Warum liess Paulus Timotheus beschneiden?

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Der Streit zwischen Paulus und Petrus war auf jeden Fall sehr heftig. Ich bin nicht wirklich ein Experte, aber nach allem, was ich mitgekriegt habe, wurden die Berichte darüber stark angepasst, so dass nicht mehr klar ist, was da wirklich lief. Ich interpretierte den Ausgang eher so, dass die 'Judenchristen' um Petrus Paulus duldeten, weil er erstens weit weg war, zweitens Geld zahlte und drittens nicht richtige Juden verdarb, sondern eben nur mit Heiden eine Gruppierung aufbaute, welche ja nicht weiter störte. Wirklich eskaliert ist der Streit, als Paulus diese Heiden in den Tempel von Jerusalem bringen wollte. Da hätten die Judenchristen den Paulus wohl umgebracht, wenn dieser nicht als Römer von den Römern beschützt worden wäre.

Dass der Streit beigelegt wurde, wissen wir nur von Paulus. Und dass Paulus dem Petrus 'ins Gesicht widerstanden' habe, wissen wir auch nur von seiner Seite. Petrus hätte die Sache wohl ganz anders geschildert. Durchaus möglich, dass man von ihm gefordert hatte, dass sich zumindest der engere Kreis beschneiden lasse. Durchaus möglich, dass Paulus die Judenchristen mit diesem Schnitt beruhigen wollte, damit sie ihn weiter akzeptierten.

FelixSteiner09 
Fragesteller
 29.04.2020, 22:00

Hallo, Ja,.....das ist genau der Punkt: Timotheus würde besser akzeptiert, aber......wäre es nicht besser gewesen, die Botschaft einfach zu verkünden wie sie ist ? ( Also, die Gesetze Mose sind vorbei.....Timotheus braucht sich nicht mehr zu beschneiden, weil es nicht mehr nötig ist.....Und wenn Tomotheus nicht akzeptiert worden wäre....dann ist es so.....Es scheint mir, es wäre nicht nötig gewesen, etwas vorzuspielen, dass nicht mehr so ist.....bei der Beschnittung würden die Juden und alle denken, dass man Christ sein konnte ohne das Judentum und ihre Vorschrifte zu verlassen....und die Wahrheit ist, dass das Christentum mit dem Judentum nichts mehr zu tun hat...die sind auf vielen Weisen genau das Gegenteil: im Judentum versuchen die Menschen Gott zu gefallen, durch das Halten des Gesetzes....im Christentum glaubt man nur an Jesus Christus und braucht nicht mehr das Gesetz Mose zu halten.

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diderot2019  29.04.2020, 23:16
@FelixSteiner09

Zu dieser Zeit waren doch die Judenchristen viel wichtiger. Die Jünger, die Jesus noch persönlich gekannt haben, fühlten sich als Juden. Jesus fühlte sich als Jude. Das war allein die verworrene Idee des Paulus, dass es die Beschneidung nicht mehr braucht. Für Petrus, aber wohl auch für Jesus wäre dies schrecklichster Frevel gewesen. Das war Heidentum. Sollte Paulus in Griechenland machen, was er wollte, wenn er nur Geld zahlte und nicht die Juden verdarb.

Paulus wurde erst bedeutsam, als die Römer Jerusalem vernichteten und die Judenchristen in alle Welt vertrieben. Da stellte es sich dann als Vorteil heraus, dass man ohne die Beschneidung sehr viel einfacher Heiden bekehren konnte. Erst da war das Christentum etwas vom Judentum unterschiedenes. Jesus wollte doch nicht eine Religion gründen! Jesus war Jude!

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berloff  13.09.2023, 16:47
@FelixSteiner09

Ich bin ebenso deiner Meinung, vor allem weil Paulus sich als einen Apostel darstellt, der sein eigenes Leben geringschätzt und es jederzeit für seinen Glauben opfern würde.

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berloff  13.09.2023, 16:59
@diderot2019

Und der Jude Jesus sagte: " Darum gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes "

Genau dies wollte Paulus tun, hatte dann allerdings Angst vor seiner eigenen Courage, weil ihm die Politik des Landes mächtiger erschien als die Kraft Gottes, mit der er nach seinen eigenen Worten ausgestattet war um seinen göttlichen Auftrag zu erfüllen.

