Warum machen sich viele Deutsche lustig über niederländisch?

9 Antworten

Das Niederländische ist ja auch eng verwandt mit dem Deutschen. Das merkt man besonders bei den Lokalen Mundarten, dem "Platt" etwa an Rhein und Ruhr.

Man kann als Deutscher problemlos eine niederländische Gebrauchsanweisung lesen. Wobei man dabei die Buchstaben wohl auf "deutsch" liest und keineswegs niederländisch ausspricht. Und Niederländisch auf Deutsch gelesen ist wirklich ulkig. (z.B.: Zakdoeken lesen wir "Zack-Döken")

Auch, wenn Niederländer deutsch mit niederländischem Akzent sprechen, hat das etwas drollig-charmantes. Es kann kein Zufall sein, dass Showmaster und Moderatoren aus den Niederlanden über Jahrzehnte  nicht  aus unserem Fernsehen wegzudenken waren.

1qayxqayx  16.05.2015, 12:43

... und die Fußballtrainer (Luis van Gaal, Ruud Gullit ... ), die man ja oft sprechen hört bei Interviews, und deren Namen wir kaum aussprechen können ohne Verkrampfung der Stimmbänder. :-)

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Dann gehe ich mal etwas auf die Sprache ein wie ich es sehe.

Hocheutsch (Deutsch) und Niederländisch (umgs.: Holländisch) sind Schwestersprachen! Das Deutsch und Niederländisch als Sprachen gelten hängt an mehren Kriterien. Auf Politik, Kultur, Historie, Staatlichkeit, Schriftsprache …, wird mehr Wert gelegt als auf die Sprachwissenschaft. Beide genannten Sprachen gehen auf eine alte gemeinsame Deutsche Sprache zurück. Erst mit der althochdeutschen Lautverschiebung trat eine Veränderung ein. Mit der Veränderung wurde das Verständigen schwerer. Aber bist heute ist ein Verstehen untereinander möglich …., nicht Wort für Wort, aber den Kontext verstehen ein (Nord-)Deutscher und Niederländer so gut wie immer; vorausgesetzt es wird langsam gesprochen. Das liegt am Wortschatz, der bei ca. 80% identisch ist. Beachtet man die Lautverschiebung, und weiß wie das niederländische Alphabet gelesen wird, der hat noch weniger Probleme. Wer als Deutscher etwas Niederländisch spricht, merkt die Ähnlichkeit; kommt man mal mit einem Niederländischen Wort nicht weiter, weil man es nicht kennt, kann man das fehlende Deutsche nehmen. Es klappt fast immer. Ich spreche da aus Erfahrung. Aber so wie es viele Gemeinsamkeiten gibt, gibt es auch eine Menge an sogenannten „Falschen Freunden – valse vrienden“. Sie klingen und lesen sich gleich. Ein Bsp: Das Wort „Enkel“ bedeutet „Knöchel“, da wäre auch schon die Verbindung zum Englischen. - Abgesehen davon, das Englisch auch keine 2. Lautverschiebung mitgemacht hat, sind die Gemeinsamkeiten im Vergleich zum Deutschen gering.Die Grammatik unterscheidet sich nicht wesentlich. Der Niederländer schreibt und spricht im Dativ, der Hochdeutsche im Genitiv. Das Genitiv hat der Niederländer auch besessen, aber irgendwann nicht mehr genutzt und abgelegt. Die Deutschen machen diese Entwicklung auch gerade durch.Das gilt auch für die Artikel. Die Niederländer haben nur zwei, den Dritten haben sie irgendwann auch weggelassen.

Das zum Thema Hochdeutsch.

Plattdeutsch alias Niederdeutsch ist noch viel näher am Niederländischen. Niederdeutsch werden die meisten Deutschen aber gesprochen selten hören oder kennen es nur vom Hörensagen. Aber den Berliner Dialekt kennt jeder. Viele Berliner Wörter könnten echt Niederländisch sein.

