Warum lieferte die DDR Waffen an Palästina?
4 Antworten
Hier zeigen sich die grundsätzlich verschiedenen außenpolitischen Ausrichtungen der BRD und DDR.
Die BRD war der direkte Nachfolgestaat von Nazideutschland und auf jeder Ebene (Politik, Polizei, Militär, Justiz, Schulwesen, Universitäten und Verwaltung) durchsetzt mit alten Nazi-Eliten. Mit dem Beginn des Kalten Krieges strebte die BRD die Eingliederung in den westlichen antikommunistischen Block ein und bedurfte dazu einerseits eines Imagewandels und andererseits eines wirtschaftlichen und militärischen Wiederaufbaus.
Die Unterstützung Israels eignete sich für beides. Die falsche Gleichsetzung Israels mit den Opfern des Holocaust diente dem Schein, durch Zahlungen an Israel eine Wiedergutmachung zu leisten, während weniger nützliche Opfergruppen, wie osteuropäische Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und politische Gegner der Nazis, kaum Entschädigungen erhielten. Gleichzeitig unterstützte die BRD mit Israel einen strategisch wichtigen westlichen Satelliten im Nahen Osten und profitierte durch den Export von Maschinen und Waffen selbst direkt von den neuen Beziehungen.
Die DDR fuhr eine grundsätzlich andere Linie. Sie verstand sich nicht als Nachfolge des Nazistaates, sondern als explizit antifaschistischer Staat, und das spiegelte sich in der wesentlich konsequenteren Säuberung der Staatsapparate von alten Nazis wider. Eine direkte Verantwortung für die Naziverbrechen lehnte die DDR damit für sich ab. Israel und die DDR erkannten sich nicht gegenseitig an, weil sie auf unterschiedlichen Seiten im Kalten Krieg standen.
Was die DDR allerdings militärisch, materiell und ideologisch unterstützte, waren antikoloniale Unabhängigkeits- und Antiapartheidsbewegungen in Afrika und Asien (die BRD tat das Gegenteil). Als Israel im Sechstagekrieg 1967 den Gazastreifen, das Westjordanland und den Sinai besetzte, wurde es dadurch selbst zur kleinen Kolonialmacht, und die DDR war einer der ersten Staaten, die dies verurteilten und sich für die Selbstbestimmung der Palästinenser einsetzten.
Dazu kam noch, dass die PLO, die damals den palästinensischen Widerstand dominierte, verschiedene linke und sozialistische Ideologien vertrat, und es damit ideologische Anknüpfungspunkte an die DDR gab. Auch mehrere der sie unterstützenden arabischen Staaten hatten zu dieser Zeit im weitesten Sinne sozialistische Regierungen, und die DDR wollte diese Staaten stärker an den Ostblock binden.
Der Sozialismus war ein Tausch Handel. Ein Land hat eine bestimmte Ware geliefert und als Bezahlung eine andere ware bekommen.
Deine Frage ist einfach zu erklären, jeder Staat/Land das mit der DDR freundschaftlich umgegangen ist, sie anerkannte, wurde auch in dieser Richtung durch Waffenlieferungen unterstützt. Ob man das für gut und richtig hält, spielt eben ab 1989 keine Rolle mehr.
Die Palästinenser zu dieser Zeit wurden aus Sicht der DDR-Führung als "revolutionäre Kräfte" gesehen, die irgendwie auch links sind. Ob dem wirklich so war, oder ob das eine Selbstdarstellung der Palästinsichen Organisationen gegenüber der DDR war - keine Ahnung. Bestärkt wurde die Denkweise sicherlich dadurch, das Israel von den USA unterstützt wurde.