Was denkt ihr über Menschen die Selbstmord begehen?

14 Antworten

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Suizid ist nicht egoistisch. 

Lieblingsgegenargument der Menschen zu sagen, dass Suizid egoistisch ist. ,,Denk an alle Menschen, die du hinter dir lassen wirst. Willst du wirklich, dass sie leiden für dein Handeln?‘‘ Und die eindeutige Antwort wird sein ,,Nein.‘‘, obwohl es so viele Wege gab solch einer Frage, vielleicht auch rhetorische, aus dem Weg zu treten.  

Ich sehe es eher als Egoismus, wenn man versucht diesen Menschen vom Suizid aufzuhalten. Nur weil dich dieser Gedanke traurig macht, diesen Menschen nicht mehr sehen, fühlen mit ihm sprechen zu können. Klar, wir sind alle Menschen und viele von uns verspüren Emotionalität. Die meisten vielleicht auch viel zu enorm. Und klar, jedes Leben ist was Wert (??). Aber halten wir nicht andere vom Suizid auf, nur weil sie UNS wichtig sind? Ist genau DAS nicht egoistisch? Es ist das Leben von jemand anderem und sie können machen was sie wollen damit.  ,,Aber stell dir den ganzen Schmerz vor, den du deinen geliebten hinterlassen wirst.‘‘ Ja, Schmerzen. Sehr viele. Vielleicht sogar ein Leben lang. Aber was für eine Belästigung gegenüber meiner Depressionen, wie unhöflich. Und niemand hat dir geholfen, obwohl sie wussten wie es dir ging. Ganz alleine. Ja, das ist egoistisch. Menschen verdienen es nicht zu leiden, Schmerz zu empfinden (damit meine ich nur psychischen Schmerz). Niemand verdient es ganz alleine leben zu müssen. Für immer ganz alleine zu sein. All alone. Niemand der ihnen helfen möchte und niemand der bei ihnen ist, bedingungslos.  

Bedeutungslos, innere Leere. Wenn man sagt, Suizid ist egoistisch und Egoismus wird generell in unserer Gesellschaft als etwas ‘‘schlechtes‘‘ betitelt, dann sagt man automatisch, dass Suizid etwas schlechtes ist. Ist es auch, aber nicht für den Grund den man impliziert. Suizid ist schlimm, es ist furchtbar. Es ist das Ende eines Lebens. Kein Leben, kein Atem, Denken. Ende einer einzigartigen Identität. Tod. Jemanden zu verlieren ist grauenhaft und traurig, ganz egal was der Grund gewesen ist. Aber es ist nicht richtig und wir sollten aufhören zu sagen, dass Suizid egoistisch ist. Wir (nein, nicht ich) könnten glücklich darüber sein, es Wert schätzen, dass wir nicht verstehen können, weshalb jemand Selbstmord begehen möchte. Suizid ist nicht etwas, was einfach so passiert. Es ist die einzige Lösung des Suizidgefährdeten seinem Leben ein Ende zu setzen. Es ist nicht etwas, was man eines Tages beschließt zu tun. Es passiert nach einer langen, schmerzvollen, scheinbar endlosen, internen Schlacht.   

Es ist nicht Egoistisch und auch kein Handeln für Aufmerksamkeit. Es ist eine Erlösung… wie Standard es auch klingt. Der Tod IST eine Erlösung. Egoistische Menschen begehen keinen Suizid. Depressive Menschen tuen es. Wir können nicht etwas als egoistisch kennzeichnen, worüber Menschen keine Kontrolle haben. Es ist egoistisch zu sagen ‚‘‘sei glücklich, trink einen Tee oder hör Musik‘‘.  Das ist doch nicht so leicht? Man kann nicht aufhören einfach nicht mehr depressiv zu sein.  

Depressionen, Borderline, Schizophrenie, PTSB, BAS oder andere Krankeiten sind eine Einseitigkeit, Unausgewogenheit. Es zieht dich bis zum Abgrund, bevor man es schafft, sich selbst aufzufangen. Und manchmal  ist es so mächtig, das man überhaupt nicht in der Lage ist, sich selbst aufzufangen oder sich auffangen zu lassen. Suizid ist nicht egoistisch. Nicht egoistisch. Nicht. Es ist traurig, ja. Es ist nicht egoistisch. Es ist nicht für Aufmerksamkeit. Es ist eine Erlösung, Befreiung. Ein schwarzer Schatten, welcher Sie und ihre Gefühle in eine dunkle Welt trägt. Fegt sie an einen schlechten Ort und manchmal, bedauerlicherweise, finden sie den Weg nicht nach draußen. Puh, time to kill myself.  

dilhun 
Fragesteller
 05.05.2017, 18:04

Es ist erschreckend. Du hast mich fast schon überstimmt. Aber so gan nachvollziehen kann ich das alles nicht. Es ist mein "Job" Optimismus !

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LoparkaLisa  05.05.2017, 20:27
@dilhun

Es zieht dich bis zum Abgrund, bevor man es schafft, sich selbst aufzufangen. Und manchmal ist es so mächtig, das man überhaupt nicht in der Lage ist, sich selbst aufzufangen oder sich auffangen zu lassen.

