Warum lernt nicht jeder einfach englisch?

11 Antworten

"Es wäre doch so viel einfacher wenn wir irgendwann alle die selbe Sprache sprechen würden."

Das stimmt. Allerdings wird wohl kaum ein Europäer dazu bereit sein, Chinesisch zu lernen, und umgekehrt kommen die allermeisten Chinesen im Alltag auch ohne Englisch aus (abgesehen von denen, die bei international tätigen Unternehmen tätig sind). Und die Südamerikaner würden lieber überall Spanisch sprechen, und viele Leute aus dem Nahen Osten und aus Nordafrika lieber Arabisch. Und so weiter...

Auch wenn Englisch sicher eine wichtige und sehr hilfreiche Sprache ist: "nur" 1,5 bis 1,75 Milliarden Menschen auf der Welt sprechen diese Sprache (Englisch als Zweitsprache ist dort schon mit eingerechnet). Das heißt: die Mehrheit der Weltbevölkerung spricht kein Englisch.

Mandarin Chinesisch sprechen immerhin über 1,1 Milliarden Menschen (und viele Millionen weitere Menschen damit eng verwandte Sprachen wie Taiwanesisch, Kantonesisch usw.).

Es gibt also aktuell gar keine Sprache, die jetzt schon von einer Mehrheit der Weltbevölkerung (also über 50%) beherrscht wird. Dazu gibt es einfach zu viele Sprachen, auch zu viele "große" Sprachen (und unzählige "kleine" Sprachen wie etwa Isländisch, die auch nicht in Vergessenheit geraten wollen).

Ich war bis heute morgen in Finnland - auch wenn die Finnen in sehr vielen Fällen gut Englisch können (die meisten), auch dort gibt es Menschen, die kein Englisch können. Ich war ganz froh drum, ein wenig Finnisch geübt zu haben, etwa "rautatieasemalle" (zum Bahnhof), ein Busfahrer konnte kein Englisch.

In Finnland leben auch etliche Menschen, die im Baltikum oder in Russland geboren wurden und in Finnland Arbeit haben (und ein sehr demokratisches Land obendrein). Die sind schon froh, wenn sie Finnisch können (auch ein Litauer oder Lette muss das erst lernen).

Und wenn jemand dort auf dem Land wohnt, braucht er oder sie auch nicht unbedingt Englisch - Finnisch genügt dort vollkommen (und die offizielle zweite Sprache ist dort Schwedisch). Viele Finnen können aber gut Englisch, da sie im Ausland gearbeitet haben oder arbeiten (ein Bekannter von dort kann 4 Sprachen: Finnisch (Muttersprache), Deutsch, Englisch und auch Schwedisch).

Englisch ist definitiv wichtig, dennoch kann man nicht davon ausgehen, dass man etliche Milliarden Menschen so einfach mit Englisch beglücken kann.

Zudem ist Sprache immer auch ein Stück Heimat. Ich habe - zugegebenermaßen - eine nostalgische Schwäche für Minderheitensprachen. Für die Sami ("Lappen") in Finnland (und Norwegen und Schweden und in der Umgebung von Murmansk/Russland) ist ihre "goldene" Sprache eine wichtige Beziehung zur Vergangenheit und zur Heimat.

Eai du vuoitte vašálaččat, (Niemals wirst du unterworfen,)

jos fal gáhttet gollegielat, (wenn du gollegielat (die goldene Sprache) hütest;)

muittát máttarmáttuid sáni: (denk an das Wort deiner Vorfahren:)

Sámieatnan sámiide! (Samiland (Lappland) gehört den Sami.)

Ei sua voita vainolainen,
kultakieltäs jos vain vaalit,
taattojen jos neuvot muistat
Saamien on Saamen maa!

(das war dasselbe auf Finnisch)

Nichts spricht dagegen, Englisch zu lernen (im Gegenteil). Dennoch ist es ein Teil der Bewahrung einer Kultur, die zugehörige Sprache zu bewahren. Viele Finnen sprechen auch sehr gut Englisch - dennoch werden sie Finnisch nie vergessen (ich übrigens auch nicht, gesungenes Finnisch ist wunderschön und durch kein Englisch adäquat zu ersetzen; sprechen kann ich es nur ansatzweise).

Hallo,

zum einen glaube ich, dass "weltweit nur eine Sprache" schwierig zu realisieren wäre, weil Sprache lebendig ist, sich über die Entfernung und über die Zeit, sowie durch gesellschaftliche, kulturelle, religiöse Einflüsse usw. ändert.

Zum anderen fände ich es schade, wenn es weltweit nur noch eine Sprache gäbe, denn Sprache ist nicht gleich Sprache. Deutsch ist nicht gleich Deutsch, Englisch nicht gleich Englisch, Spanisch nicht gleich Spanisch. Denke nur an die verschiedenen Dialekte (platt, sächsisch, bayrisch usw.; British English, American English, Australian English usw.)

Es ginge die Vielfältigkeit verloren. So wie das heute schon z. B. in Deutschland mit den aussterbenden Dialekten der Fall ist.

Ich glaube auch nicht, dass es unbedingt weniger Probleme auf der Welt gäbe, wenn alle dieselbe Sprache sprechen würden. Das hat schon zwischen Kain und Abel nicht funktioniert!

"Alle sind gleich, aber manche sind gleicher." (George Orwell)

Wenn man sich Mühe gibt und es wirklich will, dann versteht man jeden anderen Menschen, egal ob man dieselbe Sprache spricht oder nicht. Ob man ihn dann aber "wirklich versteht", steht auf einem anderen Blatt.

:-) AstridDerPu

putzfee1  18.08.2023, 15:14

Sehr gute Antwort, dem ist nichts hinzuzufügen.

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Die meisten Sprachen würde ich nicht vermissen, wenn sie abgeschafft werden würden. Die Mehrheit von den ca 6000-7000 kenne ich ja sowieso nicht. Aber neben Englisch sollten mindestens Türkisch, Russisch und Italienisch bestehen bleiben, da mir die am besten gefallen. Von allen Songs seit 2000 sind über 90% der Titel die ich höre auf Türkisch, darum ist das sehr wichtig. Es würde sich sogar die Frage stellen, warum man Englisch übernehmen sollte und nicht eine meiner anderen Lieblingssprachen.

Was wäre wünschenswert daran, weltweites Kulturgut zu zerstören? Eine ziemlich ignorante Sichtweise, die du da an den Tag legst. Außerdem völlig überflüssig, weil die meisten Menschen bereits heute in der Lage sind, auf Englisch zumindest einigermaßen zu kommunizieren, und das in der Zukunft sicher noch mehr werden. Für alles weitere sorgen Übersetzungsprogramme und KI. Kein Grund also, der Sprachenvielfalt an den Kragen zu gehen.

Ganz genau, alle deutsch und gut ist.

fragenerd1999 
Fragesteller
 18.08.2023, 14:09

Ich sagte zwar englisch aber ok

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