Warum sind blonde Haare selbst in germanischen Völkern so extrem selten?

3 Antworten

Die weltweite Prävalenz für blondes Haar liegt bei rund zwei Prozent. In Deutschland ist der Anteil mit etwa 8 Prozent bei Frauen und 6 Prozent bei Männern (laut einer Meldung der Zeitung BNN) etwas höher als im Durchschnitt.

So etwas wie "germanische DNA" gab und gibt es nicht. Schon immer sind Populationen nicht einheitlich, sondern höchst verschieden, sowohl geno- als auch phänotypisch; tatsächlich finden wir sogar eine größere genetische Variabilität innerhalb der menschlichen Populationen als zwischen den Populationen (siehe hierzu z. B. Gene, Völker und Sprachen von L. L. Cavalli-Sforza) - weshalb es biologisch auch gar keine Rechtfertigung für verschiedene "Menschenrassen" gibt. Das traf auch auf die Menschen der germanischen Stämme zu. Natürlich gab es Germanen, die blond waren. Ihr Anteil mag vielleicht sogar etwas höher als bei Römern gewesen sein, doch gab es auch mehtheitlich dunkelhaarige Germanen, genauso wie es einige blonde Römer gab. Die Häufigkeitsverteilung der verschiedenen Allele mag regional etwas verschieden gewesen sein, das ist aber auch schon alles und ändert nichts daran, dass wir Allele für blondes Haar in allen menschlichen Populationen natürlicherweise finden können und blonde Haare somit keineswegs ein "germanisches Metkmal" sind.

Außerdem kommt hinzu, dass es eine genetische Vermischung zwischen den Populationen schon seit Anbeginn der Menschheit gab und bis heute gibt. Wir können bis heute in jedem Nichtafrikaner Gene des Neanderthalers nachweisen, bei Europäer:innen sind es rund ein bis zwei Prozent, die auf einen Genfluss zwischen anatomisch modernen Menschrn und Neanderthalern etwa 45 TYA zurückgehen - als unsere Vorfahren Afrika verlassen hatten und in Eurasien auf Neanderthaler stießen und sich mit ihnen fortpflamzten. Die Neanderthaler und Denisovaner wiederum paarten sich noch früher mit den als "Superarchaern" bezeichneten eurasischrn Populationen des Homo erectus fort.

Und natürlich vermischten sich die Völker auch in historischer Zeit weiterhin. Man denke nur an die Zeit der Völkerwanderung gegen Ende des Weströmischen Reiches. Die Germanen als solche gab es ohnehin nie. Als Germanen wurden und werden extrem unterschiedliche Bevölkerungsgruppen bezeichnet. Und die historischen Quellen sind obendrein mit Vorsicht zu genießen. Da die meisten germanischen Kulturen selbst keine schriftlichen Quellrn hinterlassen haben, sind die allermeisten Textquellen über Germanen von Römern verfasst - und daher durchaus propagandistisch gefärbt. Nicht alles, was in den historischen Quellen steht, darf man unreflektiert glauben.

Und warum sind Allele für blonde (oder bspw. auch rote) Haare so selten? Na ja, weil ohne Selektionsvorteil die Allel- und Genotypfrequenz über die Zeit in einem stabilen Gleichgewicht bleiben (Hardy-Weinberg-Gleichgewicht). Das ist auch der Grund dafür, weshalb blonde oder rote Haare auch nicht aussterben werden. Der Anteil bleibt einfach m.o.w. konstant.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Blonde Haare sind überwiegend ein Ostseemerkmal, vor allem in Schweden und Finnland anzutreffen. Auch Balten und nördliche Russen können dazu gehören (selbst Albaner sind manchmal blond).

Auch früher waren Germanen nicht alle blond (das ist ein Mythos), zudem ist diese Eigenschaft auch bei nicht-germanischen Völkern verbreitet.

Light hair coloration map - Blond – Wikipedia

"Die blonde Haarfarbe trat nach einer im Februar 2018 veröffentlichten aDNA-Studie[11] zum ersten Mal bei zwei Individuen, die um 15.000 v. Chr. bei Afontova Gora lebten, auf. Es handelte sich um Mammutjäger am Jenissei bei Krasnojarsk in Sibirien (4.100 Kilometer östlich von Moskau)."

Vermutlich gab es schon blondhaarige Menschen in Skandinavien, als dort noch keine germanischen Sprachen benutzt wurden. Übrigens gibt es auch in Asien Menschen blonder Haarfarbe (z.B. bei den Uiguren, aber auch im nördlichen Pakistan).

Es gibt Moorleichen (von germanischen Völkern) mit vermeintlich blonden Haaren, das kann aber auch darauf zurückzuführen sein, dass die chemischen Bedingungen im Moor (niedriger pH-Wert) das Haar im Laufe der Jahrhunderte ausgebleicht hatten.

Was aber stimmt: Blond galt als attraktiv, und schon zu Lebzeiten hatte man sich damals gerne die Haare blondiert - das konnte man schon damals.

Witzigerweise soll sogar der römische Kaiser Nero (eigentlich "der Schwarze") blond oder rotblond gewesen sein. Das weiß man aus zeitgenössischen Texten. Dass Germanen tendenziell häufiger blond gewesen sind als Mittelmeerbewohner, denke ich aber auch.

ich denke, die Karten meinen mit "Blond" alles was Mittelbraun oder heller ist und nicht rot. Nennt man offiziell auch Dunkelblond (eher bräunlich, aber noch als blond bezeichnet).

Und in diesem Sinn sind die meisten Leute hier blond, es sind relativ wenig Rot- oder Schwarzhaarige zu sehen. Die 50% könnten schon hinkommen.


NotTheWayIDo 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 18:58

Sry, aber bist du Farbenblind?

rr1957  15.08.2025, 19:00
@NotTheWayIDo

Nein, "blond" ist einfach ein ziemlich weit gefasster Begriff, nicht nur eine bestimmte Farbe. Es gibt da

Weißblond (fast weiß, extrem aufgehellt)

Platinblond (kühl, sehr hell)

Eisblond (helle, kühle Nuancen mit mattem Effekt)

Aschblond (kühler/neutraler Ton mit leicht grauem/silbrigem Schimmer)

Vanilleblond (hell, sandig, etwas wärmer)

Honigblond / Goldblond (warm, mit rötlichem Unterton)

Beigeblond (Mischung aus kühlen und warmen Blondtönen)

Strandblond / Strohblond (hell, naturbelassen)

Mittelblond (durchschnittlich heller Blondton)

Dunkelblond (eher bräunlich, aber noch als blond bezeichnet)

Rotblond / Erdbeerblond (mit rötlichem Einschlag)

Silberblond (helles Blond mit silbernen Reflexen)

Gefärbt blond (sehr helle, pigmentfreie Blondierungen wie „Wasserstoffblond“, „Platinblond“)

In der professionellen Farbtiefe sind die Nuancen meist so eingeteilt:

10: Weiß-/Platinblond

9: Sehr helles Blond

8: Hellblond

7: Mittelblond

6: Dunkelblond