig behinderten Kindern.

Das fand ich sehr geschmacklos und grundsätzlich auch, wenn dies meine Heimat ist und ich natürlich weiss, dass Verletzungen eher unwahrscheinlich sind*.

Man schlägt einfach niemanden auf den Kopf, Punkt aus!

Hier haben sich einzelne Personen unmöglich verhalten, normalerweise sind die Hansele dieser Zunft wie auch der Rest sehr respektvoll und wenn es auf Personen geht, sind sie sehr vorsichtig.

Beispiel #2:

Ein Umzug, wieder Hansele, andere Zunft, die sich - oh Schande, o.g Gruppe als Vorbild genommen hat, jedoch einfach unmöglich ist.

Die Zunft marschiert ein, sofort rennen die Maskierten auf etwa 4-5 jährige Kinder zu, greifen diese nach extremen Drohgebärden an, schlagen mit voller Wucht nach ihnen und auch den Erwachsenen, die Schweinsblase trifft aus etwa 1-1,5m Höhe auf die Köpfe der Zuschauer. Dann bleiben die Personen stehen und pöbeln offen andere Zuschauer an.

Die Kinder haben Angst und rennen weg.

Einzelne Zunftmitglieder die sich fehl verhalten haben? Nein, hier eine ganze Zunft!

ANMERKUNG:

Die hier gezeigten Hansele sind NICHT! aus den genannten Gruppen sondern dienen einzig und allein als Beispielbild für Menschen aus anderen Bundesländern.

Bild zum Beitrag

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Recht, Menschen, Gesellschaft)

Fasching heißt nicht Narrenfreiheit. Was gar nicht geht und was rechtlich zu ahnden ist, sind sexuelle Übergriffe, Körperverletzung und Sachbeschädigung in jedweder Hinsicht. Gibt es immer mal wieder, erst recht in Kombination mit Alkohol und falscher Fröhlichkeit. Ich habe es vor Jahren zum Beispiel mal erlebt, dass einem Kollegen von mir (Zeitung) bei einem Umzug von einem Narren die Kamera einfach entrissen wurde (der war besoffen und hat wild rumgeklickt mit dem Ding, ehe er mitsamt der teuren Digital-Spiegelreflex-Kamera betrunken hinfiel und die Kamera kaputt war) - da war Polen offen. Der Mann musste die Kamera aus eigener Tasche bezahlen und sich entschuldigen, das war auch der FG sehr peinlich.

Grenzwertig sind geschmacklose und beleidigende, diffamierende "Pointen" in Büttenreden. So was habe ich in meiner Heimat mal erlebt, das ging gegen einen Verwaltungsbeamten der Stadt, der wutentbrannt den Saal verlassen und dann auch geklagt und Recht bekommen hat. Es war sehr vulgär, ging unter die Gürtellinie und war rufschädigend, mehr sei dazu nicht gesagt. Ich habe den armen Mann verstanden.

Politisieren ist immer so ein Thema: Es darf ruhig hier und da politisch sein und es darf auch dann und wann den Großkopferten die Meinung gegeigt werden, aber wenn Fasching zu politisch oder nur noch politisch wird, ist es ermüdend und nicht mehr schön - dann kann man auch sagen, Thema verfehlt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Alles was gesetzlich gesehen legal ist, moralisch hat jeder seine eigenen Grenzen. Solange du keine anderen sexuell Belästigst (§ 184i StGB), für negatives aufsehen sorgst (§ 183a StGB) oder sogar zu schaden kommen (§ 223 StGB) heißt es feel free

Nur weil Karneval ist und du Narr ist, bedeutet es nicht, das keine Gesetzte für dich gelten. Du solltest außerdem die Grenzen anderer respektieren

LG Kira

Ich denke alles was sie wollen solange sie im Rathaus regieren (analog zu den Politikern für die ja auch die allgemeinen Regeln nicht wirklich gelten). Der Narr hat wohl de facto Immunität in den meisten Fällen.

Alles, was gesetzlich nicht verboten ist. Genauso wieder jeder andere Mensch an allen anderen Tagen im Jahr.

Woher ich das weiß:Hobby – Interessierter Laie; Grundwissen, garniert mit Recherche
Clemony 
Fragesteller
 04.02.2024, 20:32

Aha

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