Was bedeutet politisch rechts bzw. links?
Disclaimer: Extremes Unwissen meinerseits.
Seid gegrüßt liebe GuteFrage.net-Community,
ich (m19) habe Abitur und alles, aber bin politisch extrem ungebildet. Das liegt zunächst daran, dass als wir solche Themen hatten, der Lehrer davon ausgegangen ist, dass wir schon alles wissen (da meine Mitschüler alles wussten). Da ich zu jungen Jahren gar kein politisches Interesse hatte, hat mich dieser Rückwurf (als einziger nicht zu wissen, was Parteien sind; was rechts und links bedeutet; wie unser Staat funktioniert; ...) noch mehr dazu gebracht, nichts damit zu tun haben zu wollen.
Nun bin ich erwachsen und habe ein kleines Interesse entwickelt, da man mit Wahlen (zumindest theoretisch) die Zukunft mit entscheiden kann. Da ich nun aber auch erwachsen bin, schäme ich mich so eine fundamentale Frage zu stellen, weshalb ich diese Frage anonym auf GuteFrage stelle.
Ich weiß, dass extremes "rechts"-sein früher im zweiten Weltkrieg geendet ist; aber dabei ist doch das "Rechts"-Sein selbst nicht zu Ursache, sondern ein Mittel, das in schlimmen Wegen genutzt wurde. Also bisher ist das einzige, was ich über "Rechts" wusste, dass Rechts = Schlecht = Weltkrieg.
Ab und zu habe ich mich versucht, zu informieren, aber im Internet stehen verschiedene "Definitionen" und manche davon verstehe ich nicht einmal.
Und scheinbar sind rechts und links ja auch nicht das Gegenteil, weil sonst würde es ja keine Mitte geben (habe ich aber schon häufiger gehört).
Gerne bitte auch mit Beispielen!
Vielen Dank im Voraus!
Das Ergebnis basiert auf 9 Abstimmungen
3 Antworten
Rechts heißt im Prinzip dass man von einer Ungleichheit der Menschen ausgeht und eine Hierarchie befürwortet. Also, wenn man einen kaiser will ist man rechts z.B.. Manche rechten akzeptieren auch nur Ungleichheit wenn diese in einem fairen wettbewerb verdient ist(man spricht manchmal von liberal rechts), das muss nicht unbedingt angeboren sein oder so. Im einer Demokratie wollen die dementsprechend die Macht des Staates vergrößern.
Links basiert auf der Idee das alle Menschen gleich sind und Ungleichheiten beseitigt werden sollten.
Aber diese Einteilung in linksbund rechts ist nicht immer sinnvoll oder einfach.
Rechts hat wird heute verallgemeinert für alles verwendet was Leute nicht mögen, joa.
Der Begriff ist oft nahezu bedeutungslos in politischen Diskussionen.
Das stammt noch aus Zeiten der französischen Revolution wo die Unterstützer des Präsidenten rechts saßen und die Gegner links(einen regierenden Präsidenten zu haben isf ein rechtes Konzept)
darunter wird im Detail unterschiedliches verstanden
links will z.b. eher mehr Gleichheit (im Wohlstand und der Macht), weniger nationaler Egoismus und mehr Zusammenhalt, mehr gesellschaftlichen Fortschritt, einen stärkeren Sozialstaat, weniger Diskriminierung (leider gibt es da ein paar die damit übertreiben) .... etc
paar passende Stichwörter: egalitär/elitär, internationalistisch/nationalistisch, sozialistisch/kapitalistisch, Kollektivismus/Individualismus, progressiv/konservativ
auch kann man sagen links betont Empathie und interessiert sich hauptsächlich dafür Schwachen/Armen zu helfen (statt "selbst schuld" oder "die Ungleichheit ist natürlich" Geplapper)
Und scheinbar sind rechts und links ja auch nicht das Gegenteil, weil sonst würde es ja keine Mitte geben (habe ich aber schon häufiger gehört).
es wird meistens schon als Spektrum von Gegensätzen verstanden weshalb auch "Mitte" fragwürdig ist
vielleicht eine etwas wirre Antwort, es ist spät
Im Kontext der anderen Antworten verstehe ich die Antwort ganz gut und ich fühle mich, wie als hätte ich neues Wissen erlangt und muss gedanklich alles, was ich dachte, zu Politik zu wissen, neu einordnen.
Danke für deine Antwort!
