Warum wird in der Schule nicht Psychologie unterrichtet?

17 Antworten

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Die Schule hat, und hatte schon immer, eine bestimmte Funktion. Sie dient(e) den Mächtigen zur Durchsetzung ihrer Interessen. Nun musst Du fragen, wer sind derzeit die Mächtigen in diesem Land und welche Interessen haben sie. Selbst Du argumentierst in ihrem Sinne. Deutschkenntnisse sind nicht etwas für die eigene Persönlichkeit wichtig, sondern für eine Bewerbung. Genaugenommen sind es aber nicht die Deutschkenntnisse, die wichtig sind, sondern deren Bewertung. Deine Deutschkenntnisse sind im Gegensatz zum letzten Jahr heute keine anderen. Nur die Bewertung durch die Lehrer hat sich geändert. Du bewirbst Dich nicht mit Deinen Kenntnissen, sondern mit deren Bewertung.

Die Schule erfüllt im zunehmenden Maße ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr. Nämlich, der Wirtschaft Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Die Interessen der Wirtschaft haben sich in den letzten 200 Jahren gewandelt. Was sich nicht gewandelt hat, sind die Methoden in der Schule. Es gibt noch immer überwiegend Frontalunterricht. Noch immer stellen die Lehrer die Fragen und nicht die Schüler. Noch immer wird mittels Noten zum Ausdruck gebracht, ob der Schüler die erwartete Antwort gegeben hat. Dein Beispiel mit den Deutschlehrern zeigt das sehr schön. Die neue Lehrerin hat andere Erwartungen an Euch. Wenn ihr die nicht erfüllt, drückt sich das in den Noten aus. Ist es nicht seltsam, dass ein Lehrer nicht mit Euch darüber reden darf, warum er nicht mehr Euer Lehrer ist????? Was ist das für ein Schule?

Entgegen anders lautenden Behauptungen war es noch nie ihre Aufgabe, dass gebildete Menschen aus ihr hervorgehen, die ihren Interessen folgen. Dazu sind diese nämlich zu verschieden und Verschiedenartigkeit ist etwas, was im Schulbetrieb als Störung empfunden wird.

Ich habe mal den schönen Begriff der Lehrplanwirtschaft gehört. An die wird das gesamte Belehrungsverfahren in den Lehranstalten angepasst. Deshalb lernen alle Insassen das gleiche.

Um Deine Frage zu beantworten: wenn es in unseren Schulen Bildungsangebote gäbe, könnten diejenigen die es interessiert, etwas über Psychologie lernen. Da die Mächtigen aber kein Interesse an individuellen Lernbedürfnissen haben, gibt es diese Angebote nicht. Psychologie kannst Du studieren; und zwar dann, wenn Du die Bedingungen erfüllst. Dafür hat man den Numerus Clausus erfunden.

Gruß Matti

Sternchen155 
Fragesteller
 29.01.2015, 21:24

Vielen Dank für deine Antwort!!! Wie meintest du das mit der Bewertung? In welchem Sinne? Und kann man was dagegen tun? Lg Sternchen155

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Kuhlmann26  30.01.2015, 08:31
@Sternchen155

Mit Bewertung meine ich die Noten. Deine Deutschkenntnisse, und natürlich alle anderen Leistungen auch, werden mittels Note bewertet. Du schreibst ja selbst, wie durch den Austausch eines Lehrers sich die Noten von so vielen Schülern verändern. Daran erkennst Du, dass sie reine Willkür sind und nichts mit Objektivität zu tun haben.

Das Problem ist uralt und natürlich auch bekannt. Man muss also fragen, ob es ein Interesse daran gibt, an diesen Zuständen etwas zu ändern. Ob man etwas dagegen tun kann? Klar kann man, aber wollt ihr auch? Ihr könnt euch zunächst einmal beim Direktor oder bei der Schulaufsicht beschweren. Wenn das nichts hilft, muss man sich etwas anderes einfallen lassen. Man muss Aufmerksamkeit erzeugen. Die Frage ist, macht da ein großer Teil der Klasse mit und man darf keine Angst vor der Auseinandersetzung mit der Schule haben. Daran scheitern viele schon. Sie sind dazu erzogen worden, die Klappe zuhalten und fragen sich, ist es die Mühe wert.

Ihr müsst euch also zu erst eine Strategie in der Klasse überlegen und alle Möglichkeiten, die das Schulrecht euch gibt, ausschöpfen. Dazu muss man das Schulrecht kennen. Es gibt eine Reihe von Veröffentlichungen von Schülervertretungen aus verschiedenen Schulen über die Rechte und Pflichten von Schülern. Habt ihr so etwas in der Schule? Dann kannst Du bei denen anfangen und Dich über Deine Rechte aufklären.

