Warum wird die Feuerwehr nicht privatisiert?

8 Antworten

Von Experte stufix2000 bestätigt

Aktuell haben wir eines der besten Rettungssysteme der Welt, um das uns viele andere Nationen beneiden. In kaum einem anderen Land gibt es sowas wie gesetzliche Hilfeleistungsfristen, die jedem Menschen bei einem lebensbedrohlichen Notfall schnelle Hilfe (innerhalb weniger Minuten) garantiert.

Eine der Säulen dieses Rettungssystems sind die Feuerwehren. Diese sind im Bereich des vorbeugenden Brandschutzes, der Brandbekämpfung und der Technischen Hilfeleistung zuständig und garantieren ihre schnelle Eingreifzeit durch die Vielzahl an Standorten und Einsatzkräften in jedem Ort.

Ein Privatwirtschaftliches Unternehmen hat das Ziel der Gewinnoptimierung. Jede kleine Dorffeuerwehr durch eine privatisierte Feuerwehr zu ersetzen, wäre alles andere als gewinnbringend, denn es müssten für teilweise sehr seltene Einsätze ständig (24/7/365) Personal und Material vorgehalten werden.
Ein Privatunternehmen würde kleine Standorte auflösen und zentral größere Standorte mit einem größeren Einsatzgebiet und einer höheren Einsatzfrequenz bei insgesamt weniger Einsatzkräften und Material/Ausrüstung schaffen, um gewinnbringend arbeiten zu können. Damit ließe sich aber der hohe Grad an Sicherheit nicht mehr aufrecht erhalten, denn durch den deutlich längeren Anfahrtsweg würde die Hilfe an vielen Orten, gerade auf dem Land, wesentlich später eintreffen als es heute der Fall ist. Probleme würde es außerdem bei Flächenlagen geben - also dann, wenn beispielsweise nach einem Unwetter sehr viele Einsätze in quasi allen Orten auflaufen.

Davon einmal abgesehen: Der Einsatz der Feuerwehr ist heute meistens kostenlos (einige wenige Ausnahmen, in denen Gebühren erhoben werden, einmal ausgenommen). Das ist nur möglich, da ein Großteil der Arbeit durch unbezahlte, ehrenamtliche Feuerwehrleute übernommen wird und "der Rest" aus Steuergeldern bezahlt wird. Eine private Feuerwehr müsste für jeden Einsatz Geld verlangen, sonst würde sie ja ein Minus erwirtschaften. Folge: Wer nicht zahlen kann, dem wird nicht geholfen. Oder aber die private Feuerwehr wird aus Steuergeldern finanziert - dann gibt es aber keinen finanziellen Vorteil gegenüber unserem heutigen System.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr
Andi1988w  06.06.2023, 17:11

Aber würde es nicht Sinn machen Löschflugzeuge zu Privatisieren? Eine Firma mit 10 Löschflugzeugen könnte auch in Grenz-Ländern aushelfen.. ich denke da grad an Waldbrände wie damals in Brandenburg oder jetzt schon wieder.. wo man hofft das der Wind sich günstig dreht 🤔.. weil man es sonst nicht unter Kontrolle bekommt… ich meine 450 Fußballfelder kann man nur von oben oder unten bekämpfen 🤷🏻‍♂️

Beste Grüße

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26Sammy112  06.06.2023, 19:15
@Andi1988w

Uff... schwierig. Auch hier stellt sich dann für ein Privatunternehmen wieder die Frage der Wirtschaftlichkeit. Ein Flugzeug ist sehr teuer... sowohl in der Anschaffung, als auch im Unterhalt (Treibstoff, Wartung, Flughafengebühren, Hangar, ...), hinzu kommen dann noch die Piloten. Dafür brennt es in Deutschland (noch) zu wenig "in der Fläche" (also Wald- und Flächenbrände) - was einmal der Witterung geschuldet ist, aber auch in der verhältnismäßig geringen Waldfläche begründet ist. Das kann sich natürlich in den nächsten Jahren ändern, wenn es durch die Klimaerwärmung und andere Faktoren verstärkt zu Waldbränden kommen sollte.
Und Löschflugzeuge sind meines Wissens nach nicht allzu kompatibel - d.h., dass diese sich nicht so einfach umrüsten und für andere Zwecke nutzen lassen, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.

Heute ist es eher anders herum: Bei größeren Waldbränden fordert Deutschland Flugzeuge aus anderen, "wärmeren" Ländern an, wo Waldbrände deutlich häufiger vorkommen und entsprechende Flotten vorhanden sind.

Bei Hubschraubern sieht es wieder etwas anders aus. Hier wird der Löschwasserbehälter ja unter dem Heli transportiert. Hier kommen schon heute sehr viele zivile Hubschrauber zum Einsatz, die im Alltagsgeschäft andere Aufgaben übernehmen.

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Sicherstellung des Brandschutzes und des technischen Hilfsdienstes ist in Bayern kommunale Aufgaben. Die Gemeinde ist also der Sachaufwandsträger für die gemeindliche Einrichtung Feuerwehr. Das Personal wird in der Regel aus einem Feuerwehrverein heraus gestellt. Alternative wäre eine Pflichtfeuerwehr. Das alles ist im bayerischen Feuerwehrgesetz geregelt. Anerkannte Werkfeuerwehren sind zur Unterstützung der öffentlichen Feuerwehren verpflichtet, allerdings nur so weit, wie der Betrieb innerhalb des Werkes aufrecht erhalten bleiben kann bzw. die Sicherheit vor Ort weiter gewährleistet werden kann. In Bayern gibt es nur 7 Berufsfeuerwehren. Jedoch gibt einige Feuerwehren mit sog. ständig besetzten Wachen. Hier wird vor allem die Tagesalarmsicherheit z. B. durch Vorhaltung einer Staffel mit Berufsfeuerwehrausbildung sichergestellt.
Ich denke wenn man sich ansieht wie dicht das Netz an freiwilligen Feuerwehren in Bayern ist wird klar, dass die Übernahme des Feuerwehrwesens durch einen Dienstleister unbezahlbar wäre.

Weil es nicht sinnvoll ist. Private müssen Profite machen, das sollte die Feuerwehr nicht tun müssen.

Wozu? Damit sie erst mal ein Angebot schickt, wenn es brennt?

Das ist nicht ganz das richtige Betätigungsfeld für gewinnorientierte Unternehmen.

in einer grossstadt könnte das funktionieren.

in kleinstädten oder gar auf dem land wäre das unrentabel und feuerwehr gäbs dann keine mehr.