Das ist die wichtige Frage. Man kann schaffen sich selbst aufzufangen. Das geht nur, wenn man selbst daran glauben kann. Und andere Menschen können nichts anderes machen als den Menschen zu ermutigen wieder daran zu glauben. Und aus der Sicht eines Nicht-Suizidgefährdeten ist das Urteil eines Suizid-Gefährdeten, dass dieser nicht im Stande ist seinen Depressionen ein Ende zu setzen nicht glaubwürdig - oder man will es nicht glauben, weil man weiß, dass dieser Mensch einfach nur seinen Fokus von seinen Problemen ablenken muss, um wieder andere, schönere Dinge sehen zu können. Es ist sicher hart und schwer, depressiv zu sein - aber man kann von anderen Menschen nicht einfordern es zu verstehen, denn es ist im Endeffekt eine Art Blindheit, man verschließt seine Augen, und versinkt im Elend. Es gibt genügend die es rausgeschafft haben, das ist ein Beweis dafür, dass die "Positiven-Zusprecher" recht haben - es geht anders, man kann anders - man muss nur wollen. Umgekehrt kann der Selbstmörder mit seiner Tat nichts beweisen - man kann nie wissen ob er es nicht geschafft hätte sich selbst zu retten, er hats ja nicht versucht.

Die Egoismus Frage ist ein anderes Thema.. kompliziert. Natürlich steht es jedem Menschen frei es zu tun. Ich würde es im nachhinein auch niemanden vorwerfen weil ich ja weiß - dass er/sie zumindest glaubt die ultimative Lösung gefunden zu haben, man macht es, weil man es für das richtige hält - irgendwie zumindest. Es sollte nicht um Schuld gehen, aber jemand der sich nicht helfen lässt, handelt nunmal nicht sehr "Sozial".

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20Cupcake00  22.05.2017, 01:11

@LoparkaLisa
Weißt du eigentlich wovon du hier gerade sprichst?
Menschen, die zB an einer Depression erkrankt sind, würden sich gerne selbst auffangen können, würden gerne einen Knopf haben für's "Einfach Glücklich sein" - aber das geht so einfach nicht.
Wenn du eine Depression hast, dann raubt sie dir einfach dein Leben. Sie kommt, wenn es dir am schlechtesten geht, und gibt dir das Gefühl, dass das was sie dir vorschreibt das einzig richtige ist. Das einzige, was du tun oder fühlen oder denken darfst. Dass alles andere taktlos oder einfach nicht für dich bestimmt ist. Sie lässt dich denken:"Ich habe es nicht verdient, jetzt glücklich zu sein. Ich muss jetzt traurig sein weil es sich für diese Situation genau so gehört."
Du gehorchst ihr also weil du sowieso nicht weißt wie du irgendwie auf dein Leben weiter klar kommen sollst - es fühlt sich richtig an.
Aber irgendwann kannst du nicht mehr traurig sein, du kannst nicht mehr weinen. Du kannst aber auch nicht lachen und glücklich sein erst recht nicht.
Du kannst eigentlich gar nichts mehr.
Du fühlst einfach gar nichts mehr.
Da ist nur noch Leere.
Und obwohl es nur Leere ist, frisst sie dich von innen auf und wenn du nicht aufpasst, ist nur noch ein Krümel von dir übrig und die Depression macht deinen Körper, deine Seele aus.
Da ist kein Platz mehr für positive Dinge.

Dann kannst du nicht einfach sagen:"So also liebe Depression, jetzt reichts auch wieder, du kannst gern wieder dahin zurückgehen wo du hergekommen bist."

Genauso wie du als Krebskranker nicht sagen kannst:"Hey Tumor, hör auf zu streuen und bilde sich wieder zurück weil ich möchte gern gesund werden!"

Beide Krankheiten würden dich auslachen wenn du so kommen würdest.

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Kelesss  13.08.2017, 17:14

Schon etwas länger hier und dich nie entdeckt :) Schade. Bemerkenswerter Beitrag! Würde ich auch gerne laut hören. Top!!!

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Ich kann gut verstehen,  wenn Leute nicht mehr wollen. Denn manchmal fragt man sich schon, was am Leben wirklich Sinn macht. Wenn man ehrlich ist...nichts macht eigentlich Sinn, nichts ist wirklich wichtig. 

Und was soll daran egoistisch sein? Es denken so viele im Alltag nur an sich, warum sollte man bei der Selbsttötung an die Befindlichkeiten anderer denken, wenn denen die Depression, der innere Schmerz oder die Übelkeiten, die das Leben mit demjenigen veranstaltete, auch am Ar.... vorbei gehen?

schachspiele694  15.10.2021, 19:35

So sehe ich das auch. Man wird auch bei der Geburt nicht gefragt, ob man überhaupt Leben möchte.

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Für manche ist Suizid die einzige Lösung, manche sehen keinen Ausweg (obwohl es einen gäbe) und bei manchen ist es eine Kurzschlussreaktion. 

Egoistisch ist es nicht, denn wer so dermaßen verzweifelt und zerstört ist hat ein Recht dem ein Ende zu setzen. Wer von so einer Person verlangt dieses für sie schlimme Leben weiterzuführen, nur damit andere glücklich sind, ist egoistisch.

Man wird unfreiwillig geboren, dann sollte man wenigstens entscheiden dürfen ob man leben will. 

Solange sie sich nicht vor einen Zug werfen und ich denjenigen nicht kannte, denke ich nichts.

Ich finde, die Lokführer und Helfer und auch die ganzen Leute, die in der Bahn sitzen und somit nicht zur Arbeit bzw. nach Hause kommen, weil die STrecke gesperrt ist, können nichts dafür!

Ich finde man sollte in solchen Sachen nicht zu schnell denken, denn alles hat seine Ursachen und warum ein Selbstmord nicht?