Warum wenden Menschen selten formale Logik an?


17.05.2022, 22:41

Vielleicht als Beispiel: Die Corona-Problematik mit allen Pros und Contras. Das ist jetzt aber auch nur ein Beispiel. Im Arbeitsleben und Alltag gibt es das ja auch.

6 Antworten

Weil ein wahr oder falsch, null oder eins, eben nicht die Realität abbildet.

Komplexe Probleme kann man zwar auf Teilprobleme/-fragestellungen herunterbrechen, aber die Antworten und im weiteren die Verknüpfungen der verschiedenen Teilprobleme sind meist Werte-behaftet oder in ihren Konsequenzen nur über eine Art bayessche Inferenz abzuschätzen. D.h. zu den Grundannahmen, die man trifft um die Wahrheit/die Realität zu beschreiben gehört oft ein Wertekatalog, der uneindeutig ist und eine Risikoabschätzung, die sehr stark individuell gefärbt und oft hochemotional ist (Risikoeinschätzung, Folgenabwägung, Eintrittswahrscheinlichkeit, Schadenhöhe/Effekte...).

Die Sprache der Formeln bzw. formalen Logik ist präzise, aber gerade deswegen weniger mächtig.
Die natürliche Sprache ist weniger präzise, aber dafür mächtiger.
Sie wird schnell mehrdeutig, bildet dafür aber schnell, komplexe Zusammenhänge zum Kontext und ist daher kompakter und schneller ausdrückbar, als formale Logik.

Vermutlich weil sie

  1. hochgradig emotionale Wesen sind und
  2. keine formale Logik gelernt haben oder
  3. diese nicht mit der Realität verknüpfen können.
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

weil JEDER Mensch vorurteile hat und sich kaum jemand eingestehen will, Unrecht zu haben. Jeder meint alles zu wissen, aber in Wirklichkeit weiß gar niemand irgendetwas.

Die meisten Fragen des Alltags lassen sich mit Logik nicht beantworten.

  • Willst du Spaghetti oder Pizza?
  • Sollen wir der Ukraine Waffen liefern oder nicht?
  • Können wir noch mehr Flüchtlinge aufnehmen?
  • Ist Religion eine Hilfe im Alltag oder nicht?
  • ...
Basti845 
Fragesteller
 17.05.2022, 23:12

Man kann all diese Fragen in Teilfragen untergliedern. Beim Essen könnte man ja damit anfangen, was einem beim Essen wichtig ist und wie nah die beiden Gerichte der Vorstellung kommen.

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diderot2019  17.05.2022, 23:16
@Basti845

'Wichtig' ist kein logischer Begriff. Und 'wie nah' zeigt die grundsätzliche Grenze der Logik: Die Logik basiert auf Mengenlehre. Jedes Ding gehört entweder zu einer bestimmten Menge oder nicht. Es gibt da kein 'näher' oder 'weiter weg'.

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Shivadasa  17.05.2022, 23:23

Doch, lassen sie sich:

Willst du Spaghetti oder Pizza?

Beides vorstellen und auf's Körpergefühl achten. Pizza.

Sollen wir der Ukraine Waffen liefern oder nicht?

Kannste machen, aber dann sind wir Kriegsteilnehmer, fördern den Krieg und damit sind wir am Töten beteiligt. Russland ist ohnehin haushoch überlegen, eine Waffenlieferung verlängert den Krieg nur. Ist halt 'ne Frage ob man die Position Russlands schwächen oder möglichst schnell Frieden will.

Können wir noch mehr Flüchtlinge aufnehmen?

Klar, aber das hat Konsequenzen.

Ist Religion eine Hilfe im Alltag oder nicht?

Ja, definitiv. Frag einfach mal ein paar Therapeuten. Religion gibt vielen Menschen Halt. Ob das jetzt objektiv gerechtfertigt ist, oder nicht, ist eine andere Frage.

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diderot2019  17.05.2022, 23:56
@Shivadasa
Beides vorstellen und auf's Körpergefühl achten. Pizza.

Das Körpergefühl ist wohl nicht das, was der Fragesteller unter Logik versteht.

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Shivadasa  18.05.2022, 00:01
@diderot2019

So wie ich es verstanden habe geht es darum, Wahrnehmungen (sehen, hören, fühlen) sinnvoll logisch zu verknüpfen. Und natürlich geht der Kontakt zur Außenwelt immer über die 5 Sinne.

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OlliBjoern  18.05.2022, 01:43
@Shivadasa

"Russland ist ohnehin haushoch überlegen"

Das halte ich für eine pure Annahme.
Annahmen muss man im Rahmen der Logik begründen.

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Shivadasa  18.05.2022, 01:48
@OlliBjoern
Das halte ich für eine pure Annahme.

LOL. Russland vs. Ukraine zzgl. ein paar Waffenlieferungen vom Westen?

Naja, ich halte das Machtverhältnis für offensichtlich. Daher sehe ich eher die Gegenseite in der Beweispflicht.

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diderot2019  18.05.2022, 07:15
@Shivadasa

Der Fragesteller nennt als Beispiel:

Vielleicht als Beispiel: Die Corona-Problematik mit allen Pros und Contras. Das ist jetzt aber auch nur ein Beispiel. Im Arbeitsleben und Alltag gibt es das ja auch.

Das Problem hier ist meist nicht das logische Denken, sondern das fehlende Fachwissen oder die unterschiedliche Gewichtung dieses Wissens.

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