Als kleiner Beitrag zum Thema „politische Mitte“. Ursprünglich liegt dem eine sogenannte „Hufeisentheorie“ zugrunde, die davon ausgeht, dass politische Ideologien in der Form eines Hufeisen dargestellt werden können. Dabei bilden die beiden Enden den linksextremen und rechtsextremen Rand, die nach der Theorie irgendwann ideologisch wieder aufeinandertreffen (fragwürdig, aber das ist die Theorie). Die Mitte, zwischen den beiden Armen, soll dabei das Gleichgewicht darstellen, die souveräne Mitte. Die Moral der Sache sieht einfach vor, dass politische Lager einseitig und zu kompromisslos erscheinen. Daher brauche es ein mittiges Gleichgewicht.
Auch hier muss kritisch gefragt und gedacht werden. Was definieren wir nun als „Mitte“ wenn politische Bereiche immer unterschiedliche ideologische Grundsätze haben? Sind Kompromisse in allen Bereichen förderlich geschweige denn überhaupt möglich? Warum sollten sich Linksextrem und Rechtsextrem irgendwann überschneiden? Was genau bedeutet es in der Mitte zu stehen, wenn progressive Ideen sich auch mit konservativen überschneiden oder sich sogar ausschließen können? Wer behauptet, dass „mittig“ zu stehen das absolut beste ist?
Mal ein paar Denkansätze. Vielleicht interessiert dich das ja.
Die Frage, was rechts und links ist, ist nicht einfach zu beantworten, da es dafür verschiedene Definitionen gibt und das in der Politikwissenschaft extrem umstritten ist. Einige Politikwissenschaftler sagen ja auch, dass die Kategorien heute gar nicht mehr gelten, da sich neue politische Richtungen entwickelt haben. Historisch gesehen waren die Rechten für die Aufrechterhaltung der alten monarchischen Ordnung (in Deutschland deswegen auch gegen den Nationalstaat), die Linken für ein demokratisches System, in dem das Individuum individuelle Freiheit hat, jeder gleiche Rechte hat und das Volk demokratisch mitbestimmen kann. Dies entspricht heute allerdings den Liberalen. Die Linken hingegen haben sich dann in Richtung Sozialismus entwickelt, der das Gegenteil des Liberalismus ist, da er gerade keine individuelle Freiheit vorsieht und Gleichheit vor dem Gesetz nur auf dem Papier. Heute würde man den Konservatismus als rechts einordnen, der im Menschenbild dem Sozialismus ähnelt, jedoch wirtschaftliche Freiheit vorsieht. Der Liberalismus steht im Grunde dazwischen als einzige politische Richtung, die individuelle Freiheit und einen Vorrang des Bürgers vor dem Staat vorsieht. In dieser Tradition steht auch das deutsche Grundgesetz. Er wird aber von Linken gerne als rechts geframed, um ihn zu diskreditieren, obwohl er historisch betracht ja links war. Unter links wird heute Sozialismus verstanden, inklusive seiner Tarnformen, in die er sich kleidet (Ökosozialismus, Wokeismus etc.). der aber als demokratischer Sozialismus proklamiert wird, um nicht verfassungswidrig zu sein und die Sozialdemokratie, die allerdings zunehmend an Bedeutung verliert, da sozialdemokratische Parteien in den Sozialismus oder Wokeismus abgleiten.
Aha, danke! Mehr steckt da nicht dahinter? Ich habe das Gefühl, dass "rechts" dann heutzutage häufig Synonym genutzt wird.
Die Antwort hat mir sehr geholfen, um alles ein wenig besser einzuordnen. Und anhand meiner eigenen Weltanschauung kann ich auch verstehen, dass es ein Spektrum ist, da ja vollständig links (glaube ich) bzw. rechts nicht wirklich funktioniert.
Ohne jetzt einen tiefen politischen Diskurs anführen zu wollen, finde ich, dass "rechts" immer sehr negativ konnotiert ist. Im historischen Kontext ist das natürlich auch richtig, aber Leute, die nicht irgendwie "extrem" rechts sind, sondern einfach eine etwas andere Meinung haben, ist doch meiner Meinung nach ok, wo viele heutzutage sich direkt von der Person distanzieren würden. Persönlich kann ich die Meinung von Rechten nicht ganz nachvollziehen, da ich eher links bin, aber ich finde es ok, dass solche Leute existieren... Sehe ich da irgendetwas falsch?