Und so wie es Witze über die Niederländer gibt, die sich oft wie besoffene anhören, wenn sie ihr niederländisches „L“ aussprechen, so wird der Sachse oft durch seinen Dialekt-Singsang belächelt. Die Ostriesenwitze sind ja auch ewige Kalauer :)Ich kenne Niederländer und Deutsche die beide Sprachen als Dialekt zueinander betiteln, aber auch genau das Gegenteil. Ich habe diese Fragestellung aber noch zu keiner anderen (West-)Germanischen Sprache gehört.

Die Sprach- bzw. Dialekt-Frage ist viel zu kompliziert und mit Sicherheit nicht vollständig abgeklärt; das Internet ist ja voll damit.

Sich über fremde Laute lustig zu machen, ist nur ein Gesichtspunkt eines übergeordneten interkulturellen Phänomens, nämlich, dass alles Fremde bedrohlich wirkt, und die harmloseste Abwehr ist dann ein abwehrendes Lachen. Schon die Griechen haben alle anderen "Blabla-Leute" (Barbaren) genannt.

Im Falle Niederländisch-Deutsch (und übrigens auch Deutsch-Österreichisch/Bayerisch und Deutsch-Schweizerdeutsch) wird der Effekt noch durch Ähnlichkeiten verstärkt: Etwas Fremdes, das wie verfälschtes Eigenes klingt, wirkt, als ob mir das Eigene genommen würde (und damit meine Identität), und dann muss besonders mit Abwehrlachen reagiert werden.

Also schmunzeln Niederländer über den deutschen Akzent und umgekehrt, und Wortpaare gleicher Herkunft, aber inzwischen anderer Bedeutung, sind eine ewige Quelle der Erheiterung, z.B. "lichaam" (niederl. 'Körper'), das dem Deutschen als "Leichnam" im Ohr klingt. (Das deutsche Suffix "-lich" kommt ebenfalls daher und bedeutet eigentlich "Gestalt".)

Denselben Effekt findet man bei Deutsch und Esperanto: Gerade die "urdeutschen" Wörter (oft stimmt das gar nicht), die es auch im Esperanto gibt, wirken auf Neulinge lächerlich, z.B. "shultro", "shranko", "shviti", "trinki", usw., am schönsten ist "knabo" ('Junge').

Zur Frage der Mischung: Man nehme zur Kenntnis, dass jede Sprache eine Mischung ist. Bei Englisch, Deutsch, Niederländisch, usw. achte man allein auf die germanischen gegenüber den romanischen Wortstämmen.

Eine gelegentliche Erheiterung über sprachliche Phänomene, die einem neu sind, lassen sich also leicht erklären, und, soweit nicht aggressiv gemeint, sind sie auch ganz menschlich. Lacht auch ruhig über den Westfalen, wenn er "Lüden-s-cheid" sagt; wer das nicht ist kann, ist eben kein Westfale ;-)

es klingt halt für einen deutschen wie genuschelter dialekt - dazu kommt, daß eben viele niederländer deutsch sprechen, dies aber eben mit genau diesem akzent - da kommt eben leicht die vermutung auf, niederländisch sei ein deutscher dialekt

ob man wirklich zwischen dialekt und eigenständiger sprache unterscheiden kann und sollte, sei mal dahingestellt - in deutschland sind die meisten lokaldialekte eben verschwunden und das niederländische wurde gepflegt - mit ziemlicher sicherheit waren westdeutsch und niederländisch mal sehr viel ähnlicher zueinander

naja, und lustig machen, was soll ich sagen, die niederländer sind und bleiben der deutschen liebste nachbarn - da wird ein wenig geneckt :)

Naja, zwischen Deutsch und Englisch ist sprachlich schon ein ziemlicher Unterschied, auch wenn die Sprache aus dem Deutschen mal entstanden ist. 

Holländisch hingegen klingt doch teilweise wie ein Kauderwelsch, den man als Deutscher oder in meinem Fall als Österreicher kaum versteht. Und mal ehrlich, im Holländischen klingen manche Wörter einfach herrlich komisch (im Holländischen heißt Sarg "Totkist"). ;)

languagewizard  16.05.2015, 18:16

DH für Totkist, auch wenn ich mit dem Rest nicht ganz einverstanden bin.

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KeesK  17.05.2015, 09:31

Totkist ist gar kein Niederländisch. Das ist so wie es für deutsche Leute klingt!

Man schreibt: doodskist

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