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Das hängt ganz von der Schule ab. Bei uns wurde es angeboten (Jahrgang 11-13, auch als Leistungskurs wählbar).

Sicherlich sind die angebotenen Fächer und Lehrpläne von bestimmten Interessen geprägt, aber die Gefahr, Schüler durch Psychologieunterricht zu glücklich zu machen, ist wohl eher kein Grund für die geringe Verbreitung. Es ist einfach nicht üblich, und ich denke, das wird auch noch lange so bleiben. Allgemein scheint das "kritische Denken" der Entscheidenden passenderweise genau auf dem Niveau des "kritischen Denkens" zu liegen, das Schülern gelehrt wird. Bloß nicht zu viel. Grundlegende Veränderungen passieren selten.

Sicher. Schule hat vor allem nur EIN einziges Thema zu lehren und das ist: Was dich interessiert ist egal, sitz still, zieh deine Aufmerksamkeit in den Kopf und Denke, was wir dir vorgeben zu denken. Wie sollte das funktionieren, wenn du um psychologische Inhalte weißt? Schule will folgsame ausführende Organe erziehen..... nicht Menschen die Glücklich leben wollen und sich selbst verwirklichen. Solche wollen wir nicht, denn die würden ihre Macht nicht an politische Parteien abtreten und zur Urne (als wäre es eine Beerdigung) gehen um ihre (eigene) Stimme abzugeben.

Die Vielzahl und die ganz unterschiedliche Art der Reaktionen, die Du auf Deine Frage erhalten hast, wäre ein interessantes Studienfeld - auch und gerade für (Hobby-)Psychologen! Etliche schreiben sich ihren Frust über die Schule vom Leibe. Andere sagen klipp und klar: bei uns gibt es das Fach - sei es als Pflicht- oder als Wahlfach. Und was bedeutet das für Dich? Du bist an einer Schule, die sich für andere Fächer entschieden hat. Folglich gbt es vermutlich auch gar keine Lehrkraft, die von einem aufs andere Schuljahr Psychologie unterrichten könnte. Denn eins ist ja klar: ein Hobby-Psychologe sollte das Fach nicht unterrichzten und Noten erteilen!

Aussichtslos ist es allerdings nicht, ein neues Fach für die eigene Schule zu fordern. Ich habe das z.B. vor vielen Jahren mit dem Fach Informatik erlebt. Und seit Jahren wird die Einführung von Verbraucherkunde und Wirtschaft gefordert.

Bei all dem muss man allerdings auch bedenken, dass es bei einem gewissen Fundus gleicher Fächer an allen Schulen bleiben muss, wenn die jeweiligen Abschlüsse (z.B. Mittlere Reife, Abitur) bundesweit anerkannt werden sollen. Für ganz neue Fächer leibt dann bis auf weiteres nur der Wahl(pflicht-)bereich übrig. Aber das wäre ja auch schon etwas.

Zum Schluss eine Anmerkung zu der Behauptung, nur besonders intelligente Menschen könnten Psychologie überhaupt verstehen. Beweis: der hohe Numerus clausus. Das ist natürlich kalter Kaffee! Setzen die Universitäten einen hohen NC an, dann wollen sie damit nur den Zustrom zu vieler Bewerber auf die zu wenigen Studienplätze regulieren. Beispiel:Medizin. Und früher gab es im Bereich des Handwerks auch Zulassungshürden, die nichts mit der Intelligenz /dem besonders guten Notendurchschnitt zu tun hatten. Beispiel: Fliesenleger. Da gab man sich "elitär", um künftiger Konkurrenten fern zu halten.

es gibt Fachgymnasien wo Psychologie und Pädagogik unterrichtet werden. Meine beste Freundin hat das gemacht und meinte, dass sie in Psychologie nichts neues gelernt hat, da sie sich vorher schon viel damit beschäftigt hatte.

Fast alle anderen hatten das aber nicht, daher konnte die Leherin auch nicht weiter ausholen sondern musste alles von Grund an erklären.

Habe mir ihre Bücher durchgelesen und hätte viel viel mehr erwartet. Das was dort stand wusste ich nämlich fast alles auch schon.

Ich denke bei euch hatte es andere Gründe. Es können viele verschiedene gewesen sein oder nur ein sehr wichtiger. Das weiß leider nur die Schulleitung und der Lehrer.

Es stimmt schon, zu viele zufriedene informierte Leute sind nicht gut für eine Wirtschaft, aber selbst wenn man es unterrichten würde, würde es nicht jeder verstehen und umsetzten.