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Mir fallen da drei Punkte auf:

  1. Timotheus‘ Mutter war eine Jüdin (Apg 16,1)
  2. Paulus war durchaus kompromissbereit, mal den Anhängern des Gesetzes wegen, mal aber auch den schwächeren im Glauben wegen.
  3. dort steht „und er nahm und beschnitt ihn um der Juden willen, die in jenen Orten waren; denn sie kannten alle seinen Vater, dass er ein Grieche war.“ Dort steht nicht, ob T. sich nicht vllt selbst beschneiden lassen wollte „um der Juden willen“, dort steht nur, dass Paulus der Ausführende war. Paulus dagegen wollte ja „dass dieser mit ihm ausziehe“, also dass er von dort weg mit ihm mitgeht (anschließend gingen sie nach Phrygien und Galatien, bis hin nach Mysien und Troas), also in Gegenden wo die Juden in wohl eher nicht kannten.
Gerade hatten die Apostel vereinbart, dass die Rettung allein durch Gottes Gnade kommt.

Nein, das hatten sie nicht vereinbart!

Sie würden nicht von den nichtjüdischen Gläubern verlangen, dass sie das Gesetz Mose halten

Das haben sie doch auch nicht gemacht.

aber kurz danach, lässt Paulus Timotheus beschneiden, sodass die Leute denken würden, dass Paulus doch das Gesetz Mose immer noch hält.....warum hat Paulus das getan ?

Timotheus' Mutter war Jüdin. Damit war auch Timotheus Jude, denn ob jemand Jude war oder nicht, richtete sich danach, ob die Mutter Jüdin war oder nicht!

Da Timotheus selbst ein Jude war und da Paulus wollte, dass er dabei half, den Juden das Evangelium zu verkünden, war es diesbezüglich von Vorteil, dass er Timotheus beschnitt. Paulus wusste, dass ihm die Juden dann mehr Respekt entgegenbringen und ihn leichter akzeptieren würden.

aus den Netz

Die jüdischen Gläuber? Die jüdischen Gläubigen haben keine Leute an ihrem Tisch akzeptiert, die nicht beschnitten waren. Es war zwar für die "Heidenchristen" nicht üblich sich beschneiden zu lassen, aber wenn man mit dem Obermissionar unterwegs ist, als sein Schüler und Mitreisender kommt es halt besser, wenn man mit dem Meister zusammen am Tisch sitzen kann, und nicht vor der Tür warten muß. Der Meister hat ja nicht nur bei den "Heiden" missioniert sondern auch bei den Juden.

Swissdany  03.06.2022, 20:58

Diese Erklärung gefällt mir, ich habe mich aber auch schon oft gefragt, wie das damals gehandhabt wurde.... die liefen ja nicht nackt rum. Musste man die Beschneidung zeigen oder beweisen? Wobei ich nicht glaube, dass T. bis dahin nie mit anderen Juden gegessen hatte, oder nie in der Synagoge war.

Es würde mich eine theologische Antwort freuen !

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Klaraaha  03.06.2022, 22:12
@Swissdany

Da kann ich dir nicht weiterhelfen. Aber es stellt sich mir dabei auch die Frage, wie Frauen, und das ist heute bei ultraorthodoxen Juden noch so, bewiesen haben, dass sie ihre Menstruation haben. Das war das gleiche Spiel. Vom Geschirr das eine Frau in dieser Zeit anfaßte durfte z.B. von Männern nicht gegessen werden und auch ein Synagogenbesuch war in dieser Zeit unmöglich. Interessant ist ja die Geschichte mit der Frau die an "Blutfluss" litt, die dann lt. Bibel von Jesus geheilt wurde, weil sie deshalb wie eine Aussätzige behandelt wurde.. Woher wußte der Pöbel davon? Sie hätte doch schummeln können. Vllt. mußten die Männer die man nicht kannte tatsächlich vorm Hausherrn oder vorm Rabbi die Hosen runterlassen.

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